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Von den Redaktionen der "Renmin Ribao" (Volkszeitung) und
der Zeitschrift "Hongqi" (Rote Fahne)
(6. September 1963)
Mehr als ein Monat ist bereits verstrichen, seit das ZK der KPdSU am 14.
Juli einen Offenen Brief an die Parteiorganisationen aller Ebenen und alle
Kommunisten der Sowjetunion veröffentlichte. Dieser Offene Brief und
die seit seiner Veröffentlichung von der Führung der KPdSU getroffenen
Maßnahmen haben die chinesisch sowjetischen Beziehungen bereits an
den Rand der Spaltung gebracht und die Meinungsverschiedenheiten in der internationalen
kommunistischen Bewegung auf eine beispiellos ernste Stufe getrieben.
Gegenwärtig sind Moskau, Washington, Neu Delhi und Belgrad in Liebe
zueinander entbrannt, und in den sowjetischen Zeitungen und Zeitschriften
erscheinen ununterbrochen die phantastischsten Geschichten und Theorien mit
Angriffen gegen China. Die Führung der KPdSU hat sich offen vom Marxismus
Leninismus, vom proletarischen Internationalismus abgekehrt, offen die Deklaration
von 1957 und die Erklärung von 1960 zerrissen und offen gegen den chinesisch
sowjetisehen Freundschafts , Bündnis und Beistandsvertrag verstoßen,
indem sie sich mit den USA Imperialisten, den indischen Reaktionären
und Titos Verräterclique zum Kampf gegen das sozialistische China und
alle marxistisch leninistischen Parteien zusammentat.
Die heutigen Meinungsverschiedenheiten innerhalb der internationalen kommunistischen
Bewegung und zwischen der chinesischen und der sowjetischen Partei betreffen
eine Reihe von wichtigen, prinzipiellen Fragen. Das ZK der KP Chinas hat
bereits in seinem an das ZK der KPdSU gerichteten Schreiben vom 14. Juni
das Wesen dieser Meinungsverschiedenheiten systematisch und umfassend besprochen.
Das ZK der KP Chinas wies in seinem Schreiben darauf hin, daß die gegenwärtigen
Meinungsverschiedenheiten in der internationalen kommunistischen Bewegung
und zwischen der chinesischen und der sowjetischen, Partei letzten Endes
die Frage mit einschließen, ob an den revolutionären Prinzipien
der Deklaration von 1957 und der Erklärung von 1960, am Marxismus Leninismus
und am proletarischen Internationalismus festgehalten werden soll oder nicht,
ob man die Revolution will oder nicht, ob gegen den Imperialismus gekämpft
werden soll oder nicht, und ob die Einheit des sozialistischen Lagers und
der internationalen kommunistischen Bewegung erwünscht ist oder nicht.
Wie sind die Meinungsverschiedenheiten innerhalb der internationalen kommunistischen
Bewegung, zwischen der Führung der KPdSU und uns eigentlich entstanden?
Wie konnten sie denn einen solch bedenklichen Grad erreichen? Das sind Fragen,
die alle Menschen bekümmern.
Wir haben in "Woher die Differenzen?"
[1] in großen Zügen den
Ursprung und die Entwicklung der Meinungsverschiedenheiten in der internationalen
kommunistischen Bewegung beschrieben. Damals vermieden wir es absichtlich,
gewisses Tatsachenmaterial und besonders gewisse wichtige, die Führung
der KPdSU betreffende Fakten zu behandeln. Damit ließen wir der Führung
der KPdSU einigen Spielraum, obwohl wir bereit waren, wenn nötig, ein
volleres Bild zu geben und Recht von Unrecht zu scheiden. Jetzt, da das ZK
der KPdSU in seinem Offenen Brief so viele Lügen über den Ursprung
und die Entwicklung der Meinungsverschiedenheiten ausgestreut und die Wahrheit
völlig verdreht hat, sehen wir uns gezwungen, einige Tatsachen aufzuzählen,
um die Sache ausführlicher zu erklären.
Das ZK der KPdSU hat in seinem Offenen Brief nicht gewagt, seinen Parteimitgliedern
und den Volksmassen die Wahrheit zu sagen. Die Führer der KPdSU haben
nicht, wie es Marxisten Leninisten tun sollten, aufrichtig die Tatsachen
respektiert, sondern greifen, in ihrem starrsinnigen Versuch, der KP Chinas,die
Entstehung und die Verschärfung der Meinungsverschiedenheiten in die
Schuhe zu schieben, zu Methoden, wie sie bei bürgerlichen. Politikern
üblich sind. Sie haben die Tatsachen verdreht und Recht und Unrecht
vertauscht.
Lenin schrieb: "ln der Politik ist Ehrlichkeit Resultat der Stärke,
Heuchelei Resultat der Schwäche."
[2] Ehrlichkeit und Respekt für
Tatsachen sind ein Merkmal für die Haltung von Marxisten Leninisten.
Nur politisch Degenerierte leben von Lügen.
Tatsachen haben die größte Überzeugungskraft. Tatsachen sind
die besten Augenzeugen. Sehen wir uns also die Tatsachen an!
Ein Sprichwort sagt: Es dauert mehr als einen kalten Tag, bis der Fluß
drei Fuß tief einfriert. Selbstverständlich begannen die gegenwärtigen
Meinungsverschiedenheiten in der internationalen kommunistischen Bewegung
nicht erst heute.
Im Offenen Brief des ZK der KPdSU wird die Ansicht verbreitet, daß
die Meinungsverschiedenheiten in der internationalen kommunistischen Bewegung
durch die drei Artikel, die wir im April 1960 unter dem Titel. "Es lebe der
Leninismus!" veröffentlichten, hervorgerufen worden wären. Das
ist eine himmelschreiende Lüge.
Was sind denn nun eigentlich die Tatsachen?
Tatsache ist, daß die ganze Reihe prinzipieller Meinungsverschiedenheiten
in der internationalen kommunistischen Bewegung bereits vor mehr als sieben
Jahren aufkamen.
Konkret gesprochen, begannen sie mit dem XX. Parteitag der KPdSU im Jahre
1956.
Der XX. Parteitag der KPdSU war der erste Schritt der Führer der KPdSU
auf dem Weg zum Revisionismus. Vom XX. Parteitag bis heute hat der revisionistische
Kurs der Führer der KPdSU den ganzen Prozeß von seinem ersten
Auftreten über seine Formung und Weiterentwicklung bis zu seiner Systematisierung
durchgemacht. Durch einen ebensolchen graduellen Prozeß haben die Menschen
die revisionistische Linie der Führer der KPdSU immer gründlicher
verstehen gelernt.
Wir sind seit jeher der Meinung, daß viele der auf dem XX. Parteitag
der KPdSU über den gegenwärtigen internationalen Kampf und die
internationale kommunistische Bewegung aufgestellten Gesichtspunkte falsch
sind und dem Marxismus Leninismus widersprechen. Insbesondere die völlige
Negierung der Rolle Stalins unter dem Vorwand "Kampf gegen den Personenkult"
und die These des friedlichen Übergangs zum Sozialismus auf "parlamentarischem
Weg" sind zwei grobe, prinzipielle Fehler.
Die Kritik an Stalin, wie sie auf dem XX. Parteitag der KPdSU geübt
wurde, war sowohl dem Prinzip als auch der Methode nach falsch.
Stalins Leben war das eines hervorragenden Marxisten-Leninisten, das eines
hervorragenden proletarischen Revolutionärs. In den dreißig Jahren
nach Lenins Tod war Stalin der einflußreichste Führer der KPdSU
und der Sowjetregierung, wie auch der von der internationalen kommunistischen
Bewegung anerkannte Führer und Bannerträger der Weltrevolution.
Stalin hat in seinem Leben gewisse schwere Fehler begannen, aber diese Fehler
sind im Vergleich zu seinen enormen Verdiensten nur von sekundärer Bedeutung.
Stalin erwarb sich große Verdienste um die Entwicklung der Sowjetunion
und der internationalen kommunistischen Bewegung. In der im April 1956 veröffentlichten
Schrift "Über die historischen Erfahrungen der Diktatur des Proletariats"
stellten wir fest:
"Nach dem Tode Lenins wandte Stalin als Hauptführer der Partei und des Staates den Marxismus Leninismus schöpferisch an und entwickelte ihn. Im Kampf für die Verteidigung des Leninschen Erbes gegen die Feinde des Leninismus, die Trotzkisten, die Sinowjewleute und andere Agenten der Bourgeoisie brachte er den Willen des Volkes zum Ausdruck und war ein hervorragender Streiter für den Marxismus Leninismus. Wenn Stalin die Unterstützung des Sowjetvolkes gewonnen und eine große Rolle in der Geschichte gespielt hat, so vor allem deswegen, weil er zusammen mit den anderen Führern der Kommunistischen Partei der Sowjetunion die Leninsche Linie der Industrialisierung des Sowjetlandes und der Kollektivierung der Landwirtschaft verteidigte. Die Einhaltung dieser Linie durch die KPdSU führte dazu, daß in der Sowjetunion die sozialistische Ordnung siegte, schuf die Voraussetzung für den Sieg der Sowjetunion im Krieg gegen Hitler. All diese Siege des Sowjetvolkes entsprechen den Interessen der Arbeiterklasse der ganzen Welt und der ganzen fortschrittlichen Menschheit. Es ist deswegen ganz natürlich, daß der Name Stalin in der ganzen Welt hohen Ruhm genoß."
Es war notwendig, Stalins Fehler zu kritisieren. Aber in seinem Geheimbericht
auf dem XX. Parteitag der KPdSU hat Genosse Chruschtschow Stalin völlig
negiert und damit die Diktatur des Proletariats, das sozialistische System,
die große Kommunistische Partei der Sowjetunion, die große Sowjetunion
und die internationale kommunistische Bewegung verunglimpft. Weit davon entfernt
die Methode von Kritik und Selbstkritik einer revolutionären proletarischen
Partei anzuwenden und sorgfältig und seriös die historischen Erfahrungen
der proletarischen Diktatur zu analysieren und zusammenzufassen, behandelte
Chruschtschow Stalin wie einen Feind und schob ihm allein die Verantwortung
für alle begangenen Fehler zu.
In seinem Geheimbericht brachte Chruschtschow eine ganze Reihe Lügen
vor und griff zur übelsten Demagogie, er warf mit Behauptungen um sich,
Stalin hätte "unter Verfolgungswahn gelitten", hätte sich an die
"brutalste Willkür" gewöhnt, wäre "den Weg der Massenverfolgung
und des Terrors begangen", hätte "das Land und die Landwirtschaft lediglich
aus Filmen gekannt", hätte "seine strategischen Operationen auf einem
Globus geplant". Stalins Führerschaft wäre "ein großes Hindernis
in der Entwicklung der sowjetischen Gesellschaft geworden" usw. usf. Chruschtschow
leugnete alle hervorragenden Verdienste ab, die sich Stalin bei der Führung
des sowjetischen Volks im entschiedenen Kampf gegen innere und ausländische
Feinde, bei der sozialistischen Umgestaltung und beim sozialistischen Aufbau,
bei der Verteidigung und Festigung des ersten sozialistischen Staats der
Welt und bei der Erringung der großen Siege im antifaschistischen Krieg
sowie bei der Verteidigung und Entwicklung des Marxismus Leninismus erworben
hatte.
Die völlige Verleugnung Stalins durch Cruschtschow auf dem XX. Parteitag
der KPdSU bedeutete im Grunde die Verleugnung der proletarischen Diktatur
und der von Stalin verteidigten und entwickelten Grundtheorien des Marxismus-Leninismus.
Auf ebendiesem Parteitag begann Chruschtschow in seinem Bericht seine Abkehr
vom Marxismus Leninismus in einer Reihe prinzipieller Fragen.
Unter dem Vorwand, daß in der Welt "grundlegende Veränderungen"
vor sich gegangen seien, stellte Chruschtschow in seinem Bericht auf dem
XX. Parteitag der KPdSU die These des sogenannten "friedlichen Übergangs''
auf. Er sagte, der Weg der Oktoberrevolution wäre "unter jenen historischen
Bedingungen" der "einzig richtige Weg" gewesen. Aber da sich jetzt die Lage
geändert hätte, bestünde heute die Möglichkeit, "den
parlamentarischen Weg" für den Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus
zu benutzen. Diese falsche Ansicht ist ihrem Wesen nach eine offene Revision
der Lehren des Marxismus Leninismus über Staat und Revolution und eine
klare Verleugnung der allgemeingültigen Bedeutung des Wegs der Oktoberrevolution.
Chruschtschow gebrauchte in seinem Bericht den gleichen Vorwand, nämlich,
daß "grundlegende Veränderungen in der Welt vor sich gegangen"
seien, um die fortdauernde Gültigkeit von Lenins Lehren über Imperialismus
und über Krieg und Frieden in Frage zu stellen. In Wirklichkeit entstellte
er damit Lenins Lehre.
Chruschtschow sah in der Regierung der USA und ihrem Staatschef Leute, die
den kriegstreiberischen Kräften Widerstand leisten, und nicht Vertreter
der imperialistischen kriegstreibersichen Kräfte. Er sagte, daß
"die Anhänger kriegerischer Lösungen in den USA noch starke Positionen
behaupten, und daß diese Leute immer noch einen starken Druck auf den
Präsidenten und die Regierung ausüben". Er erklärte weiter,
die Imperialisten begännen zuzugeben, daß die Politik der Stärke
bankrott sei, und daß sich bei ihnen "Anzeichen einer gewissen Ernüchterung
bemerkbar machten". Das bedeutete also, es wäre für die Regierung
der USA und ihrem Staatschef möglich, nicht die Interessen der Monopolbourgeoisie
der USA zu vertreten, auf ihre Aggressions und Kriegspolitik zu verzichten
und eine Kraft zur Erhaltung des Friedens zu sein.
Chruschtschow erklärte: "Wir wollen Freundschaft und Zusammenarbeit
mit den USA auf dem Gebiet des Kampfes für Frieden und Sicherheit der
Völker sowie auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet." Gerade dieser
falsche Standpunkt hat sich später zur Linie der "Lösung von Weltfragen
durch Zusammenarbeit zwischen Sowjetunion und USA" entwickelt.
Chruschtschow entstellte Lenins richtiges Prinzip der friedlichen Koexistenz
von Staaten mit unterschiedlicher Gesellschaftsordnung und machte die friedliche
Koexistenz zur "Generallinie der Außenpolitik" der Sowjetunion. Das
bedeutete die Abtrennung der gegenseitigen Hilfe und Zusammenarbeit unter
den sozielischen Staaten und ihrer Unterstützung der unterdrückten
Völker und Nationen im revolutiolutionären Kampf von der Generallinie
ihrer Außenpolitik; oder daß all das der sogenannten Politik
der "friedlichen Koexistenz" untergeordnet wurde.
Die ganze Reihe von Fragen, die von der Führung der KPdSU auf ihrem
XX. Parteitag aufgeworfen wurden, insbesondere die Stalinfrage und die Frage
des sogenannten "friedlichen Übergangs", sind auf keinen Fall Fragen,
die lediglich die inneren Angelegenheiten einer Partei, der KPdSU, betreffen,
sondern lebenswichtige Fragen für alle Bruderparteien. Ohne irgendwelche
vorherige Beratungen mit den Bruderparteien zog die Führung der KPdSU
ihre eigenmächtigen Schlußfolgerungen, zwang die Bruderparteien,
vollendete Tatsachen anzunehmen, und schützte den "Kampf gegen den Personenkult"
vor, um sich aufs gröbste in die inneren Angelegenheiten der Bruderparteien
und Bruderstaaten einzumischen und deren Führung zu stürzen, und
so ihre eigene Politik des Sektierer und Spaltertums in der internationalen
kommunistischen Bewegung zu verbreiten.
