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YÜ GUNG VERSETZT BERGE

Schlußrede des Vorsitzenden Mao Tse-tung
auf dem VII. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas
11. Juni 1945


Unser Parteitag ist sehr erfolgreich verlaufen. Wir haben drei Dinge erledigt. Erstens haben wir die Linie der Partei festgelegt: die Massen kühn mobilisieren, die Kräfte des Volkes verstärken, unter Führung unserer Partei die japanischen Eindringlinge besiegen, das ganze Volk befreien, ein neudemokratisches China aufbauen. Zweitens haben wir das neue Parteistatut angenommen. Drittens haben wir das leitende Organ der Partei - das Zentralkomitee - gewählt. Von nun an besteht unserer Aufgabe darin, die ganze Partei zur Verwirklichung der Parteilinie zu führen. Unser Parteitag ist der Parteitag des Sieges, der Parteitag der Geschlossenheit. Die Delegierten haben zu den drei entgegengenommenen Berichten wertvolle Meinungen geäußert. Viele Genossen übten hier Selbstkritik; ausgehend von der Einheit als Ziel, gelangten sie durch Selbstkritik zur Einheit. Unser Parteitag ist ein Vorbild an Geschlossenheit, ein Vorbild an Selbstkritik, ein Vorbild an innerparteilicher Demokratie.

Bei der Propagierung dieser Linie müssen wir erreichen, daß die gesamte Partei und das ganze Volk von der Zuversicht des Sieges der Revolution durchdrungen werden. Vor allem ist es notwendig, das politische Bewußtsein der Avantgarde zu heben, so daß sie fest entschlossen ist, keine Opfer scheut und alle Schwierigkeiten überwindet, um den Sieg zu erringen. Aber das genügt noch nicht; notwendig ist ferner, das politische Bewußtsein der breiten Volksmassen im ganzen Land zu entwickeln, so daß sie bereitwillig, freudig mit uns zusammen kämpfen, um den Sieg zu erringen. Das ganze Volk muß überzeugt sein, daß China dem chinesischen Volk gehört und nicht den Reaktionären. Es gibt ein altes chinesisches Gleichnis, die Parabel "Yü Gung versetzt Berge". Darin wird erzählt, daß in alten Zeiten im Norden Chinas ein Greis aus den Nördlichen Bergen namens Yü Gung ("Närrischer Greis") lebte. Den Weg, der von seiner Hautür nach Süden führte, versperrten zwei große Berge: der Taihang und der Wangwu. Yü Gung faßte den Entschluß, gemeinsam mit seinen Söhnen diese Berge mit Hacken abzutragen. Ein anderer Greis namens Dschi Sou ("Weiser Alter") lachte, als er sie sah, und meinte: "Ihr treibt aber wirklich Unfug; ihr paar Leute könnt doch unmöglich zwei solche riesigen Berge abtragen!" Yü Gung antwortete ihm: "Sterbe ich, bleiben meine Kinder; sterben die Kinder, bleiben die Enkelkinder, und so werden sich die Generationen in einer endlosen Reihe ablösen. Diese Berge sind zwar hoch, aber sie können nicht mehr höher werden; um das, was wir abtragen, werden sie niedriger: Warum sollten wir sie da nicht abtragen können?" Nachdem Yü Gang mit diesen Worten die falsche Auffassung Dschi Sous widerlegt hatte, machte er sich daran - ohne auch nur im geringsten zu schwanken - Tag für Tag die Berge abzutragen. Das rührte Gott, und er schickte zwei seiner Boten auf die Erde, die beide Berge auf dem Rücken davontrugen. Gegenwärtig lasten ebenfalls zwei große Berge schwer auf dem chinesischen Volk. Der eine davon heißt Imperialismus, der andere Feudalismus. Die Kommunistische Partei Chinas ist schon längst entschlossen, diese Berge abzutragen. Wir müssen unseren Entschluß beharrlich in die Tat umsetzen, wir müssen unermüdlich arbeiten, und wir werden Gott ebenfalls rühren. Und unser Gott ist niemand anders als die Volksmassen Chinas. Wenn sich das ganze Volk erhebt, mit uns gemeinsam diese Berge abzutragen, sollten wir sie da etwa nicht abtragen können?

