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GEDICHTE DES VORSITZENDEN MAO TSE-TUNG




NOCH EINMAL HINAUF ZUM CHING-KANG BERG

1965, Mai


Solange hab ich in Wolken ein Ziel:
noch einmal hinauf zum Chingkang Berg.
An tausend Meilen, zu suchen den Ursprungsort;
der alte Anblick erneuert die Sicht.
Allerorten Pirolruf, Schwalbenflattern
auch gibt's, rauschen rauschend fließende Wasser,
die Höhenwege in Wolkenfetzen.
Erst vorbei an Huang-yang-chieh,
sind Gefahren nicht wert, sie anzusehn.
Wind und Donner erregt,
die Banner, die Fahnen entfaltet;
Menschen in ihrem Reich.
Achtunddreißig Jahre, sie sind vergangen -
Schnippen des Fingers, ein Augenblick.
Kannst aufwärts zum Neunten Himmel umfassen den Mond,
kannst abwärts zum Fünften Meer, ergreifen die Kröte;
Plaudern und Scherzen: Triumphlied der Rückkehr.
Auf Erden ist gar nichts schwierig zu tun,
ist nur der Wille da, hochzukommen.


VÖGEL IM ZWIEGESPRÄCH


1965, Herbst


Vogel Roch, der breitet die Flügel,
neunmal zehntausend Meilen
tost er, erregt einen rasenden Wirbelsturm.
Auf dem Rücken trägt er den blauen Himmel, unten sieht er
allüberall die Menschen in Städten, Orten.
Geschütze feuern hinauf zum Himmel,
Geschosse narben ringsum die Erde;
vor Schrecken kauert im Strauch der Spatz:
"Was ist los, was ist los, was geschehn?"
Kriegt den Mund nicht mehr zu: "Ich will wegfliegen, weg!"
"Darf ich fragen, wohin du gehst?"
Der Spatz hat die Antwort bereit:
"Dahin: Geisterberg, Jadeschloß.
Kennst du nicht die vorletztes Jahr bei Herbstmondschein
beschlossene Sache? Dreiervertrag.
Reichlich gibt es zu essen,
Kartoffeln siedend heiß,
obendrein noch Rindfleisch."
"Ach hör auf, diesen Wind zu lassen.
Schau lieber hin: Die Welt ist im Umsturz."


CHINGKANG BERG

1928, Herbst


Bergab die Banner, die Fahnen in Sicht,
bergauf die Trommeln, die Hörner im Ohr.
Vom Feind umzingelt, zahlloser Macht,
auf uns gestellt, stehn wir unbewegt.
Unnahbar bereits die Wehr, der Wall;
der Wille von allen noch festeres Fort.
Von Huang-yang-chieh wird Geschützdonner laut,
zu melden: Feind auf nächtlicher Flucht.


LOU-SHAN PASS

1935, Februar


Westwind, schneidend,
hoch am Himmel Wildgansruf, frostiger Frühmond.
Frostiger Frühmond:
von Pferden der Hufschlag, klirrend,
Trompetenschall, der verschluckt wird.
Heldenpaß; töricht zu sagen, er sei wie Eisen,
heute noch Schritt gefaßt, den Kamm überwunden.
Den Kamm überwunden:
azurne Berge, wie Meere,
erlöschende Sonne, wie Bluten.


DER LANGE MARSCH

1935, Oktober


Die Rote Armee verachtet, weit marschierend, das Leid,
zehntausend Gewässer, tausend Gebirge nur Müßiggang.
Fünf Bergzüge, Schlangenwege, ihr Anstieg ein Wellenspiel,
des Wu-meng Steinmassiv, ein Abstieg wie Erdgeröll.
Die Goldsandwasser: Gischt an bewölkte Klippen, erhitzt,
die Tatu Brücke: quer an Eisenketten, eiskalt.
Nur froher geworden im Min-shan, im Tausendmeilenschnee,
drei Heere: ihr Weg ist zu Ende, gelöst ist ihr Gesicht.


SCHNEE

1936, Februar


Nördliches Land in Sicht:
tausend Meilen eisige Starre,
zehntausend Meilen schneeverweht.
Schau: die große Mauer, beiderseits
geblieben nur Öde;
den Gelben Fluß hinauf, hinab
stocken die Wasser.
Die Grate tanzende Silberschlangen,
Bergkuppen eilende Elefanten,
möchten dem Himmel gleich sein an Höhe.
Warte, im Sonnenlicht
siehst du rote Gewänder, weiß innen,
maßloser Zauber.
Landschaft wie diese, überall lockend,
ließ unzählige Freier im Streit sich beugen.
Ach: Ch'in Shih-huang, Han Wu-ti -
beschränkt ihre Bildung;
T'ang T'ai-tsung, Sung T'ai-tsu -
gering ihr Geschmack.
Eines Zeitalters Himmelsstolz,
Dschingis Khan,
konnte nur Bogen schießen nach großen Adlern.
Alle dahin!
Zählst du auf frei gesonnene Menschen,
wende den Blick zum Heute.


GEKOMMEN NACH SHAO-SHAN

1959, Juni


Fern ist Erinnerung kaum, gebannt der vergängliche Strom:
meine Heimat zweiunddreißig Jahre zuvor.
Rote Fahnen, rotten zusammen der Fronbauern Speere,
schwarze Hände, halten oben der Zwingherren Peitsche.
Weil sie sich opfern, opfern zu vielen, erstarkt ihr Wille,
wagt Befehle an Sonne und Mond: schafft neue Tage.
Freudenblick: Reis und Bohnen, ein tausendfaches Gewoge;
rings im Lande die Helden, herab im Abenddunst.


GENOSSEN KOU MO-JO ERWIDERND

1963, 9.Januar


Klein, klein der Erdball,
gibt ein paar Fliegen, stoßen an Wände an.
Summen, summen:
einige laut erbittert,
einige lauthin klagend.
Ameisen auf der Akazie, dem Stolz ihres Großreichs,
Ameisen schütteln den Baum - gesagt wie leicht.
Jetzt, bei Westwind, fallen die Blätter hinab auf Ch'ang-an,
im Flug surren Pfeile.
Wieviel Aufgaben,
von Anfang an drängend;
Himmel- und Erddrehung,
die Zeit nötigt.
Zehntausend Jahre - allzu lange,
wetteifert früh bis spät.
Vier Meere aufgebäumt, Wolken und Wasser zornig,
fünf Erdteile bebend, Wind und Donner entfacht.
Müßt sie auskehrn, allesamt, die üblen Insekten:
nirgends sonst Feinde.







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