Die Entwicklung in der Folgezeit zeigt mit immer größerer Deutlichkeit,
daß die Abkehr vom Marxismus Leninismus und seine Revision, die Abkehr
vom proletarischen Internationalismus durch die Führung der KPdSU aus
den obenerwähnten Fehlern erwuchsen.
Die KP Chinas ist konsequent dem XX. Parteitag der KPdSU gegenüber prinzipiell
anderer Meinung; die führenden Genossen der KPdSU sind sich darüber
völlig im klaien. Aber in dem Offenen Brief des ZK der KPdSU wird steif
und fest behauptet, daß die Kommunistische Partei Chinas früher
den XX. Parteitag der KPdSU voll und ganz unterstützt hat, daß
wir in der Einschätzung des XX. Parteitags der KPdSU "eine Wendung um
180 Grad" gemacht haben, daß wir in unserem Standpunkt "schwanken"
und "hin und her pendeln", daß unsere Äußerungen "Lügen"
sind.
Es wird den Führern der KPdSU nicht gelingen, mit der Hand den Himmel
zuzudecken. Lassen wir Tatsachen sprechen!
Tatsache ist, daß führende Genossen des ZK der KP Chinas nach
dem XX. Parteitag der KPdSU wiederholt während interner Besprechungen
die Fehler der Führer der KPdSU ernsthaft kritisiert haben:
Im April 1956, d. h. knapp zwei Monate nach dem XX. Parteittag der KPdSU, brachte Genosse Mao Tse tung in seinen Gesprächen mit Mikojan, Mitglied des Präsidiums des ZK der KPdSU, und mit dem Botschafter der Sowjetunion in China unsere Meinung zur Stalin Frage zum Ausdruck. Genosse Mao Tse tung wies nachdrücklich darauf hin, daß die "Verdienste Stalins größer als seine Fehler sind", und daß man Stalin "konkret analysieren" und "allseitig einschätzen müsse".
Am 23. Oktober 1956, als Genosse Mao Tse tung den Botschafter der Sowjetunion in China empfing, stellte er fest: "Stalin muß kritisiert werden. Aber über die Form der Kritik sind wir verschiedener Meinung. Es gibt da auch einige Fragen, in denen wir nicht einverstanden sind."
Am 30. November 1956, als Genosse Mao tse tung den Botschafter der Sowjetunion in China wieder empfing, wies er nochmals darauf hin: Der grundsätzliche Kurs und die Linie, als Stalin die Führung innehatte, waren richtig; man darf gegen die eigenen Genossen nicht Methoden wie gegen Feinde
anwenden.
In Gesprächen des Genossen Liu Schao tschi mit den Führern der KPdSU im Oktober 1956, in Gesprächen zwischen Genossen Tschou En Iai und der Delegation der KPdSU zum VIII. Parteitag der KP Chinas am 1. Oktober 1956, und in Gesprächen zwischen Genossen Tschou En lai und den Führern der KPdSU am 18. Januar 1957 wurde unsere Meinung zur Stalinfrage immer wieder dargelegt und die Fehler der Führer der KPdSU kritisiert.
Diese Fehler sind im wesentlichen folgende: Stalin gegenüber wurde "überhaupt keine allseitige Analyse vorgenommen"; den Führern der KPdSU fehlte es an Selbstkritik" und "sie hatten sich vorher nicht mit den Bruderparteien beraten".
Auch zur Frage des friedlichen Übergangs haben die führenden Genossen des ZK der KP Chinas während interner Gespräche mit den Genossen der KPdSU mehrmals unsere von der ihren abweichende Meinung dargelegt. Im November 1957 legte das ZK der KP Chinas dem ZK der KPdSU schriftlich eine "Übersicht der Anschauungen zur Frage des friedlichen Übergangs" vor, in der der Standpunkt der Kommunistischen Partei Chinas vollständig und eindeutig dargelegt wurde.
Die führenden Genossen des ZK der KP Chinas haben mehrmals bei internen Gesprächen mit den Genossen der KPdSU unseren Standpunkt zu den Fehlern, die auf dem XX. Parteitag der KPdSU begangen wurden, zur internationalen Lage und zur Frage der Strategie der internationalen kommunistischen Bewegung systematisch erläutert.
All das sind völlig klare Tatsachen. Wie kann dann die Führung
der KPdSU bewußt solche Lügen verbreiten und mit einem Federzug
die Tatsachen auslöschen?
Der Offene Brief des ZK der KPdSU hat den Zweck, diese wichtigen Tatsachen
zu verdecken, und entlehnt vereinzelte Worte und Sätze aus den Reden
der Genossen Mao Tse tung, Liu Schao tschi und Deng Hsiao ping, um zu beweisen,
daß die KP Chinas den XX. Parteitag der KPdSU völlig und restlos
bejaht habe. Das ist aber vergebliches Bemühen.
Die Tatsachen beweisen, daß die KP Chinas zu keiner Zeit und bei keiner
Gelegenheit den XX. Parteitag der KPdSU völlig bejaht hat. Sie war niemals
damit einverstanden, Stalin ganz und gar zu negieren, sie war auch niemals
einverstanden mit der Anschauung des friedlichen Übergangs zum Sozialismus
"auf parlamentarischem Weg".
Kurz nach dem XX. Parteitag der KPdSU, nämlich am 5. April 1956, veröffentlichten
wir den Artikel "Über die historischen Erfahrungen der Diktatur des
Proletariats". Am 29. Dezember 1956 brachten wir dann die Schrift "Mehr über
die historischen Erfahrungen der Diktatur des Proletariats" heraus. Diese
zwei Artikel analysierten umfassend das ganze Leben Stalins, stellten die
allgemeingültige Bedeutung des Weges der großen Oktoberrevolution
fest, faßten die historischen Erfahrungen der Diktatur des Proletariats
zusammen und übten taktvoll, aber sehr deutlich Kritik an den fälschen
Thesen des XX. Parteitags der KPdSU, wobei sie auch die antikommunistischen
Verleumdungen seitens des Imperialismus und der Reaktionäre widerlegten.
Sind diese Tatsachen nicht aller Welt bekannt?
Nach dem XX. Parteitag der KPdSU hat die KP Chinas das Bild von Stalin weiter
zusammen mit denen von Marx, Engels und Lenin, diesen großen revolutionären
Führern, aufgehängt. Ist das nicht auch eine der Welt bekannte
Tatsache?
Natürlich ist es auch notwendig, darauf hinzuweisen, daß wir damals,
der Einheit gegenüber dem Feind zuliebe und auch mit Rücksicht
auf die schwere Lage der Führer der KPdSU keine offene Kritik an den
Fehlern des XX. Parteitages der KPdSU übten, denn wir bedachten, daß
der Imperialismus und die Reaktionäre aller Länder die Fehler des
XX. Parteitags der KPdSU zu einer wütenden Hetzkampagne gegen die Sowjetunion,
gegen die Kommunisten und gegen die Völker benutzten, auch waren die
Führer der KPdSU damals noch nicht so weit vom Marxismus Leninismus
abgegangen, wie es heute der Fall ist. Zu jener Zeit hofften wir auch noch
aus ganzem Herzen, daß die Führer der KPdSU ihre Fehler korrigieren
würden. Deshalb bemühten wir uns stetig, die positiven Faktoren
dieses Parteitags herauszufinden, und unterstützten ihn vor der Öffentlichkeit,
wie es angemessen und notwendig war.
Dennoch wurde unser Standpunkt zum XX. Parteitag der KPdSU in den Reden der
führenden Genossen des ZK derKP Chinas hauptsächlich vom Positiven
und Prinzipiellen her dargelegt. Der offene Brief der KPdSU behauptet, Genosse
Liu Schao-tschi hätte in seinem politischen Bericht auf dem VIII. Parteitag
der KP Chinas den XX. Parteitag der KPdSU völlig und restlos bejaht.
Aber gerade in diesem Bericht erläuterte Genosse Liu Schao tschi die
Erfahrungen der chinesischen Revolution und erklärte, daß der
sogenannte "friedliche Übergang" falsch und ungangbar ist.
Im Offenen Brief des ZK der KPdSU wird behauptet, daß Genosse Deng
Hsiao ping in seinem Bericht über die Abänderung des Parteistatuts
auf dem VIII. Parteitag der KP Chinas den sogenannten "Kampf gegen den Personenkult"
des XX. Parteitags der KPdSU völlig bejaht habe. Aber gerade in diesem
Bericht erörterte Genosse Deng Hsiao ping die Probleme des demokratischen
Zentralismus und der Wechselbeziehungen zwischen Führer und Massen und
erläuterte den konsequent richtigen Arbeitsstil unserer Partei. Das
war in Wirklichkeit Kritik an den Fehlern, die auf dem XX. Parteitag der
KPdSU im sogenannten "Kampf gegen den Personenkult" begangen worden waren.
Was ist da falsch daran, wenn wir so handeln? Ist das nicht gerade die Haltung,
die eine marxistisch leninistische Partei, den Prinzipien und der Einheit
getreu, einnehmen muß?
Wie kann man behaupten, daß dieser konsequente, richtige Standpunkt
der KP Chinas zum XX. Parteitag der KPdSU "Schwanken", "Hin und Herpendeln",
"Lügen" und "eine Wendung um 180 Grad" bedeute?
Der Offene Brief des ZK der KPdSU erhebt diese Vorwürfe gegen uns, wahrscheinlich
weil man glaubt, unsere frühere Kritik sei nur wenigen Führern
der KPdSU bekannt; man könne sie daher ableugnen und die breite Masse
der Mitglieder der KPdSU und das Sowjetvolk betrügen. Aber gerade diese
Handlungsweise zeigt, welche Heuchler sie selbst sind!
Der Offene Brief des ZK der KPdSU trompetet die "hervorragenden Ergebnisse"
und "großartigen Ergebnisse" des XX. Parteitags der KPdSU aus.
Aber die Geschichte kann niemand revidieren. Wer nicht vergeßlich ist,
wird sich erinnern, daß die Fehler des XX. Parteitags der KPdSU keinesfalls
"hervorragende" oder "großartige Ergebnisse" nach sich gezogen haben.
Im Gegenteil, sie haben das Ansehen der Sowjetunion, das Ansehen der Diktatur
des Proletariats, das Ansehen des Sozialismus und Kommunismus geschädigt;
sie haben den Imperialisten und Reaktionären sowie allen anderen Feinden
des Kommunismus eine Chance gegeben und für die internationale kommunistische
Bewegung äußerst ernste und böse Folgen gezeitigt.
Damals jubilierten die Imperialisten und Reaktionäre aller Länder.
Sie entfachten in der ganzen Welt eine antisowjetische, antikommunistische
und volksfeindliche Kampagne. Für die USA Imperialisten war das Auftreten
der Führer der KPdSU gegen Stalin etwas "Beispielloses, das unseren
Zielen entgegenkam"
[3]. Sie lärmten, Chruschtschows Geheimbericht sei
eine "Waffe, um das Ansehen und den Einfluß der kommunistischen Bewegung
zu vernichten"
[4], und rühmten sich der Gelegenheit für die "friedliche
Umwandlung"
[5] der Sowjetunion.
Die Tito Clique gebärdete sich damals ebenfalls äußerst überheblich.
Unter der reaktionären Parole des "Kampfes gegen den Stalinismus" rannte
sie tollwütig gegen die Diktatur des Proletariats und die sozialistische
Gesellschaftsordnung an. Sie schrie, der XX. Parteitag der KPdSU hätte
für die "neue Tendenz", die von Jugoslawien ihren Ausgang nahm, "ziemlich
viele Faktoren geschaffen"; "jetzt handelt es sich darum, ob diese Linie
siegen oder die stalinistische Linie wieder die Oberhand gewinnen wird".
[6]
Die Trotzkisten, diese Feinde des Kommunismus, die in eine Sackgasse geraten
waren, rappelten sich damals auch wieder auf. In ihrem Aufruf "An alle Arbeiter
und Völker der Welt" behauptete die sogenannte IV. Internationale: "Da
die führenden Persönlichkeiten im Kreml die Verbrechen Stalins
selber eingestanden haben, haben sie ... den Kampf, den die trotzkistische
Weltbewegung beharrlich gegen den Verfall des Arbeiterstaats führt,
stillschweigend als völlig richtig anerkannt."
Die Fehler des XX. Parteitags der KPdSU haben in den Reihen der internationalen
kommunistischen Bewegung, ideologische Verwirrung und eine Hochflut
in der revisionistischen Strömung verursacht. In den kommunistischen
Parteien vieler Länder gegen Gruppen von Verrätern, zusammen mit
den Imperialisten, Reaktionären und der Tito Clique, den Marxismus Leninismus
und die internationale kommunistische Bewegung an.
Die hervorstechendsten Ereignisse dieser Zeit waren die Vorfälle in
den Beziehungen zwischen der Sowjetunion und Polen und der konterrevolutionäre
Putsch in Ungarn. Diese beiden Ereignisse unterscheiden sich ihrem Wesen
nach. Die Führung der KPdSU beging beide Male schwere Fehler. Die Führung
der KPdSU setzte Truppen ein, um sich die polnischen Genossen mit Gewalt
zu unterwerfen. Damit beging sie den Fehler des Großmacht Chauvinismus.
In dem kritisehen Moment als Budapest in die Hände der konterrevolutionären
ungarischen Kräfte gefallen war, hatte die Führung der KPdSU einstweilen
die Absicht, eine Kapitulationspolitik zu befolgen und so das sozialistische
Ungarn der Konterrevolution preiszugeben.
Diese von der Führung der KPdSU begangenen Fehler waren Wasser auf die
Mühle aller Feinde des Kommunismus, sie brachten vielen Bruderparteien
große Schwierigkeiten und der internationalen kommunistischen Bewegung
schweren Schaden.
In dieser Lage setzten sich die chinesischen Kommunisten, zusammen mit allen
Bruderparteien, die am Marxismus Leninismus festhielten, konsequent dafür
ein, die Angriffe der Imperialisten und Reaktionäre zurückzuschlagen,
das sozialistische Lager und die internationale kommunistische Bewegung zu
verteidigen. Wir traten konsequent für alle notwendigen Maßnahmen
ein, um den konterrevolutionären Putsch in Ungarn zu zerschlagen, und
waren entschieden dagegen, das sozialistische Ungarn im Stich zu lassen.
Wir waren konsequent für die Lösung von Fragen zwischen Bruderparteien
und Bruderländern nach den richtigen Prinzipien, für die Festigung
der Geschlossenheit des sozialistischen Lagers und gegen die falsche Handlungsweise
des Großmacht Chauvinismus. Zugleich machten wir große Anstrengungen,
um das Ansehen der KPdSU zu wahren.
Die Führung der KPdSU nahm damals unsere Vorschläge an. Am 30.
Oktober 1956 gab die sowjetische Regierung die "Deklaration zur Entwicklung
und weiteren Stärkung der Fundamente der Freundschaft und Zusammenarbeit
zwischen der Sowjetunion und den anderen sozialistischen Staaten" ab. In
dieser Deklaration übte sie Selbstkritik an gewissen Fehlern, die sie
früher in den Beziehungen mit den Bruderländern begangen, hatte.
Am 1. November gab die chinesische Regierung eine Erklärung ab, in der
sie die Deklaration der sowjetischen Regierung unterstützte.
Wir täten dies um der Interessen der internationalen kommunistischen
Bewegung willen. Damit gaben wir auch der Führung der KPdSU den Rat,
rechtzeitig eine Lehre daraus zu ziehen, ihre Fehler zu korrigieren und nicht
auf den Weg vom Marxismu Leninismus fort abzurutschen. Die späteren
Tatsachen haben aber bewiesen, daß wir uns damit den Haß der
Führer der KPdSU zugezogen haben, und daß ihnen die KP Chinas,
die unentwegt am proletarischen Internationalismus festhält, als das
größte Hindernis bei der Durchführung ihrer falschen Linie
erscheint.