Gestern habe ich im Gespräch mit zwei Amerikanern, die sich zur Heimkehr in die USA anschickten, erklärt, die amerikanische Regierung versuche uns zu unterminieren, doch wir würden das nicht zulassen. Wir widersetzten uns der Politik der amerikanischen Regierung, die darauf gerichtet ist, Tschiang Kai-schek zu unterstützen. Aber wir müssen erstens einen Unterschied machen zwischen dem amerikanischen Volk und der USA-Regierung und zweitens einen Unterschied machen zwischen denen, die in der amerikanischen Regierung die Politik bestimmen, und den einfachen Mitarbeitern. Ich sagte diesen zwei Amerikanern, richtet den Leuten in eurer Regierung aus, die die Politik bestimmen: Euch ist der Zutritt zu unseren befreiten Gebieten verboten, da eure Politik darauf abzielt, Tschiang Kai-schek im Kampf gegen die Kommunistische Partei zu unterstützen, und wir euch nicht trauen. Ihr könnt in die befreiten Gebiete kommen, wenn ihr damit die Absicht verfolgt, Japan zu schlagen, aber das muß vereinbart werden. Wir werden jedoch nicht zulassen, daß ihr nach Diebesart bei uns herumschnüffelt. Hurley hat sich bereits offen gegen ein Zusammenarbeit mit der Kommunistischen Partei Chinas erklärt; wenn dem aber so ist, warum wolltet ihr euch noch in unseren befreiten Gebieten herumtreiben?

Die Politik der amerikanischen Regierung, die auf die Unterstützung Tschiang Kai-scheks im Kampf gegen die Kommunistische Partei gerichtet ist, zeugt davon, daß die amerikanische Reaktion außer Rand und Band geraten ist. Doch die Versuche aller chinesischen und ausländischen Reaktionäre, den Sieg des chinesischen Volkes zu verhindern, sind zum Scheitern verurteilt. Im allgemeinen Strom der Weltereignisse ist jetzt die Demokratie die Hauptströmung, und die gegen die Demokratie auftretende Reaktion ist nur eine Gegenströmung. Die Gegenströmung der Reaktion versucht jetzt, die Hauptströmung der nationalen Unabhängigkeit und der Volksdemokratie zu überwinden, aber sie wird nie zur Hauptströmung werden. Gegenwärtig bestehen in der alten Welt, wie Stalin vor langer Zeit festlegte, nach wie vor die drei großen Widersprüche: erstens der Widerspruch zwischen dem Proletariat und der Bourgeoisie in den imperialistischen Ländern, zweitens der Widerspruch zwischen den imperialistischen Mächten, drittens der Widerspruch zwischen den kolonialen und halbkolonialen Ländern einerseits und den imperialistischen Metropolen andererseits. Diese drei Widersprüche existieren nicht nur nach wie vor, sondern haben sich in ihrer Entwicklung noch verschärft, sind noch größer geworden. Wenn es auch eine antisowjetische, antikommunistische, antidemokratische Gegenströmung gibt, so wird diese reaktionäre Gegenströmung, da die erwähnten Widersprüche vorhanden sind und sich entwickeln, eines Tages dennoch überwunden werden.

Zur Zeit finden in China zwei Kongresse statt: der VI. Nationalkongreß der Kuomintang und der VII. Parteitag der Kommunistischen Partei. Die Ziele dieser beiden Kongresse sind völlig verschieden: Der eine ist bestrebt, die Kommunistische Partei und die demokratischen Kräfte Chinas zu vernichten und auf diese Weise China in die Finsternis zurückzustoßen; der andere ist bestrebt, den japanischen Imperialismus und seine Lakaien - die feudalen Kräfte Chinas - zu zerschlagen, das neudemokratische China aufzubauen und auf diese Weise China zum Lichte zu führen. Diese zwei Linien kämpfen miteinander. Wir sind fest davon überzeugt, daß das chinesische Volk unter der Führung der Kommunistischen Partei Chinas den vollen Sieg erringen wird, während der konterrevolutionären Linie der Kuomintang die Niederlage gewiß ist.




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