Die Moskauer Beratung von Vertretern der kommunistischen und Arbeiterparteien
von 1957 wurde nach der Zerschlagung des massiven Angriffs der Imperialisten
und Reaktionäre aller Länder gegen die internationale kommunistische
Bewegung einberufen.
Im Offenen Brief des ZK der KPdSU wird gesagt, daß der XX. Parteitag
der KPdSU bei der Festlegung der Generallinie für die internationale
kommunistische Bewegung "eine gewaltige Rolle" spielte. Die Tatsachen zeigen
das gerade Gegenteil. Auf der Beratung der Bruderparteien im Jahr 1957 wurden
in vielen wichtigen prinzipiellen Fragen die Gesichtspunkte des XX. Parteitags
der KPdSU abgelehnt oder korrigiert.
In der bekannten Deklaration von 1957, die von der Moskauer Beratung angenommen
wurde, sind die Erfahrungen der internationalen kommunistischen Bewegung
zusammengefaßt, werden den kommunistischen Parteien gemeinsame Kampfaufgaben
gestellt, wird die allgemeingültige Bedeutung des Wegs der Oktoberrevolution
anerkannt, werden die für die sozialistische Revolution und den sozialistischen
Aufbau allgemeingültigen Gesetze umrissen und die Prinzipien für
die Beziehungen zwischen Bruderparteien und Bruderstaaten festgelegt. Die
auf dieser Beratung festgelegte Linie der internationalen kommunischen Bewegung
verkörpert die revolutionären Prinzipien des Marxismus Leninismus
und steht im Gegensatz zu den falschen, vom Marxismus Leninismus abweichenden
Ansichten des XX. Parteitags der KPdSU. Die in der Deklaration festgelegten
Prinzipien für die Beziehungen zwischen Bruderparteien und Bruderstaaten
verkörpern die Prinzipien des proletarischen Internationalismus und
stehen im Gegensatz zum Großmachtchauvinismus und Sektierertum der
Führung der KPdSU.
Die von Genossen Mao Tse tung geleitete Delegation der KP Chinas gab sich
während der Beratung die größte Mühe. Einerseits hatte
die Delegation der KP Chinas umfassende Konsultationen mit der Führung
der KPdSU und trat ihr, wo notwendig und angemessen, entgegen, um ihr bei
der Berichtigung ihrer Fehler zu helfen. Andrerseits tauschte die Delegation
wiederholt mit den Führern der anderen Bruderparteien Meinungen aus,
um ein für alle annehmbares Dokument zustande zu bringen.
Während dieser Beratung stand die Frage des Übergangs vom Kapitalismus
zum Sozialismus im Mittelpunkt der Diskussionen zwischen u ns und
der Delegation der KPdSU. Die Führung der KPdSU bestand in ihrem ursprünglichen
Deklarationsentwurf darauf, die falschen Anschauungen ihres XX.
Parteitags über den friedlichen Übergang in die Deklaration hineinzuzwängen.
In diesem Entwurf wurde nur der friedliche Übergang erwähnt, der
nichtfriedliche Übergang dagegen überhaupt nicht; der friedliche
Übergang wurde sogar beschrieben als "im Parlament die Mehrheit zu erringen,
und das Parlament aus einem Werkzeug der Diktatur der Bourgeoisie zu einem
Werkzeug der echten Volksmacht zu verwandeln". Das hieß in Wirklichkeit,
den Weg der Oktoberrevolution durch den sogenannten "parlamentarischen Weg"
zu ersetzen, wie ihn die Opportunisten der II. Internationale vorgeschlagen
hatten, und die Grundtheorien des Marxismus Leninismus über Staat und
Revolution zu revidieren.
Die KP Chinas wandte sich entschieden gegen die in dem von der Führung
der KPdSU vorgelegten Deklarationsentwurf enthaltenen irrigen Ansichten.
Wir legten unsere Meinung zu den beiden vom ZK der KPdSU unterbreiteten Entwürfen
dar und machten eine Reihe wichtiger, prinzipieller Anderungen, die wir als
unseren Abänderungsvorschlag vorlegten. Auf Grund unseres Abänderungsvorschlags
fanden mehrere Diskussionen zwischen den Delegationen der KP Chinas und der
KPdSU statt, und es wurde dann den Delegationen der anderen Bruderparteien
ein "von der KPdSU und der KP Chinas gemeinsam abgefaßter Deklarationsentwurf"
zur Diskussion vorgelegt.
Die dank den gemeinsamen Bemühungen der Delegation der KP Chinas und
der Delegationen der anderer, Bruderparteien auf der Beratung schließlich
angenommene Deklaration weist im Vergleich zum ersten Entwurf der Führung
der KPdSU zwei wichtige Abänderungen in der Frage des Übergangs
vom Kapitalismus zum Sozialismus auf. Erstens wird in der Deklaration, neben
der Möglichkeit des friedlichen Übergangs, auch auf den Weg des
nichtfriedlichen Übergangs hingewiesen und betont: "Der Leninismus lehrt
und die historische Erfahrung bestätigt, daß die herrschenden
Klassen die Macht nicht freiwillig abtreten." Zweitens, während von
der "Erringung einer stabilen Mehrheit im Parlament" die Rede ist, wird betont,
daß es notwendig ist, "einen umfassenden außerparlamentarischen
Massenkampf zu entfalten, den Widerstand der reaktionären Kräfte
zu brechen und die notwendigen Voraussetzungen für die friedliche Verwirklichung
der sozialistischen Revolution zu schaffen".
Trotz den genannten Abänderungen erschien uns die in der Deklaration
enthaltene Formulierung des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus
noch immer nicht zufriedenstellend. Nur aus Rücksicht auf die von den
Führern der KPdSU wiederholt zum Ausdruck gebrachte Hoffnung, die Formulierung
möge eine gewisse Verbindung mit der ihres XX. Parteitags zeigen, gaben
wir schließlich in diesem Punkt nach.
Aber schon damals überreichten wir dem ZK der KPdSU eine ausführliche
und deutliche Zusammenfassung der Ansichten der KP Chinas zur Frage des friedlichen
Übergangs. In dieser Zusammenfassung war folgendes betont:
"In der gegenwärtigen Situation der internationalen kommunistischen Bewegung ist es, von taktischen Gesichtspunkten ausgehend, vorteilhaft, den Wunsch nach dem friedlichen Übergang zu erwähnen. Aber es wäre nicht angebracht, die Möglichkeit des friedlichen Übergangs zu sehr zu betonen." "Man muß stets bereit sein, plötzlichen konterrevolutionären Überfällen Widerstand zu leisten und im kritischen Augenblick der Revolution, wenn die Arbeiterklasse die Staatsmacht an sich reißt, die Bourgeoisie mit Waffengewalt niederzuschlagen, wenn diese versucht, die Volksrevolution mit Waffengewalt zu ersticken, was allgemein gesagt unvermeidlich ist." "Die Mehrheit im Parlament zu gewinnen bedeutet nicht das gleiche wie die alte Staatsmaschine (hauptsächlich die bewaffneten Streitkräfte) zu zerschmettern und eine neue Staatsmaschine (hauptsächlich bewaffnete Streitkräfte) zu errichten. Solange die militärische und bürokratische Staatsmaschine der Bourgeoisie noch nicht zerschmettert ist, ist eine Mehrheit im Parlament für das Proletariat und seine zuverlässigen Verbündeten entweder unmöglich ... oder unverläßlich …"
(Siehe Anhang I)
Durch die gemeinsamen Anstrengungen der Delegation der KP Chinas
und der Delegationen der anderen Bruderparteien korrigierte die Deklaration
von 1957 die von der Führung der KPdSU auf ihrem XX. Parteitag aufgestellten
falschen Ansichten über den Imperialismus und die Frage von Krieg und
Frieden und fügte in einer ganzen Reihe von prinzipiellen Fragen hinzu.
Die wichtigsten dieser Ergänzugen waren: der USA Imperialismus ist das
Zentrum der Weltreaktion und der schlimmste Feind der Volksmassen; die Imperialisten
würden ihren eigenen Untergang heraufbeschwören, wenn sie einen
Weltkrieg vom Zaun brächen; die allgemeingültigen Gesetze für
die sozialistische Revolution und den sozialistischen Aufbau; das
das Prinzip Verbindung der allgemeingültigen Wahrheit des Marxismus
Leninismus mit der konkreten Praxis der Revolution und des Aufbaus
in den veschiedenen Ländern; die Wichtigkeit der Anwendung des dialektischen
Materialismus in der praktischen Arbeit; die Machtergreifung ist für
die Arbeiterklasse erst der Beginn der Revolution und nicht deren Vollendung;
die Lösung der Frage: wer wird siegen der Kapitalismus oder der Sozialismus?
wird eine ziemlich lange Zeitspanne erfordern; der bürger liche
Einfluß ist die innere Quelle des Revisionismus, das Kapitulantentum
gegenüber d em Imperialismus seine äußere Quelle,
usw. usf.
Gleichzeitig ging die Delegation der KP Chinas auch einige notwendige Kompromisse
ein. Neben der Formulierung der Frage des friedlichen Übergangs waren
wir mit dem Hinweis auf den XX. Parteitag der KPdSU nicht einverstanden und
legten Abänderungsvorschläge vor. Aber mit Rücksicht auf die
schwierige Lage, in der sich die Führung der KPdSU damals befand, bestanden
wir nicht auf diesen Änderungen.
Niemand konnte erwarten, daß diese Zugeständnisse, die wir mit
Rücksicht auf die allgemeinen Interessen machten, später von der
Führung der.KPdSU als Vorwand genommen würden, um die Differenzen
in der internationalen kommunistischen Bewegung zu verschlimmern und Spaltungen
herbeizuführen.
Jetzt werden im Offenen Brief des ZK der KPdSU die Beschlüsse des XX.
Parteitags der KPdSU immer wieder mit der Deklaration von 1957 gleichgesetzt,
im Versuch, die gemeinsame Linie der internationalen kommunistischen Bewegung
durch die falsche Linie des XX. Parteitags der KPdSU zu ersetzen. Wir haben
schon vor langem darauf hingewiesen und halten es jetzt für notwendig,
nochmals darauf hinzuweisen: Entsprechend dem Prinzip, daß alle Bruderparteien
unabhängig und gleichberechtigt sind, hat niemand das Recht, von anderen
Bruderparteien zu verlangen, die Parteitagbeschlüsse oder dergleichen
irgendeiner Bruderpartei anzunehmen; und die Beschlüsse eines Parteitags
gleich welcher Partei können nicht als die gemeinsame Linie der internationalen
kommunistischen Bewegung aufgefaßt werden und sind für andere
Bruderparteien nicht bindend. Nur der MarxismusLeninismus und die von den
Bruderparteien einmütig angenommenen Dokumente sind für uns und
alle anderen Bruderparteien bindend und sind die für uns und alle Bruderparteien
allgemeingültigen Prinzipien des Handelns.
Nach der Moskauer Beratung vom Jahr 1957 mit ihrer von allen Bruderparteien
einmütig angenommenen Deklaration hofften wir, daß die Führerschaft
der KPdSU der in dieser Deklaration festgelegten Linie folgen und ihre Fehler
korrigieren würde. Wir bedauern sagen zu müssen, daß, wider
unser Erwarten, wider die Erwartungen aller marxistischleninistischen Bruderparteien,
die Führer der KPdSU sich immer schwererer Verletzungen der revolutionären
Prinzipien der Deklaration und der Prinzipien für die Beziehungen zwischen
Bruderparteien und Bruderstaaten schuldig gemacht haben und immer weiter
von der Bahn' des MarxismusLeninismus und des proletarischen Internationalismus
abgegangen sind. Der Revisionismus der Führerschaft der KPdSU hat sich
immer, weiter entwickelt. Diese Entwicklung verschärfte die Meinungverschiedenheiten
in der internationalen kommunistischen Bewegung und brachte sie auf eine
neue Stufe.
In völliger Mißachtung der in der Deklaration von 1957 gemeinsam
gezogenen Schlußfolgerung, daß der USA Imperialismus der Feind
der Völker der ganzen Welt ist, haben die Führer der KPdSU mit
leidenschaftlichem Eifer die Zusammenarbeit mit den USA Imperialisten und
eine Lösung der Weltfragen durch die Staatschefs der Sowjetunion und
der USA gesucht. Besonders vor und nach den Gesprächen in Camp David
im September 1959 lobte Chruschtschow Eisenhower in den Himmel und nannte
ihn einen Mann, der "das absolute Vertrauen seines Volkes genießt"
[7] und "genau wie wir um die Erhaltung des Friedens besorgt ist"
[8]. Genossen
in der KPdSU machten laute Reklame für den sogenannten "Geist von Camp
David", von dem Eisenhower selbst nichts wissen wollte, und behaupteten,
das Treffen in Camp David sei eine "neue Epoche in den internationalen Beziehungen"
[9] und ein "Wendepunkt in der Geschichte"
[10].
Die Führerschaft der KPdSU kümmerte sich überhaupt nicht um
die revolutionäre Linie der Deklaration von 1957, und in den Reden Chruschtschows
sowie in Zeitungsartikeln wurde ihre revisionistische Linie der "friedlichen
Koexistenz", des "friedlichen Wettbewerbs" und des "friedlichen Übergangs"
mächtig propagiert. Die "Vernunft" und er gute Wille" der Imperialisten
wurden gepriesen, sie predigten "eine Welt ohne Waffen, ohne Armeen,
ohne Krieg"
[11] könne Wirklichkeit werden, auch wenn noch der größte
Teil der Welt der Herrschaft und Kontrolle des Imperialismus untersteht.
Es wurde gepredigt, die allgemeine und vollständige Abrüstung könne
für die ökonomische Entwicklung von Asien, Afrika und Lateinamerika
eine wahrhaft neue Epoche eröffnen [12] usw. usf.
Die Führung der KPdSU hat außerdem viele Bücher und Aufsätze
herausgegeben, in denen in einer Reihe von prinzipiellen Fragen der Philosophie,
Politökonomie, der Theorie des Sozialismus und Kommunismus, der Geschichte,
Literatur und Kunst die Grundprinzipien des Marxismus Leninismus revidiert,
ihrer revolutionären Seele beraubt und revisionistische Ideen verbreitet
werden.
Die Führung der KPdSU hat vor keinem Mittel zurückgescheut, um
internationalen demokratischen Organisationen ihre falschen Ansichten aufzuzwingen
und die richtige Linie dieser Organisationen zu verändern. Ein hervorstechendes
Beispiel war das Vorgehen der sowjetischen Genossen auf der Tagung des Generalrats
des Weltgewerkschaftsbundes im Juni 1960 in Peking.
Die Führung der KPdSU ließ die in der Moskauer Deklaration von
1957 festgelegten Prinzipien für die Beziehungen zwischen Bruderparteien
und Bruderländern völlig unberücksichtigt und suchte sich
mit ihrer zügellosen Tätigkeit gegen China bei den USA Imperialisten
in Gunst zu setzen. Die Führer der KPdSU betrachteten die KP Chinas,
die sich auch weiterhin an den Marxismus Leninismus hielt, als Hindernis
bei der Durchführung ihrer revisionistischen Linie. Sie glaubten, ihre
internen Probleme wären bereits gelöst und ihre eigene Stellung
"gefestigt", so daß sie ihre Politik "dem Feind gegenüber entgegenkommend,
dem Freund gegenüber unerbittlich" intensivieren könnten.
Im Jahr 1958 stellte die Führung der KPdSU unbillige For derungen,
um China unter ihre militärische Kontrolle zu bringen. Diese
Forderungen wurden von China zu Recht und mit Entschiedenheit abgelehnt.
Kurz darauf, im Juni 1959, zerriß die sowjetische Regierung
einseitig das zwischen China und der Sowjetunion im Oktober 1957 unterzeichnete
Abkom men über neue Technik in der Landesverteidigung und weigerte
sich, China die Baumuster einer Atombombe und die technischen Daten zu ihrer
Herstellung zur Verfügung zu stellen.
Bald darauf, am 9. September, gab die Führung der KPdSU, kurz vor der
Reise Chruschtschows nach den USA, trotz mehrmaligen Einspruchs von chinesischer
Seite, durch TASS eine übereilte Erklärung über die Vorfälle
an der chinesischindischen Grenze ab, mit der sie sich auf die Seite der
in Reaktionäre stellte. Damit brachten die Führer der KPdSU die
Differenzen zwischen der KP Chinas und der KPdSU vor die Weltöffentlichkeit.
Das Zerreißen des Abkommens über neue Technik in der Landesverteidigung
und die Erklärung über die Zusammenstöße an der chinesisch
indischen Grenze waren das Geschenk, das die Führer der KPdSU am Vorabend
von Chruschtschows Reise nach den USA Eisenhower darbrachten, um die USA
Imperialisten für sich einzunehmen und den "Geist von Camp David" ins
Leben zu rufen.
Die Führer der KPdSU und die sowjetische Presse richteten auch eine
Reihe giftiger Attacken gegen die Innen wie Außenpolitik der KP Chinas.
Bei fast jeder dieser Attacken war Chruschtschow der Anführer. Er ließ
durchblicken, daß der sozialistische Aufbau in China ein ganzes "Stadium
zu überspringen" versuche und "gleichmacherischer Kommunismus"
[13]
sei, und griff die chinesischen Volkskommunen als "in Wirklichkeit reaktionär"
[14]
an. In versteckten Anspielungen schmähte er China als kriegslüstern,
als des "Abenteurertums" [15] schuldig usw. Nach seiner Rückkehr von
den Besprechungen in Camp David ging er sogar so weit, China den amerikanischen
Plan von "zwei China" verkaufen zu wollen, und auf dem Staatsbankett zur
Feier des zehjährigen Gründungstags der Volksrepublik China hielt
er China eine Vorlesung, es solle nicht "die Stabilität des kapitalistischen
Systems mit Waffengewalt erproben".
Die revisionistische und spalterische Linie der Führung der KPdSU hat
in den Reihen der internationalen kommunistischen Bewegung große Verwirrung
hervorgerufen. Der USAImperialismus sollte bereits nicht mehr der schlimmste
Feind aller Völker der Welt sein, und Eisenhower wurde von manchen Kommunisten
als "Friedensbote" gefeiert. Der Marxismus Leninismus und die Moskauer Deklaration
von 1957 schienen bereits überholt.
Unter diesen Umständen und um den Marxismus Leninismus zu verteidigen,
die Moskauer Deklaration von 1957 zu wahren und die ideologische Verwirrung
in der internationalen kommunistischen Bewegung zu beseitigen, veröffentlichte
die KP Chinas im April 1960 der Artikel "Es lebe der Leninismus!" und zwei
weitere Artikel. Entsprechend unserem konsequenten Standpunkt: Befolgung
der Prinzipien und Wahrung der Einheit, legten wir in diesen drei Artikeln
nachdrücklich die revolutionären Auffassungen der Deklaration von
1957 und die Grundprinzipien des Marxismus Leninismus über Imperialismus,
über Krieg und Frieden, über die proletarische Revolution und die
Diktatur des Proletariats dar. Die in diesen drei Arlikeln vorgebrachten
Ansichten sind das gerade Gegenteil der vielen falschen Auffassungen, wie
sie von der Führung der KPdSU propagiert wurden. Mit Rücksicht
auf höhere Interessen übten wir aber auch damals keine offene Kritik
an Genossen der KPdSU, sondern richteten unsere Spitze gegen die Imperialisten
und die jugoslawischen Revisionisten.
Im Offenen Brief des ZK der KPdSU wird der Inhalt von "Es lebe der Leninismus!"
und den beiden anderen Artikeln auf alle mögliche Weise verdreht und
angegriffen. Doch fehlt diesen Angriffen jedes überzeugende Argument.
Wir möchten fragen: Hätten wir, wie die Dinge damals lagen, über
die so verbreiteten falschen Auffassungen und absurden Behauptungen schweigen
sollen? Haben wir nicht das Recht und die Pflicht, den Marxismus Leninismus
zu verteidigen und die Moskauer Deklaration von 1957 zu wahren?
Acht Tage nach der Veröffentlichung von "Es lebe der Leninismus!"
und den zwei weiteren Artikeln drang ein Flug zeug der USA vom Typ U 2 in
den Luftraum der Sowjetunion ein, und durch die Schuld der USA kam die Gipfelkonferenz
der vier Großmächte nicht zustande. Damit war auch der sogenannte
"Geist von Camp David" dahin. Die Entwicklung der Ereignisse hatte somit
die volle Richtigkeit unserer Argumente bewiesen.
Dem Erzfeind gegenüber war es für die Parteien Chinas und der Sowjetunion
sowie die Bruderparteien der ganzen Welt dringend notwendig, die Meinungsverschiedenheiten
zu, überwinden, ihre Einheit zu festigen und geschlossen gegen den Feind
anzutreten. Aber die Dinge entwickelten sich ganz gegen alle Erwartungen:
Im Sommer 1960 wurden die Differenzen innerhalb der internationalen kommunistischen
Bewegung verbreitert, gegen die Kommunistische Partei Chinas wurde eine riesige
Hetzkampagne angekurbelt, und die Führung der KPdSU dehnte die ideologischen
Meinungsverschiedenheiten der Parteien Chinas und der Sowjetunion auch auf
die zwischenstaatlichen Beziehungen aus.
Anfang Juni 1960 schlug das ZK der KPdSU vor, die Gelegenheit des III. Parteitags
der Arbeiterpartei Rumäniens, der für Juni in Bukarest geplant
war, zu einer Beratung von Vertretern der kommunistischen und Arbeiterparteien
der sozialistischen Länder ünd zum Meinungsaustausch über
die internationale Lage nach dem Fehlschlag der Gipfelkonferenz der vier
Großmächte durch die Schuld der USA zu benutzen. Die Kommunistische
Partei Chinas war mit der Idee einer so eilig einberufenen Beratung nicht
einverstanden, ebensowenig wie mit der Idee einer Beratung nur von Vertretern
der kommunistischen und Arbeiterparteien der sozialistischen sehen Staaten.
Wir machten den positiven Vorschlag, eine Beratung von Vertretern der kommunistischen
und Arbeiterparteien der Welt einzuberufen, und betonten, daß gründliche
Vorbereitungen nötig wären, um eine solche internationale Beratung
zu einem Erfolg zu machen. Unser Vorschlag fand die Zustimmung der KPdSU.
Beide Parteien erklärten sich einverstanden, daß die am III. Parteitag
der Arbeiterpartei Rumäniens teilnehmenden Vertreter der Bruderparteien
zur Vorbereitung dieser internationalen Konferenz zuerst nur über Zeit
und Ort der Konferenz ihre Meinung austauschen, aber keine Beschlüsse
fassen sollten.
In Bukarest jedoch brachen die Führer der KPdSU urplötzlich ihr
Wort und, statt die Spitze ihres Kampfes gegen den USA Imperialismus zu richten,
machten sie einen Überraschungsangriff auf die KP Chinas.
Die Bukarester Beratung von Vertretern der Bruderparteien fand vom 24. bis
26. Juni statt. Die in dem Offenen Brief des ZK der KPdSU enthaltene Beschreibung
dieser Beratung als ",kameradschaftliche Hilfe" für die KP Chinas ist
eine platte Lüge.
In Wirklichkeit hatte die von Chruschtschow geleitete Delegation der KPdSU
am Vorabend der Konferenz ein Informationsschreiben des ZK der KPdSU an das
ZK der KP Chinas vom 21. Juni unter die Vertreter einiger Bruderparteien
verteilt und anderen vorgelesen. In diesem Schreiben wurde die KP Chinas
in allen Belangen grundlos verleumdet und angegriffen. Dieses Schreiben war
das Antichinaprogramm der Führerschaft der KPdSU.
Auf der Beratung übernahm Chruschtschow die Führung, um den allseitigen
Angriff auf die Kommunistische Partei Chinas 2u organisieren. In seiner Rede
beschimpfte Chruschtschow die KP Chinas als "Wahnsinnige", als "begierig,
einen Krieg zu entfesseln", als Leute, die "die Fahne der imperialistischen
Monopolbourgeoisie erhoben haben", in der chinesisch indischen Grenzfrage
"rein nationalistisch" aufträten und gegen die KPdSU mit "trotzkistischen
Methoden" vorgingen. Manche Vertreter von Bruderparteien, den WinkenCruschtschows
gehorsam, folgten ihm mit einem Großangriff auf die KP Chinas, wobei
sie mit Bezeichnungen wie "Dogmatiker", "linke Abenteurer", "Pseudorevolutionäre",
"Sektierer" und "schlimmer als Jugoslawien" usw. usf. um sich warfen.
Die auf jener Beratung von Chruschtschow angekurbelte Hetzkampagne gegen
China war auch für viele Bruderparteien ein Überfall. Die Vertreter
einer Reihe von marxistisch-leninistischen Bruderparteien waren mit dieser
falschen Handlungsweise der Führerschaft der KPdSU nicht einverstanden.
Auf dieser Beratung weigerte sich die Delegation der Partei der Arbeit Albaniens,
dem von der Führung der KPdSU geschwungenen Befehlsstab zu gehorchen,
und trat entschieden gegen deren sektiererische Tätigkeit auf. Daraufhin
war die Partei der Arbeit Albaniens den Führern der KPdSU ein Dorn im
Auge. Die Schritte, die sie danach gegen die Partei der Arbeit Albaniens
unternahmen, wurden immer drastischer.
Kann man einen so abscheulichen Angriff, wie ihn die Führer der KPdSU
auf die KP Chinas unternahmen, etwa "kameradschaftliche Hilf Hilfe" nennen?
Natürlich nicht. Das war eine von den Führern der KPdSU wohlvorbereitete
chinafeindliche Inszenierung, ein ernster und grober Verstoß gegen
die Prinzipien, wie sie in der Deklaration von 1957 für die Beziehungen
zwischen Bruderparteien festgelegt worden waren. Es war die Großoffensive
der durch die Führer der KPdSU vertretenen Revisionisten gegen eine
marxistisch-leninistische Partei.
Unter diesen Umständen beantwortete die KP Chinas, zur Wahrung der marxistisch
leninistischen Positionen und der in der Deklaration festgelegten Prinzipien
für die Beziehungen der Bruderparteien, jeden Schlag der Führer
der KPdSU mit einem Gegenschlag. Mit Rücksicht auf die gemeinsamen Interessen
unterzeichnete die Delegation der KP Chinas auf der Konferenz in Bukarest
das Kommuniqué der Konferenz und veröffentlichte zugleich auf
Anweisung des ZK der KP Chinas, am 26. Juni 1960 eine schriftliche Erklärung.
Die Delegation der KP Chinas wies in dieser Erklärung darauf hin, welch
äußerst bedenklichen Präzedenzfall Chruschtschow mit seiner
Handlungsweise auf dem Treffen in Bukarest für die internationale kommunistische
Bewegung geschaffen hatte. Die Delegation erklärte feierlich:
"Es bestehen Differenzen zwischen uns und Genossen Chruschtschow in einer Reihe von Grundprinzipien des Marxismus Leninismus." "Das Schicksal der internationalen kommunistischen Bewegung wird durch die Forderungen und Kämpfe der Völker und dadurch bestimmt, daß sie sich vom Marxismus Leninismus; leiten läßt; es wird nie und niemals vom Befehlsstab gleich welchen Mannes entschieden werden." "Unsere Partei glaubt und folgt nur der Wahrheit des Marxismus Leninismus und wird sich niemals vor falschen Auffassungen, die dem Marxismus Leninismus zuwiderlaufen, beugen."
(Siehe Anhang II)
Die Führer der KPdSU fanden sich nicht damit ab, daß sie sich
in Bukarest die KP Chinas nicht gefügig machen konnten. Anschließend
an das Bukarester Treffen dehnten die Führer der KPdSU die ideologischen
Differenzen zwischen der KP Chinas und dei KPdSU durch eine Reihe von Schritten
auf die zwischenstaatlichen Beziehungen aus, um weiteren Druck auf China
auszuüben.
Im Juli beschloß die Sowjetregierung plötzlich einseitig, innerhalb
eines Monats alle in China tätigen sowjetischen Fachleute zurückzurufen,
und zerriß damit Hunderte von Abkommen und Kontrakten Einseitig wurde
von sowjetischer Seite her das beiderseitige Abkommen über die Herausgabe
der Zeitschrift "Drushba" durch China und der Zeitschrift "Sowjetisch Chinesische
Freundschaft" durch die Sowjwtunion sowie über deren Vertrieb annulliert,
ohne Grund wurde von der chinesischen Regierung die Abberufung eines Mitarbeiters
der chinesischen Botschaft in der Sowjetunion verlangt, an der chinesisch
sowjetischen Grenze wurden Unruhen provoziert,
Anscheinend meinten die Führer der KPdSU, sie brauchten nur ihren Befehlsstab
zu schwingen, eine Bande Rowdys für ein Kesseltreiben zu sammeln und
mächtigen politischen und wirtschaftlichen Druck anzuwenden, um die
KP Chinas zu zwingen, von deren marxistisch leninistischen, proletarisch-internationalistischem
Standpunkt abzugehen und sich ihren revisionistischen und großmacht
chauvinistischen Befehlen zu unterwerfen. Aber die langerprobte und gestählte
Kommunistische Partei Chinas und das chinesische Volk ließen sich weder
niederschlagen noch unterwerfen. Diejenigen, die sich einbildeten, sie könnten
uns durch eine gesteuerte Einkreisung und durch Unterdrucksetzung in die
Knie zwingen, hatten sich völlig verrechnet.
Die Einzelheiten der von den Führern der KPdSU in den Beziehungen zwischen
China und der Sowjetunion begangenen Sabotage werden wir in anderen Artikeln
eingehend behandeln. Hier wollen wir nur darauf hinweisen, daß der
Offene Brief des ZK der KPdSU China einerseits völlig fälschlich
beschuldigt, die ideologischen Differenzen auf die zwischenstaatlichen Beziehungen
ausgedehnt und den Handel zwischen den beiden Ländern abgebaut zu haben,
und andererseits absichtlich die Tatsachen verschweigt, daß die Sowjetregierung
selbst alle in China tätigen sowjetischen Fachleute zurückrief
und einseitig Hunderte von Abkommen und Kontrakten zerriß, und daß
es gerade diese einseitigen Aktionen der Sowjetunion waren, die den Rückgang
des Handels zwischen China und der Sowjetunion verursachten. Daß die
Führerschaft der KPdSU ihre Parteimitglieder und das Sowjetvolk so unverschämt
betrügt, ist wirklich traurig.
In der zweiten Hälfte des Jahres 1960 entbrannte in den Reihen
der internationalen kommunistischen Bewegung ein heißer Kampf rund
um die Beratung von Vertretern der kommunistischen und Arbeiterparteien.
Es war ein Kampf zwischen der Linie des Marxismus Leninismus und der Linie
des Revisionismus, zwischen der Politik der Einhaltung der Prinzipien und
Wahrung der Einheit einerseits und der Politik der Preisgabe der Prinzipien
und Spaltung andererseits.
Schon vor der Beratung der Bruderparteien gab es allerlei Anzeichen, daß
die Führer der KPdSU hartnäckig auf ihrem falschen Standpunkt bestanden
und bemüht waren, der internationalen kommunistischen Bewegung ihre
eigene falsche Linie aufzuzwingen.
Die Kommunistische Partei Chinas nahm diese Differenzen sehr ernst. Im Interesse
der internationalen kommunistischen Bewegung machten wir große Anstrengungen
und hofften, die Führer der KPdSU würden nicht zu weit auf ihrem
falschen Weg weitergehen.
Am 10. September 1960 beantwortete das ZK der KP Chinas das Informationsschreiben
des ZK der KPdSU vom 21. Juni. In dieser Antwort, die die Tatsachen klarstellte
und alles gründlich argumentierte wurde der Standpunkt des ZK der KP
Chinas systematisch anhand einer Reihe wichtiger, grundsätzlicher Fragen
der Weltlage und der internationalen kommunistischen Bewegung erläutert.
Die Angriffe der Führung der KPdSU auf uns wurden zurückgewiesen,
ihre falschen Ansichten wurden kritisiert, wobei dem ZK der KPdSU auch noch,
um die Differenzen beizulegen und zur Einheit zu gelangen, fünf positive.
Vorschläge unterbreitet wurden. (Über diese fünf Vorschläge
siehe Anhang III)
Im Anschluß daran entsandte das ZK der KP Chinas im September eine
Delegation nach Moskau, um mit der Delegation tion der KPdSU zu verhandeln.
Bei diesen Verhandlungen wies die Delegation der KP Chinas darauf hin, daß
die Führer der KPdSU den USA Imperialismus beschönigten, während
sie China mit Schmähungen bedachten, womit sie die ideologischen
Differenzen beider Parteien auf die zwischenstaatlichen Beziehungen übertrugen
und Feinde wie Brüder, Brüder wie Feinde behandelten. Immer wieder
ermahnte die Delegation der KP Chinas die Führer der KPdSU, ihren falschen
Standpunkt zu ändern und zu den Prinzipien für die Beziehungen
zwischen Bruderparteien und staaten zurfickzukehren, die Einheit zwischen
den Parteien Chinas und der Sowjetunion und den beiden Staaten zu festigen,
und so den gemeinsamen Feind zu bekämpfen. Aber die Führer der
KPdSU zeigten nicht die mindeste Bereitschaft, ihre Fehler zu korrigieren.
Ein heftiger Kampf wurde dadurch unvermeidlich. Dieser Kampf begann vorerst
im Redaktionsausschuß, in dem die Vertreter von sechsundzwanzig Bruderparteien
saßen, und der die Dokumente für die Beratung der Bruderparteien
vorbereitete. Danach erreichte der Kampf auf der Beratung von Vertretern
der einundachtzig Bruderparteien beispiellose Heftigkeit.
Bei den Sitzungen des Redaktionsausschusses in Moskau im Oktober versuchten
die Führer der KPdSU, ihren eigenen Entwurf für die Erklärung
der Beratung durchzudrücken, der eine ganze Reihe falscher Ansichten
enthielt. Dank dem prinzipienfesten Kampf der Delegationen der KP Chinas
und einiger anderer Bruderparteien nahm der ReJaktionsausschuß nach
hitziger Debatte eine Reihe wichtiger und prinzipieller Abänderungen
an dem von der KPdSU vorgelegten Erklärungsentwurf vor. In den meisten
Punkten des Erklärungsentwurfes wurde Übereinstimmung erreicht.
Aber in ihrem Bestreben, die Debatte fortzusetzen, lehnten die Führer
der KPdSU ein Übereinkommen über einige noch ausstehende wichtige
Differenzen ab, und als Chruschtschow von New York zurückkehrte, verwarf
er sogar die bereits getroffenen Vereinbarungen zu manchen Fragen.
Im November 1960 fand die Beratung der einundachtzig Bruderparteien in Moskau
statt. Ohne den Wunsch der Delegationen der Kommunistischen
Partei Chinas und vieler anderer Bruderparteien nach Beilegung der Differenzen
und Festigung der Einheit zu berücksichtigen, verteilte die
Führung der KPdSU am Vorabend der Beratung unter den in Moskau versammelten
Vertretern der Bruderparteien einen Brief von über 60 000 Wörtern,
in dem die Kommunistische Partei Chinas noch wüster als je angegriffen
wurde. Damit wurde ein noch schärferer Streit provoziert.
In einer derart anormalen Atmosphäre tagte also die Beratung von Vertretern
der einundachtzig Bruderparteien. Durch ihre verabscheuungswürdige Handlungsweise
brachten die Führer der KPdSU die Beratung an den Rand des Abbruchs.
Da sich jedoch die Delegationen der Kommunistischen Partei Chinas und einiger
anderer Bruderparteien zu den Prinzipien bekannten, standhaft kämpften
und die Einheit aufrechthielten, da auch die Mehrheit der Delegationen der
Bruderparteien für Einheit und gegen Spaltung waren, wurde auf dieser
Beratung letzten Endes Übereinstimmung erzielt und positive Resultate
gezeitigt.
In seinem Offenen Brief hat das ZK der KPdSU erklärt, daß die
Delegation der KP Chinas auf dieser Beratung "die Erklärung erst unterzeichnete,
als die Gefahr ihrer völligen Isolierung drohte". Auch das ist eine
Lüge.
Wie verhielten sich die Dinge wirklich?
Die Führung der KPdSU hatte tatsächlich vor und während der
Beratung eine Anzahl von Vertretern der Bruderparteien dazu angestiftet,
die Kommunistische Partei Chinas durch Angriffe einzukreisen. Ganz unverhohlen
wurde versucht, durch eine sogenannte Mehrheit die Delegation der Kommunistischen
Partei Chinas und die Delegationen anderer marxistisch leninistischer Bruderparteien
zu erdrücken und sie zur Annahme der revisionistischen Linie und des
revisionistischen Standpunkts der Führung der KPdSU zu zwingen. Aber
sowohl im Redaktionsausschuß der sechsundzwanzig Bruderparteien als
auch auf der Beratung der Vertreter von einundachtzig Bruderparteien waren
die Gewaltmethoden der sowjetischen Führer zum Scheitern verurteilt.
Tatsache ist, daß viele der falschen Ansichten im Erklärungsentwurf
der Führung der KPdSU abgelehnt wurden. Hier einige Beispiele:
Die falsche Ansicht der Führung der KPdSU, die friedliche Koexistenz
und der wirtschaftliche Wettbewerb seien die Generallinie der Außenpolitik
aller sozialistischen Staaten, wurde abgelehnt.
Die falsche Ansicht der Führung der KPdSU, daß durch die friedliche
Koexistenz und den friedlichen Wettbewerb eine neue Etappe in der allgemeinen
Krise des Kapitalismus hervorgerufen wird, wurde abgelehnt.
Die falsche Ansicht der Führung der KPdSU von der immer größeren
Möglichkeit des friedlichen Übergangs wurde abgelehnt.
Die falsche Stellungnahme der Führung der KPdSU gegen ein "Einzelgängertum"
der sozialistischen Länder, die in Wirklichkeit gegen die Politik der
sozialistischen Staaten, sich beim Aufbau in erster Linie auf die eigene
Kraft zu verlassen, gerichtet ist, wurde abgelehnt.
Die falsche Stellungnahme der Führung der KPdSU gegen sogenannte "Cliquentätigkeit"
und "Fraktionstätigkeit" innerhalb der internationalen kommunistischen
Bewegung wurde abgelehnt. In Wirklichkeit wurden damit von den Bruderparteien
Gehorsam dem Befehlsstab der Führung der KPdSU gegenüber und Verzicht
auf das Prinzip der Selbständigkeit und Gleichberechtigung in den Beziehungen
zwischen Bruderparteien sowie auf das Prinzip der Einstimmigkeit durch Konsultationen,
an deren Stelle die Praxis der Unterdrückung der Minderheit durch die
Mehrheit treten sollte, gefordert.
Die falsche Ansicht der Führung der KPdSU, die die ernste Gefahr des
modernen Revisionismus unterschätzte, wurde abgelehnt.
Tatsache ist, daß viele richtige Ansichten, die von der Delegation
der KP Chinas und den Delegationen anderer Bruderparteien zu wichtigen prinzipiellen
Fragen vorgebracht wurden, in der Erklärung Aufnahme fanden. Die Ansichten,
daß sich das Wesen des Imperialismus nicht geändert hat; daß
der USA Imperialismus der Feind der Völker der ganzen Welt ist; daß
gegen USA Imperialismus die breiteste Einheitsfront errichtet werden muß;
daß die nationale Befreiungsbewegung ein wichtiger Faktor bei der Verhütung
eines Weltkriegs ist; daß die national demokratische Revolution in
den neuen unabhängigen Ländern resolut zu Ende geführt werden
muß; daß die sozialistischen Staaten und die internationale Arbeiterbewegung
den nationalen Befreiungskampf unterstützen müssen; daß die
Arbeiterklasse und die Volksmassen in bestimmten entwickelten kapitalistischen
Ländern, die unter der politischen, wirtschaftlichen und militärischen
Herrschaft des USA Imperialismus stehen, den Hauptstoß gegen diese
Herrschaft sowie gegen das Monopolkapital und die anderen Kräfte der
inneren Reaktion, die die Interessen der Nation verraten, richten müssen;
daß unter Bruderparteien das Prinzip gelten muß, durch Konsultationen
zur Übereinstimmung zu gelangen; daß der Revisionismus, der den
Marxismus Leninismus seines revolutionären Geistes beraubt, bekämpft
werden muß; daß die Führer des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens
am Marxismus Leninismus Verrat geübt haben, usw. all diese Ansichten
wurden durch Annahme der Meinungen der Delegation der KP Chinas und der Delegationen
einiger anderer Bruderparteien in die Erklärung aufgenommen.
Natürlich muß man auch erwähnen, daß auch die Delegation
der KP Chinas und die Delegationen einiger anderer Bruderparteien gewisse
Zugeständnisse machten, nachdem die Führer der KPdSU damit einverstanden
waren, ihre falschen Ansichten, fallen zu lassen und die richtigen Ansichten
der Bruderparteien anzunehmen. So zum Beispiel gingen unsere Meinung über
die Frage des XX. Parteitags der KPdSU und über die Form des Übergangs
vom Kapitalismus zum Sozialismus auseinander, aber mit Rücksicht auf
die Bedürfnisse, der KPdSU und einiger anderer Bruderparteien gaben
wir unsere Zustimmung, in diesen zwei Fragen die gleiche Formulierung wie
in der Deklaration von 1957 zu gebrauchen. Aber schon damals teilten wir
der Führung der KPdSU in bezug auf die Formulierung über den XX.
Parteitag der KPdSU mit, daß wir nur noch diesmal Rücksicht nähmen,
in Zukunft aber eine solche Rücksicht nicht mehr nehmen würden.
All diese Tatsachen zeigen, daß sich der Kampf der beiden Linien in
der internationalen kommunistischen Bewegung von Anfang bis Ende durch die
Moskauer Beratung von 1960 hindurchzog. Die Fehler der Führung der KPdSU,
die auf dieser Beratung zutage traten, waren noch schlimmer als früher
geworden. Aus dem Erklärungsentwurf, den die Führer der KPdSU vorlegten,
und aus ihren Ansprachen auf dieser Beratung war deutlich zu ersehen, d aß
die falsche Linie, die die Führer der KPdSU den* Brude rteien aufzwingen
wollten, politisch hauptsächlich in solch falschen Auffassungen wie
"friedliche Koexistenz", "friedlicher Wettbewerb" und "friedlicher Übergang"
bestand, während diese Linie organisatorisch auf der falschen Politik
des Sektierertums und des Spaltertums beruhte. Es war eine revisionistische
Linie, die dem Marxismus Leninismus und dem proletarischen Internationalismus
zuwiderlief. Die Delegationen der Kommunistischen Partei Chinas und anderer
Bruderparteien, die am Marxismus-Leninismus festhielten, stellten sich entschieden
gegen diese Linie und verteidigten entschlossen die Linie des MarxismusLeninismus
und des proletarischen Internationalismus.
Das Ergebnis des Kampfes auf dieser Beratung war, daß die revisionistische
Linie und die revisionistischen Anschauungen der Führer der KPdSU im
wesentlichen zurückgewiesen wurden, und daß die marxistisch leninistische
Linie einen großen Sieg errang. Die revolutionären Prinzipien,
die in der auf dieser Beratung angenommenen Erklärung festgelegt wurden,
sind für die Bruderparteien der ganzen Welt eine scharfe Waffe im Kampf
gegen den Imperialismus, für den Weltfrieden, die nationale Befreiung,
die Volksdemokratie und den Sozialismus, gleichzeitig auch eine scharfe Waffe
für die Ma Marxisten Leninisten aller Länder in ihrem Kampf gegen
den modernen Revisionismus,
Auf dieser Beratung übten die Bruderparteien, die am Marxismus Leninismus
festhielten, strenge Kritik an einer Reihe falscher Auffassungen der Führung
der KPdSU und zwangen sie, viele korrekte Vorschläge der Bruderparteien
anzunehmen. Damit änderte sich die völlige anormale Situation,
wonach nicht die geringste Kritik an den Fehlern der Führer der KPdSU
zugelassen war und deren Wort als endgültig galt. Das war ein Ereignis
von großer historischer Bedeutung für die internationale kommunistische
Bewegung.
Im Offenen Brief des ZK der KPdSU wird behauptet, die Delegation der KP Chinas
sei auf dieser Beratung in "völlige Isolierung" geraten. Das ist ein
unverschämter Versuch der Führer der KPdSU, den Schlag ins Gesicht,
den sie sich selbst versetzt hatten, als Sieg auszudeuten.
Auf dieser Beratung wurden das Prinzip der Solidarität, das Prinzip
der Unabhängigkeit und Gleichberechtigung von Bruderparteien, das Prinzip,
Einmütigkeit durch Beratungen zwischen den Bruderparteien zu erreichen,
in die Praxis umgesetzt, während die Versuche der Führer
der KPdSU, sich die Minderheit mit Berufung auf die Mehrheit zu untwerfen
und den Bruderparteien ihre eigene Ansichten aufzuzwingen, zum Scheitern
gebracht wurden. Diese Beratung zeigte erneut, daß es für marxistisch
leninistische Parteien unumgänglich notwendig ist, bei der Beilegung
von Differenzen zwischen Bruderparteien den Prinzipien treu zu bleiben, im
Kampf beharrlich zu sein und die Einheit zu wahren.
Im Offenen Brief des ZK der KPdSU wird gesagt, daß "die
Führer der KP Chinas, als, sie ihre Unterschrift unter die Erklärung
vom Jahre 1960 setzten, nur manövrierten". Verhält sich das tatsächlich
so? Nein! Gerade im Gegenteil, nicht wir, sondern die Führung der KPdSU
manövrierte.
Eine Reihe von Tatsachen zeigt, daß den Führern der KPdSU;, auf
der Beratung der Bruderparteien im Jahre 1960 das Einverständnis mit
der Abänderung der in ihrem Erklärungsentwurf enthaltenen falschen
Thesen abgenötigt wurde. Sie nahmen auch nicht aufrichtig die korrekten
Ansichten der Bruderparteien an. Die Führer der KPdSU zeigten nicht
die geringste Achtung für das von den Bruderparteien einmütig angenommene
Dokument. Kaum war die Tinte auf den Unterschriften unter der Erklärung
von 1960 trocken geworden, begannen die Führer der KPdSU, diese Erklärung
zu sabotieren. Chruschtschow unterzeichnete am 1. Dezember im Namen des ZK
der KPdSU. 24 Stunden später sprach derselbe Chruschtschow auf dein
Bankett zu Ehren der Delegationen der Bruderparteien aller Länder von
Jugoslawien als einem sozialistischen Staat und verstieß damit gegen
die Vereinbarung zwischen den Bruderparteien.
Nach der Beratung von Vertretern der einundachtzig Bruderparteien wurde die
Führung der KPdSU, immer unverfrorener in ihrer Sabotage gegen die Deklaration
von 1957 und die Erklärung von 1960. Einerseits behandelte die Führung
der KPdSU den USA Imperialismus, der in der Erklärung von 1960 als Feind
aller Völker verurteilt wurde, als ihren Freund, befürwortete die
"Zusammenarbeit zwischen den USA und der Sowjetunion" und erklärte sich
bereit, gemeinsam mit Kennedy "dauerhafte Brücken des Vertrauens, des
gegenseitigen Verständnisses und der Freundschaft zu bauen".
[16] Andererseits
behandelte sie einige Bruderparteien und Bruderstaaten wie Feinde und verschlechterte
die Beziehungen zwischen der Sowjetunion und Albanien drastisch.
Auf dem XXII. Parteitag der KPdSU im Oktober 1961 trieb die Führung
der KPdSU ihre Hetzkampagne gegen den Marxismus Leninismus, zur Spaltung
des sozialistischen Lagers und der internationalen kommunistischen Bewegung
zu einem neuen Höhepunktvoran. Das war ein Meilenstein in der völligen
Systematisierung des Revisionismus der KPdSU seit dem XX. Parteitag allmählich
entwickelt hatte.
Auf diesem Parteitag startete die Führung der KPdSU einen massiven,
offenen Angriff gegen die Partei der Arbeit Albaniens. In seiner Rede rief
Chruschtschow sogar offen zum Sturz der führenden Genossen Enver Hoxha
und Mehmet Shehu auf. Damit schuf die Führung, der KPdSU den traurigen
Präzedenzfall, daß der Parteitag einer Partei zu offenen Angriffen
auf Bruderparteien benutzt wurde.
Auf diesem Parteitag vollbrachte die Führerschaft der KPdSU auch die
Großtat eines erneuten konzentrierten Angriffs auf Stalin, acht Jahre
nach dem Tod Stalins und fünf Jahre nach der endgültigen Ableugnung
seiner Verdienste auf dem XX. Parteitag der KPdSU.
Letzten Endes tat dies die Führung der KPdSU, um die Deklaration und
Erklärung über Bord zu werfen, sich gegen den Marxismus Leninismus
zu stellen und auf eine systematisch revisionistische Linie einzuschwenken.
Das neue Programm der KPdSU, das auf diesem Parteitag bestätigt wurde,
war der konzentrierte Ausdruck des Revisionismus der Führung der KPdSU.
Im Offenen Brief des ZK der KPdSU wird gesagt, daß die Linie des XXII.
Parteitags der KPdSU Auf den Beratungen der Vertreter der kommunistischen
Parteien gebilligt und in der Deklaration sowie der Erklärung zum Ausdruck
gebracht wurde". Ist das von der Führung der KPdSU nicht sehr nachlässig
gesagt? Wie kann man behaupten, daß ein Ereignis des Jahres 1961 auf
den Beratungen von Vertretern der kommunistischen und Arbeiterparteien im
Jahr 1960 und sogar, 1957 "gebilligt" und "zum Ausdruck gebracht" wurde?
Abgesehen von derart lächerlichem Selbstlob müssen wir uns zuerst
darüber klarwerden, was für ein Ding das auf dem XXII. Parteitag
der KPdSU gebilligte Programm der KPdSU eigentlich ist.
Selbst bei flüchtigem Studium des Programms der KPdSU und Chruschtschows
Berichts dazu ist es nicht schwer festzustellen, daß die Führung
der KPdSU ein durch und durch revisionistisches Programm aufgestellt hat,
das den Grundtheorien des Marxismus Leninismus und den revolutionären
Prinzipien der Deklaration und der Erklärung völlig widerspricht.
Dieses Programm steht in vielen wichtigen, prinzipiellen Fragen zu der Deklaration
von 1957 und der Erklärung von 1960 in Widerspruch. Viele falsche Ansichten
der Führung der KPdSU, die auf den Beratungen der Bruderparteien im
Jahre 1960 zurückgewiesen wurden, tauchen im Programm der KPdSU erneut
auf. Um Beispiele zu nennen: Die friedliche Koexistenz wird als das Hauptprinzip
der Außenpolitik bezeichnet, die Möglichkeit des friedlichen Übergangs
wird einseitig betont, die Richtlinie der sozialistischen Staaten, sich beim
Aufbau hauptsächlich auf die eigene Kraft zu verlassen, wird als "Einzelgängertum"
verurteilt usw.
Durch dieses Programm wird die falsche Linie der Führung der KPdSU seit
ihrem XX. Parteitag immer mehr in ein System gebracht. Den Hauptinhalt dieses
Programms bilden die sogenannte "friedliche Koexistenz", der "friedliche
Wettbewerb" und der "friedliche Übergang".
In diesem Programm wird die Lehre über die proletarische Revolution,
über die Diktatur des Proletariats und die Partei des Proletariats
der Kern des Marxismus Leninismus - aufs gröbste revidiert und erklärt,
daß die Diktatur des Proletariats in der Sowjetunion bereits nicht
mehr notwendig sei, daß sich der Charakter der KPdSU als Vortrupp des
Proletariats bereits geändert habe. Im Programm wird die absurde These
über den "Staat des ganzen Volkes" und "die Partei des ganzen Volkes"
aufgestellt.
In diesem Programm wird die marxistisch leninistische Lehre über den
Klassenkampf durch den Humanismus, und das Ideal des Kommunismus durch die
bürgerlichen Losungen: "Freiheit", "Gleichheit" und "Brüderlichkeit",
ersetzt.
Dieses Programm richtet sich gegen die Revolution der zwei Drittel der Gesamtbevölkerung
der Welt, die immer noch unter dem imperialistischen und kapitalistischen
System leben. Es hindert das andere Drittel der Gesamtbevölkerung der
Welt, das bereits den Weg des Sozialismus gegangen ist, an der Durchführung
der Revolution bis zum Endsieg. Es ist ein revisionistisches Programm
für die Beibehaltung und Restauration des Kapitalismus.
Die Kommunistische Partei Chinas ist entschieden gegen die Fehler des XXII.
Parteitags der KPdSU aufgetreten. Genosse Tschou En Iai, der Leiter der Delegation
der KP Chinas zu diesem Parteitag, legte bereits in seiner Ansprache den
Standpunkt unserer Partei dar und übte auch bei späteren Gesprächen
mit Chruschtschow und anderen Führern der KPdSU offene Kritik an den
Fehlern der Führung der KPdSU.
Beim Gespräch mit der Delegation der KP Chinas lehnte Chruschtschow
Kritik und Ratschläge der Delegation der KP Chinas rundweg ab und gab
sogar offen zu, die parteifeindliehen Elemente innerhalb der KP Chinas zu
unterstützen. In unverhohlener Weise stellte Chruschtschow fest, daß
die Führer der KPdSU die Hilfe der Bruderparteien noch brauchten, als
sie nach dem XX. Parteitag der KPdSU begannen, einen anderen Weg als den
Stalins zu gehen, und zwar den revisionistischen Weg. "Damals", sagte er
"war die Stimme der KP Chinas für uns von großer Bedeutung." "Aber
nun hat sich die Lage geändert", "jetzt geht es uns besser", "wir wollen
unseren eigenen Weg gehen."
Diese Worte Chruschtschows zeigen, daß die Führung der KPdSU bereits
entschlossen ist, weiter auf dem revisionistischen und spalterischen Weg
abzugleiten. Die verschiedenen kameradschaftlichen Ratschläge der Kommunistischen
Partei Chinas wurden überhaupt nicht berücksichtigt, die Führung
der KPdSU hat auch nicht im entferntesten die Absicht gezeigt, sich zu bessern.
Der Offene Brief des ZK der KPdSU will die Leute glauben machen,
die Führerschaft der KPdSU hätte nach dem XXII. Parteitag "neue
Versuche zur Normalisierung der Beziehungen mit der KP Chinas" und zur Festigung
der Geschlossenheit der Bruderparteien und staaten unternommen.
Das ist eine weitere Lüge.
Was ist denn der Sachverhalt?
Um ihre eigene systematisch revisionistische Linie, die dem Marxismus Leninismus
zuwiderläuft, durchzusetzen, hat die Führerschaft der KPdSU seit
dem XXII. Parteitag tatsächlich noch willkürlicher gegen die Prinzipien
für die Beziehungen zwischen Bruderpartelen und Bruderstaaten verstoßen
und eine Politik des Großmacht Chauvinismus, des Sektierer und Spaltertums
verfolgt. Das hat eine weitere Verschlechterung in den Beziehungen zwischen
China und der Sowjetunion mit sich gebracht und die Geschlossenheit der Bruderparteien
und staaten schwer geschädigt.
Die folgenden sind die wichtigsten Tatsachen, wie die Führerschaft der
KPdSU seit dem XXII. Parteitag die Einheit Chinas mit der Sowjetunion, die
Geschlossenheit der Bruderparteien und staaten zerstört hat:
Erstens: Die Führer der KPdSU haben versucht, ihre eigene
falsche Linie der internationalen kommunistischen Bewegung mit Gewalt aufzuzwingen
und die Deklaration und die Erklärung durch ihr eigenes revisionistisches
Programm zu ersetzen ihre eigene falsche Linie beschreiben sie als "die Gesamtheit
der leninistischen Politik in der internationalen kommunistischen Bewegung
der letzten Jahre",[17] ihr revisionistisches Programm nennen sie "ein wahres
Kommunistisches Manifest unserer Epoche"[18] und "das gemeinsame Programm"
der "kommunistischen und Arbeiterparteien sowie der Völker der Staaten
der sozialistischen Gemeinschaft"[19].
Jede Bruderpartei, die die falsche Linie und das falsche Programm der Führung
der KPdSU zurückweist, die sich an die marxistisch leninistischen Grundtheorien
und die revolutionären Prinzipien der Deklaration und Erklärung
hält, wird von der Führung der KPdSU als Feind betrachtet, den
man mit allen Mitteln bekämpfen, angreifen und schädigen kann,
dessen Führung man zu stürzen sucht.
Zweitens: Die Führung der KPdSU scheute nicht davor zurück,
die diplomatischen Beziehungen mit dem sozialistischen Albanien abzubrechen,
eine Handlungsweise, die in den Beziehungen zwischen Bruderparteien und
staaten beispiellos ist.
Drittens: Die Führung der KPdSU übt weiter Druck
auf China aus und fährt mit heimtückischen Angriffen auf die Kommunistische
Partei Chinas fort, In seinem Brief vom 22. Februar 1962 an das ZK der KP
Chinas klagte das ZK der KPdSU uns an, einen "besonderen Standpunkt" zu vertreten,
eine andere Linie als die gemeinsame Richtlinie der übrigen Bruderparteien
zu verfolgen, und rechnete uns auch unsere Unterstützung der marxistisch
leninistischen Partei der Arbeit Albaniens als Verbrechen an. Als Vorbedingung
für die Verbesserung der chinesisch sowjetischen Beziehungen wollten
die Führer der KPdSU die Kommunistische Partei Chinas zwingen, ihren
marxistisch leninistischen und proletarisch internationalistischen Stand
aufzugeben, die von ihr stets eingehaltene und den revolutionären Prinzipien
der Deklaration und Erklärung entsprechende Linie aufzugeben und die
falsche Linie der Führung der KPdSU wie auch ihre Verstöße
gegen die Prinzipien für die Beziehungen zwischen Bruderparteien und
staaten als eine bereits vollzogene Tatsache anzunehmen. Im Offenen Brief
des ZK der KPdSU wird mit seinen Briefen an das ZK der KP Chinas während
dieser Periode geprahlt, sowie damit, daß sich Chruschtschow im Oktober
1962 dem chinesischen Botschafter in der Sowjetunion gegenüber für
die Geschlossenheit ausgesprochen hätte, usw. In Wirklichkeit waren
das aber alles nur Mittel, um ihren schändlichen Zweck zu erreichen.
Viertens: Das ZK der KPdSU wies den Vorschlag der Bruderparteien
Indonesiens, Vietnams und Neuseelands ab, eine Beratung von Vertretern aller
Bruderparteien einzuberufen, ebenso die fünf positiven Vorschläge
zu Vorbereitungen für die Einberufung einer Beratung der Bruderparteien
die im Brief des Zk der KP Chinas an das ZK der KPdSU vom 7. April 1962
enthalten waren. Im Antwortschreiben des ZK der KPdSU an das ZK der KP Chinas
vom 31. Mai 1962 wurde sogar als Vorbedingung für die Verbesserung der
sowjetisch-albanischen Beziehungen und als Vorbedingung für die Einberufung
einer Beratung der Bruderparteien gefordert, die albanischen Genossen müßten
ihren Standpunkt aufgeben.
Fünftens: Im April und Mai 1962 entfaltete die Führerschaft
der KPdSU, in der Gegend um Ili mit Hilfe ihrer Organe und ihres Personals
im chinesischen Gebiet Sinkiang, eine breite subversive Tätigkeit, bei
der Zehntausende chinesischer Staatsbürger in die Sowjetunion gelockt
oder unter Zwang hinübergebracht wurden. Trotz wiederholten Protesten
und Vorstellungen der chinesischen Regierung hat es die sowjetische Regierung
unter dem Vorwand der "sowjetischen Gesetzlichkeit"[20] und "Humanität"[21]
abgelehnt, diese chinesischen Staatsbürger zu repatriieren. Diese Angelegenheit
ist bis heute noch nicht erledigt. Das ist ein wirklich erstaunlicher, in
den Beziehungen zwischen sozialistischen Ländern unerhörter Vorfall.
Sechstens: Im August 1962 informierte die sowjetische Regierung
China offiziell, die Sowjetunion würde mit den USA ein Abkommen zur
Verhütung der Verbreitung von Kernwaffen abschließen. Das war
ein Komplott der Sowjetunion und der USA, um ihr Kernwaffenmonopol zu erhalten
und China des Rechts zu berauben, sich Kernwaffen zur Verteidigung gegen
die nuklearen Drohungen der USA zu verschaffen. Die chinesische Regierung
legte dagegen wiederholt Protest ein.
Siebtens: Die Führerschaft der KPdSU ist immer eifriger
darauf bedacht, mit den USA Imperialisten politische Geschäfte zu machen.
Ihr ganzes Trachten ist, mit Kennedy ein reaktionäres Bündnis einzugehen,
sie scheuen sich nicht, die Interessen des sozialistischen Lagers und der
internationalen kommunistischen Bewegung zu opfern. Ein hervorstechendes
Beispiel dafür ist der Fehler der Führerschaft der KPdSU, den sie
mit ihrer Kapitulation während der Krise im Karibischen Meer beging,
als sie sich vor der nuklearen Erpressungspolitik des USA Imperialismus
beugte und die Forderung der USA-Regierung nach "internationaler Inspektion"
annahm, obwohl das eine Verletzung Souveränität Kubas darstellte.
Achtens: Die Führer der KPdSU sind immer eifriger dabei,
mit den indischen Reaktionären gemeinsame Sache zu machen. Sie sind
nach Kräften bemüht, mit Nehru ein reaktionäres Bündnis
gegen das sozialistische China einzugehen. Die Führer der KPdSU und
ihre Presse haben sich offen auf die Seite der indischen Reaktionäre
gestellt, China für seinen gerechten Stand im chinesisch indischen Grenzkonflikt
verurteilt und die Nehru Regierung in Schutz genommen. Zwei Drittel der wirtschaftlichen
Hilfe, die die Sowjetunion Indien gewährt hat, datieren nach dem Zeitpunkt,
an dem die indischen Reaktionäre die chinesisch indischen Grenzzusammenstöße
provozierten. Selbst nachdem die bewaffneten Zusammenstöße an
der chinesisch Indischen Grenze im Herbst 1962 bereits ein riesiges Ausmaß
angenommen hatten, gab die Führerschaft der KPdSU Indien auch weiterhin
militärische Hilfe.
Neuntens: Die Führer der KPdSU sind immer eifriger bemüht,
mit der jugoslawischen Tito Clique gemeinsame Sache zu machen, sie trachten
nach einem reaktionären Bündnis mit dem Verräter Tito gegen
alle marxistische leninistischen Parteien. Nach ihrem XX. Parteitag unternahm.
die Führerschaft der KPdSU eine Reihe von Schritten, um die Tito Clique
zu rehabilitieren, und zerriß so ganz offen die Erklärung von
1960.
Zehntens: Seit November 1962 haben die Führer der KPdSU
noch heftigere weltweite Angriffe gegen die Kommunistische Partei Chinas
und andere marxistisch leninistische Parteien unternommen und eine neue widrige
Strömung zur Spaltung des sozialistischen Lagers und der internationalen
kommunistischen Bewegung erzeugt. Chruschtschow hielt eine Rede nach der
anderen, die sowjetische Presse veröffentlichte Hunderte von langen
Artikeln, die in einer ganzen Reihe von Fragen die KP Chinas angriffen. Unter
dem Diktat der Führer der KPdSU wurden die Parteitage der Bruderparteien
in fünf Ländern - Bulgarien, Ungarn, Tschechoslowakei, Italien
und DDR zur Bühne für chinafeindliche Ausfälle, und über
40 Bruderparteien veröffentlichten Beschlüsse, Erklärungen
und Artikel, die gegen die KP Chinas und die anderen marxistisch-leninistischen
Parteien zu Felde zogen.
Die hier angeführten Tasachen können von.den Führern der KPdSU
unmöglich geleugnet werden. Diese ehernen Tatsachen beweisen, daß
die "neuen Versuche", die sie nach, dem XXII. Parteitag der KPdSU machten,
nicht auf die Verbesserung der Beziehungen zwischen China und der Sowjetunion
und auf die Verstärkung der Einheit zwischen den Bruderparteien und
staaten abzielten, sondern im Gegenteil darauf gerichtet waren, noch weiter
mit dein USA Imperialismus, mit den indischen Reaktionären und der Verräterclique
Titos zu paktieren, die Spaltung im sozialistischen Lager und in der internationalen
kommunistischen Bewegung noch zu vergrößern.
Angesichts dieser ernsten Lage sah sich die Kommunistische Partei Chinas
gezwungen, die Angriffe einiger Bruderparteien öffentlich zu beantworten.
Vom 15. Dezember 1962 bis 8. März 1963 haben wir sieben solcher Antworten
veröffentlicht. In diesen Artikeln ließen wir immer noch einen
gewissen Spielraum und kritisierten die Führer der KPdSU nicht offen
und beim Namen.
Obwohl die Beziehungen zwischen China und der Sowjetunion infolge der von
der Führerschaft der KPdSU begangenen Fehler ernstlich verschlechtert
wurden, erklärte sich die Kommunistische Partei Chinas dennoch damit
einverstanden, eine Delegation zu Verhandlungen zwischen der KP Chinas un
der KPdSUnach Moskau zu senden. Um einen systematischen Meinungsaustausch
zu ermöglichen, machte die KP Chinas in ihrem Antwortschreiben an das
ZK der KPdSU vom 14. Juni d. J. ihren Vorschlag zur Generallinie
kommunistischen Bewegung der internationalen kommunistischen Bewegung.
Die dann folgenden Ereignisse. zeigten, daß die Führerschaft der
KPdSU überhaupt keinen guten Willen zur Beilegung der Differenzen und
zur Stärkung der Einheit hatte, sondern die Verhandlungen zwischen der
KP Chinas und der KPdSU nur als Rauchvorhang benutzte, um die Beziehungen
China und der Sowjetunion weiter zu verschlechtern.
Kurz vor den Verhandlungen zwischen der KP Chinas und der KPdSU griffen
die Führer der KPdSU in Erklärungen und Beschlüssen die
Kommunistische Partei Chinas offen und mit Namen an. Gleichzeitig wurden
Mitarbeiter der chinesischen Botschaft in der Sowjetunion und chinesische
Aspiranten widerrechtlich des Landes verwiesen.
Am 14. Juli, während die Verhandlung en zwischen der KP Chinas
und der KPdSU noch im Gange waren, und am Vorabend der Besprechungen zwischen
den USA, Großbritanien und der Sowjetunion veröffentlichte die
Führung der KPdSU in größter Eile ihren Offenen Brief an
die Parteiorganisationen aller Ebenen und alle Kommunisten der Sowjwtunion,
in dem die KP Chinas völlig rücksichtslos angegriffen wurde. Das
war wieder ein "wertvolles" Geschenk, mit dem sich die Führer der KPdSU
bei den USA Imperialisten lieb Kind machen wollten.
Im Anschluß daran unterzeichnete die Führerschaft der KPdSU in
Moskau mit den USA und Großbritannien, den Vertrag über die teilweise
Einstellung der Kernwaffenversuche und gab damit offen die Interessen des
Sowjetvolks, des sozialistischen Lagers und damit auch die Interessen des
chinesischen Volks sowie die Interessen aller friedliebenden Völker
preis. Die dauernden Kontakte zwischen der Sowjetunion und Indien, der "Urlaub",
den Chruschtschow in Jugoslawien verbrachte, die wütende Hetzkampagne
sowjetischer Zeitungen gegen China all diese Ereignisse zeigen deutlich,
daß sich die führenden Funktionäre der KPdSU, ohne Rücksicht
auf die Folgen, mit dem Imperialismus, den Reaktionären aller Länder
und der Tito Verräterclique gegen die sozialistischen Bruderstaaten
und die marxistisch leninistischen Bruderparteien zusammentun. Damit enthüllt
sich die revisionistische, spalterische Linie der Führerschaft der KPdSU
in voller Klarheit.
Heute macht der "chinafeindliche Chor" der Imperialisten, Reaktionäre
und Revisionisten einen großen Spektakel. Unter Chruschtschows Leitung
wird der Feldzug gegen den Marxismus Leninismus. zur Spaltung des sozialistischen
Lagers und der internationalen, kommunistischen Reihen mit immer größerem
Aufwand betrieben.
Wir haben in den vorangehenden Teilen dieses Artikels einen detaillierten
Rückblick auf den Ursprung und die Entwicklung der Meinungsverschiedenheiten
geworfen. Unser Zweck dabei ist, die Tatsachen, die im Offenen Brief des
ZK der KPdSU entstellt wurden, aufzuklären und sowohl unseren Parteimitgliedern
und unserem Volk als auch den Marxisten Leninisten und den revolutionären
Völkern der ganzen Welt die Möglichkeit zu geben, die Wahrheit
kennenzulernen.
Die Tatsachen der letzten sieben Jahre zeigen deutlich: Die Meinungsverschiedenheiten
zwischen der chinesischen und der sowjetischen Partei und in der internationalen
kommunistischen Bewegung sind nur deshalb entstanden, weil die Führung
der KPdSU sich vom Marxismus Leninismus und von den revolutionären Prinzipien
in der Deklaration von 1957 und der Erklärung von 1960 abgekehrt und
eine revisionistische, spalterische Linie in der internationalen kommunistischen
Bewegung verfolgt hat. Der Prozeß, währenddessen die Führer
der KPdSU auf dem Weg des Revisionismus und Spaltertums immer weiter abgeglitten
sind, ist auch der Prozeß der Ausdehnung und Verschärfung der
vorhandenen Meinungsverschiedenheiten.
Die Tatsachen der vergangenen sieben Jahre zeigen deutlich: Die gegenwärtigen
Meinungsverschiedenheiten in der Internationalen kommunistischen Bewegung
sind Differenzen In der Frage des Festhaltens an der marxistisch leninistischen
Linie oder an der revisionistischen Linie. Weiter handelt es sich um die
Frage, ob man eine revolutionäre Linie oder eine nichtrevolutionäre
und konterrevolutionäre Linie befolgen soll, ob man die antiimperialistische
Linie oder die Linie der Kapitulation vor dem Imperialismus einhalten soll,
ob man weiter auf dem proletarischen Internationalismus oder auf Großmacht
Chauvinismus, Sektierer und Spaltertum bestehen soll.
Die Tatsachen der vergangenen sieben Jahre zeigen weiter deutlich: Der Weg,
den die Führer der KPdSU beschritten haben, ist der Weg des Zusammengehens
mit den Imperialisten im Kampf gegen den Sozialismus, des gemeinsamen Kampfs
mit den USA gegen China, mit den Reaktionären aller Länder gegen
die Völker der Welt, der gemeinsamen Sache mit der Verräterclique
Titos gegen die marxistisch leninistischen Bruderparteien. Durch diese falsche
Linie der Führung der KPdSU haben die Fluten des Revisionismus bereits
die internationale Arena überschwemmt und die internationale kommunistische
Bewegung der ernsten Gefahr einer Spaltung wie nie zuvor ausgesetzt. Diese
falsche Linie fügt dem Kampf aller Völker für den Weltfrieden,
für die nationale Befreiung, die Volksdemokratie und den Sozialismus
gewaltigen Schaden zu.
Die Tatsachen der letzten sieben Jahre zeigen weiter deutlich: Die Kommunistische
Partei Chinas hat die größten Anstrengungen unternommen, um es
nicht zu einer Verschlechterung der Lage kommen zu lassen, um auf den Prinzipien
zu beharren, um die Meinungsverschiedenheiten beizulegen, die Einheit zu
stärken und gemeinsam gegen den Feind anzutreten. Wir haben größte
Zurückhaltung bewiesen und unser möglichstes getan.
Die Kommunistische Partei Chinas hat stets die Wichtigkeit der Einheit zwischen
der chinesischen und der sowjetischen Partei, zwischen unseren beiden Staaten
betont. Die KP Chinas hat die vom großen Lenin gegründete Kommunistische
Partei der Sowjetunion stets hochgeachtet. Wir hegen die größte
proletarische Zuneigung zur großen KPdSU und zum großen Sowjetvolk.
Wir freuen uns über jeden Erfolg, den die KPdSU und das Sowjetvolk erringen,
und sind durch alle von der Führung der KPdSU begangenen Fehler, die
dem sozialistischen Lager und der internationalen kommunistischen Bewegung
schaden, schmerzlich berührt.
Die chinesischen Kommunisten haben nicht erst heute die Fehler der Führer
der KPdSU entdeckt. Schon seit dem XX. Parteitag der KPdSU haben wir mit
Besorgnis diese Entwicklung verfolgt, in deren Verlauf die Führer der
KPdSU den Weg des Revisionismus beschnitten haben.
Angesichts dieser ernsten Lage hat sich unsere Partei ziemlich lange Zeit
hindurch wiederholt gefragt: Was tun?
Wir haben uns gefragt, ob wir der Führung der KPdSU folgen und ihren
Wünschen entsprechend handeln sollten. Selbstverständlich würde
das den Führern der KPdSU Freude machen; aber würden wir damit
nicht selbst zu Revisionisten?
Wir haben uns weiter gefragt, ob wir zu den Fehlern de Führer der KPdSU
schweigen sollten. Wir sind der Ansicht, daß die Fehler der Führung
der KPdSU nicht zufällig, vereinzeltund unwichhtig sind, sondern eine
Reihe von prinzipiellen Irrtümern darstellen die den Interessen
des gesamten sozialistischen Lagers und der internationalen kommunistischen
Bewegung schaden. Wie können wir als Mitglieder in den Reihen der internationalen
kommunistischen Bewegung Fehlern wie denen der Führung der KPdSU gegenüber
gleichgültig bleiben oder sie mit Schweigen übergehen? Würden
wir in diesem Fall nicht unsere Pflicht, den Marxismus Leninismus und proletarischen
Internationalismus zu verteidigen, vernachlässigen?
Wir haben auch in Erwägung gezogen, daß unsere Kritik an den Fehlern
der Führung der KPdSU rachsüchtige Gegenschläge nach sich
ziehen würde, die unvermeidlich dem sozialistischen Aufbau Chinas erheblichen
Schaden zufügen könnten. Dürfen aber Kommunisten, einen national
egoistischen Standpunkt einnehmen und aus Furcht vor Vergeltung nicht wagen,
der Wahrheit treu zu bleiben? Dürfen Kommunisten mit Prinzipien Schacher
treiben?
Wir haben auch die Tatsache berücksichtigt, daß die KPdSU von
Lenin gegründet wurde, eine Partei des ersten sozialistischen Staates
ist, die in der internationalen kommunistischen Bewegung und unter den Völkern
der ganzen Welt gewaltiges Ansehen genießt. Daher übten wir eine
ziemlich lange Zeit hindurch besondere Zurückhaltung und Geduld bei
unserer Kritik an der Führung der KPdSU und taten unser möglichstes,
um diese Kritik im Rahmen interner Besprechungen zwischen den Führern
der chinesischen und der sowjetischen Partei zu halten und die Meinungsverschiedenheiten
in internen Diskussionen ohne offene Polemik beizulegen.
Aber trotz aller kameradschaftlichen Kritik und den Ratschlägen, die
verantwortliche Genossen des ZK der KP Chinas in Dutzenden von internen Gesprächen
den Führern der KPdSU gegenüber vorbrachten, ließen sich
die Führer der KPdSU nicht von ihren Irrwegen abbringen. Sie gehen immer
weiter den Weg des Revisionismus und Spaltertums. Unsere wohlmeinenden Ratschläge
haben die Führer der KPdSU mit einer Reihe von politischen, wirtschaftlichen
und militärischen Repressalien, mit immer heftigeren Angriffen vergolten.
Die Führer der KPdSU haben eine schlechte Gewohnheit: Wer sie kritisiert,
der wird mit Schimpfnamen belegt.
Sie sagen: "Ihr seid antisowjetisch!" Nein, Freunde! Der Stempel "antisowjetisch"
kann uns nicht aufgedrückt werden. Wir üben Kritik an euren Fehlern,
eben um die große KPdSU und die große Sowjetunion zu schützen
und ihr Ansehen nicht von euch skrupellos mit Füßen treten zu
lassen. Ehrlich gesagt, nicht wir, sonder ihr seid in Wirlichkeit antisowjetisch,
ihr selbst setzt die KPdSU und die Sowjetunion herab und besudelt sie. Seitdem
ihr auf dem XX. Parteitag der KPdSU Stalin völlig abgeleugnet habt,
tut ihr euch weiter ununterbrochen durch solche Untaten hervor. Das ganze
Wasser der Wolga kann die Schande, die ihr der KPdSU und der Sowjetunion
zugefügt habt, nicht abwaschen!
Man sagt: "Ihr streitet um die Führung!" Nein, Freunde! Diese Verleumdung
ist wirklich nicht sehr klug. Nach eurer Behauptung streitet jemand angeblich
mit euch um das, was ihr "Führung" nennt. Bedeutet das nicht, daß
ihr euch herausnehmt zu behaupten, es bestünde in der internationalen
kommunistischen Bewegung irgendwelche "Führung", und daß diese
"Führung" bei euch liege? Es ist eine sehr, sehr schlechte Angewohnheit,
euch so sehr als Patriarchenpartei zu gebärden. Das verstößt
gegen alles Recht. In der Deklaration von 1957 und der Erklärung von
1960 wird nachdrücklich festgestellt, daß alle kommunistischen
Parteien unabhängig und gleichberechtigt sind. Nach diesem Prinzip darf
es unter den Bruderparteien keinesfalls Beziehungen wie die zwischen leitender
und geleiteter Partei geben, und erst recht nicht Bezeihungen wie die zwischen
einem patriarchalischen Vater und seinem Sohn. Wir sind seit jeher dagegen,
daß irgendeine Partei Bruderparteien dirigiert, und es ist uns auch
niemals in den Sinn gekommen, andere Bruderparteien dirigieren zu wollen,
so daß die Frage eines Kampfes um die Führung überhaupt nicht
besteht. Was jetzt vor der internationalen kommunistischen Bewegung liegt,
ist nicht die Frage, ob diese oder jene Partei die Führung übernehmen
soll, sondern die Frage, ob man nun dem Befehlsstab der Revisionisten folgen
oder an den revolutionären Prinzipien der Deklaration und der Erklärung,
an der revolutionären Linie des Marxismus Leninismus festhalten soll.
Was wir an der Führung der KPdSU kritisieren, ist eben, daß sie
versucht, sich über die anderen Bruderparteien zu stellen und ihnen
ihre revisionistische, spalterische Linie aufzuzwingen. Was wir fordern,
sind lediglich Unabhängigkeit und Gleichberechtigung der Bruderparteien,
wie das in der Deklaration und der Erklärung festgelegt ist, die Einheit
der Bruderparteien aller Länder, die auf dem Marxismus Leninismus und
dem proletarischen Internationalismus beruht.
Die große Debatte in der gegenwärtigen internationalen kommunistischen
Bewegung ist allein von der Führerschaft der KPdSU ausgelöst, verschärft
und uns aufgezwungen worden. Da,die Führerschaft der KPdSU mit Großangriffen
und mit allen möglichen Verleumdungen gegen uns begann, da sie offen
den Marxismus Leninismus und den proletarischen Internationalismus verraten
und die Deklaration und die Erklärung zerrissen hat, kann sie nicht
erwarten, daß wir nicht antworten, ihre Lügen nicht aufzeigen,
die Deklaration, die Erklärung und den Marxismus Leninismus nicht verteidigen.
Die Debatte hat bereits begonnen, Recht und Unrecht müssen jetzt gründlich
voneinander geschieden werden.
Wir chinesischen Kommunisten haben uns in der Vergangenheit an Prinzipien
und Einheit gehalten, wir halten uns jetzt daran und werden uns auch in Zukunft
daran halten. Wenn wir auch gegen die Führer der KPdSU polemisieren,
so hoffen wir doch immer noch darauf, sie mögen zu der Erkenntnis gelangen,
welch äußerst gefährlichen Weg sie besehritten haben, indem
sie die Revolution, die revolutionären Völker der Welt, die Einheit
des sozialistischen Lagers und der internationalen kommunistischen Bewegung
aufgegeben haben und so eifrig mit den USA Imperialisten, den Reaktionären
aller Länder und der verräterischen Tito Clique zusammenarbeiten.
Die Interessen des chinesischen und des sowjetischen Volks, die Interessen
des sozialistischen Lagers, der internationalen kommunistischen Bewegung
und der Völker der ganzen Welt erfordern, daß die kommunistischen
und Arbeiterparteien sich einig ihrem gemeinsamen Feind zum Kampf stellen.
Wir möchten hiermit erneut an die Führer der KPdSU appellieren,
ihre Fehler zu korrigieren und auf die Bahn des Marxismus Leninismus und
des proletarischen Internationalismus, auf die Bahn der Deklaration von 1957
und der Erklärung von 1960 zurückzukehren.
Die internationale kommunistische Bewegung macht jetzt eine bedeutsame Periode
durch. Die gegenwärtige Debatte hat für die Zukunft der proletarischen
Weltrevolution und das Schicksal der Menschheit die größte Bedeutung.
Die Geschichte wird zeigen, daß nach dieser großen Debatte der
Marxismus Leninismus sein Licht noch strahlender verbreiten wird, daß
das internationale Proletariat und die Völker: der Welt in ihrer Revolution
noch größere Siege erringen werden.
ANHANG I
(10. November 1957)
I. In der Frage des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus
sollte man auf die zwei Möglichkeiten friedlichen Übergang und
nichtfriedlichen Übergang und nicht nur auf eine hinweisen; das würde
elastischer sein und uns politisch jederzeit die Initiative geben.
1. Hinsichtlich der Möglichkeit des friedlichen Übergangs zeigt
sich, daß die Anwendung von Gewalt für uns vor allein eine Angelegenheit
der Selbstverteidigung ist. Dies gibt den kommunistischen Parteien in den
kapitalistischen Ländern die Möglichkeit, Angriffen in dieser Frage
auszuweichen, und es ist politisch vorteilhaft sowohl zur Gewinnung der Massen
und auch dazu, die Bourgeoisie ihrer Vorwände für solche Angriffe
zu berauben und sie zu isolieren.
2. Wenn in Zukunft durch drastische Veränderungen in der nationalen
und internationalen Lage in einzelnen Ländern praktische Möglichkeiten
zum friedlichen Übergang gegeben sind, könnten wir dann rechtzeitig
die Gelegenheit ergreifen, die Unterstützung der Massen zu gewinnen
und das Problem der Staatsmacht mit friedlichen Mitteln zu lösen.
3. Trotzdem sollten wir dieses Wunsches wegen nicht unsere eigenen Hände
fesseln. Die Bourgeoisie wird nicht freiwillig von der Bühne der Geschichte
abtreten. Das ist ein allgemeingültiges Gesetz des Klassenkampfes. In
keinem Lande sollten daher das Proletariat und die kommunistische Partei
in ihren Vorbereitungen für die Revolution irgendwie nachlassen. Man
muß stets bereit sein, plötzlichen konterrevolutionären Überfällen
Widerstand zu leisten und im kritischen Augenblick der Revolution, wenn die
Arbeiterklasse die Staatsmacht an sich reißt, die Bourgeoisie mit
Waffengewalt niederzuschlagen, wenn diese versucht, die Volksrevolution mit
Waffengewalt zu ersticken, was allgemein gesagt unvermeidlich ist
II. In der gegenwärtigen Situation der internationalen kommunistischen
Bewegung ist es, von taktischen Gesichtspunkten ausgehend, vorteilhaft, den
Wunsch nach dem friedlichen Übergang zu erwähnen. Aber es wäre
nicht angebracht, die Möglichkeit des friedlichen Übergangs zu
sehr zu betonen. Die Gründe sind:
1. Möglichkeit und Wirklichkeit, der Wunsch und seine Erfüllung
oder Nichterfüllung sind zweierlei. Wir sollten den Wunsch nach friedlichem
Übergang erwähnen, aber wir sollten unsere Hoffnungen nicht hauptsächlich
hierauf setzen und diesen Gesichtspunkt daher nicht zu sehr betonen.
2. Wenn auf die Möglichkeit des friedlichen Übergangs, und vor
allem auf die Möglichkeit der Ergreifung der Staatsmacht durch Gewinnung
der Mehrheit im Parlament, zuviel Gewicht gelegt wird, so könnte dies
leicht den revolutionären Willen des Proletariats, der Werktätigen
und der kommunistischen Partei schwächen und sie ideologisch entwaffnen.
3. Unserem besten Wissen nach gibt es noch kein einziges Land, wo diese Möglichkeit
von irgendwelcher praktischen Bedeutung ist. Sogar wenn sie in einem einzelnen
Lande ein wenig mehr vorhanden zu sein scheint, ist es unangebracht, diese
Möglichkeit zu sehr zu betonen, da dies mit der Wirklichkeit der allermeisten
Länder nicht übereinstimmt. Sollte sich eine solche Möglichkeit
in irgendeinem Lande tatsächlich bieten, so muß. die kommunistische
Partei dort einerseits danach streben, sie zu realisieren, und andererseits
immer bereit sein, bewaffnete Angriffe der Bourgeoigsie zurückzuschlagen.
4. Die Betonung dieser Möglichkeit wird weder die Schwächung der
reaktionären Natur der Bourgeoisie noch ihre Lähmung bewirken;
5. noch wird solche Betonung die sozialdemokratischen Parteien irgendwie
revolutionär machen;
6. noch werden kommunistische Parteien durch solche Betonung irgendwie stärker
werden. Im Gegenteil, wenn einige kommunistische Parteien infolgedessen ihre
revolutionären Züge verwischen und so in den Augen des. Volkes
mit den sozialdemokratischen Parteien verwechselt werden können, würde
das sie nur schwächen.
7. Es fällt am schwersten, für die Revolution Kräfte zu sammeln
und sie vorzubereiten; der parlamentarische Kampf ist dagegen leichter. Wir
müssen von der parlamentarischen Form des Kampfes vollen Gebrauch machen,
aber ihre Rolle ist beschränkt. Am allerwichtigsten ist es, die mühselige
Arbeit des Sammelns der revolutionären Kräfte zu leisten.
III. Die Mehrheit im Parlament zu gewinnen bedeutet nicht das gleiche wie
die alte Staatsmaschine (hauptsächlich die bewaffneten Streitkräfte)
zu zerschmettern und eine neue Staatsmaschine (hauptsächlich bewaffnete
Streitkräfte) zu errichten. Solange die militärische und bürokratische
Staatsmaschine der Bourgeoisie noch nicht zerschmettert ist, ist eine Mehrheit
im Parlament für das Proletariat und seine zuverlässigen Verbündeten
entweder unmöglich (weil die Bourgeoisie im Notfall stets die Verfassung
ändern. wird, um die Konsolidierung ihrer Diktatur zu erleichtern) oder
unverläßlich (z. B. könnten die Wahlen für ungültig
erklärt, die kommunistische Partei könnte verboten, das Parlament
aufgelöst werden usw.).
IV. Friedlicher Übergang zum Sozialismus sollte nicht so interpretiert
werden, als bedeute er nur einen Übergang durch parlamentarische Mehrheit
Die Hauptfrage ist die der Staatsmaschinerie. In den siebziger Jahren des
19. Jh. war Marx der Meinung, daß eine Möglichkeit bestünde,
den Sozialismus in England mit friedlichen Mitteln zu erreichen, denn "zu
jener Zeit war England ein Land, in dem Militarismus und Bürokratie
weniger ausgesprochen zutage traten als in irgendeinem anderen Land". Eine
Zeitlang nach der Februarrevolution hoffte Lenin, daß sich die Revolution
durch den Kurs "Alle Macht den Sowjets" friedlich entwickeln und siegen könnte,
weil damals "die Waffen in den Händen des Volkes waren". Weder Marx
noch Lenin meinten damit, daß ein friedlicher Übergang mit Hilfe
der alten Staatsmaschinerie verwirklicht werden könnte. Lenin hat wiederholt
den berühmten Ausspruch von Marx und Engels erläutert: "Die Arbeiterklasse
kann nicht einfach die fertige Staatsmaschine übernehmen und sie für
ihre eigenen Zwecke benutzen."
V. Die sozialdemokratischen Parteien sind nicht Parteien des Sozialismus.
Mit Ausnahme gewisser linker Flügel dienen sie der Bourgeoisie und dem
Kapitalismus. Sie sind eine Abart der bürgerlichen politischen Parteien.
Was die sozialistische Revolution betrifft, ist unser Standpunkt grundlegend
verschieden von dem der sozialdemokratischen Parteien. Dieser Unterschied
darf nicht verschleiert werden. Verschleiert man ihn, so hilft das nur den
Führern der sozialdemokratischen Parteien, die Massen zu täuschen,
und hindert uns, die Massen, die unter dem Einfluß der sozialdemokratischen.
Parteien stehen, zu gewinnen. Es ist jedoch fraglos sehr wichtig, unsere
Arbeit im Hinblick auf die sozialdemokratischen Parteien zu verstärken
und danach zu streben, eine Einheitsfront mit ihren linken und in der Mitte
stehenden Gruppen zu bilden.
VI. Das ist unsere Auffassung dieser Frage. Wir sind anderer Meinung in dieser
Frage, aber auf Grund verschiedener Erwägungen haben wir unsere Ansichten
nach dem XX. Parteitag der KPdSU nicht geäußert. Da nun eine gemeinsame
Deklaration veröffentlicht werden soll, können wir nicht umhin,
unseren Gesichtspunkt zu erläutern. Das braucht uns jedoch nicht daran
zu hindern, im Deklarationsentwurf eine gemeinsame Sprache zu finden. Um
einen Zusammenhang zwischen der Formulierung dieser Frage im Entwurf und
der Formulierung des XX. Parteitags der KPdSU zu finden, erklären wir
uns damit einverstanden, den heute vom ZK der KPdSU vorgelegten Entwurf als
Basis anzusehen, während wir an gewissen Stellen Änderungen vorschlagen.
ANHANG II
(26. Juni 1960)
(1) Das ZK der KP Chinas stellt fest, daß Genosse Chruschtschow
von der Delegation des ZK der KPdSU auf dieser Beratung das altgewohnte Prinzip
der internationalen kommunistischen Bewegung, daß Fragen von gemeinsamem
Interesse durch Besprechungen innerhalb der Bruderparteien gelöst werden
sollen, vollständig verletzt hat und daß er die vor der Beratung
getroffene Übereinkunft, uns auf einen Meinungsaustausch zu beschränken
und keinerlei Beschlüsse zu fassen, gebrochen hat. Das hat er durch
seinen Überrumpelungsangriff getan, indem er einen Kommuniqué
Entwurf der Beratung vorlegte, ohne die Bruderparteien vorher konsultiert
zu haben und ohne eine vollständige und normale Diskussion auf der Beratung
zu erlauben. Das bedeutet einen Mißbrauch des von der Kommunistischen
Partei der Sowjetunion in der internationalen kommunistischen Bewegung genossenen
Ansehens, eines Ansehens, das sich während der langen Jahre seit Lenins
Zeit herausgebildet hat; mit dieser groben Willkür versuchte er seinen
eigenen Willen anderen aufzuzwingen. Diese Haltung hat mit Lenins Arbeitsstil
nichts gemein, diese Art des Vorgehens schafft einen äußerst schlimmen
Präzedenzfall für die internationale kommunistische Bewegung. Das
ZK der KP Chinas vertritt die Ansicht, daß diese Haltung und dieses
Vorgehen von seiten des Genossen Chruschtschow außerordentlich schwere
Folgen für die internationale kommunistische Bewegung nach, sich ziehen
werden.
(2) Die Kommunistische Partei Chinas ist dem Marxismus-Leninismus stets treu
geblieben und hat beharrlich die theoretischen Positionen des Marxismus Leninismus
vertreten. Seit über zwei Jahren hat sie sich streng an die Moskauer
Deklaration von 1957 gehalten und alle marxistisch leninistischen Thesen
dieser Deklaration entschieden verteidigt. Es bestehen Differenzen zwischen
uns und Genossen Chruschtschow in einer Reihe von Grundprinzipien des MarxismusLeninismus.
Diese Differenzen haben eine wichtige Auswirkung auf die Interessen des gesamten
sozialistischen Lagers, des Proletariats und der Werktätigen der ganzen
Welt, sowie darauf, ob die Völker aller Länder imstande sein werden,
den Frieden zu bewahren und die Imperialisten an der Entfesselung eines Weltkrieges
zu hindern, und ebenfalls darauf, ob der Sozialismus in der kapitalistischen
Welt, das heißt, auf drei Vierteln der Erdoberfläche mit zwei
Dritteln der Weltbevölkerung, weitere Siege erringen wird. Alle Marxisten
Leninisten sollten diesen Differenzen ernsthafte Beachtung schenken, sie
gründlich überlegen und freundschaftliche Diskussionen abhalten,
um zu einmütigen Beschlüssen zu gelangen. Die Haltung des Genossen
Chruschtschow jedoch ist patriarchalisch, willkürlich und tyrannisch.
Er hat die Beziehungen zwischen der großen Kommunistischen Partei der
Sowjetunion und unserer Partei tatsächlich nicht wie die von Brüdern,
sondern wie die zwischen einem patriarchalischen Vater und seinem Sohn behandelt.
Auf dieser Beratung hat er einen Druck auf uns ausgeübt, um zu versuchen,
unsere Partei senen nichtmarxistisch nichtleninistischen Ansichten zu unterwerfen.
Wir erklären hiermit feierlich, daß unsere Partei nur der Wahrheit
des Marxismus Leninismus glaubt und folgt und sich niemals vor falschen Auffassungen,
die dem Marxismus Leninismus zuwiderlaufen, beugen wird. Wir sind der Meinung,
daß gewisse Äußerungen von Genossen Chruschtschow auf dem
III. Parteitag der Rumänischen Partei falsch sind und der Moskauer Deklaration
zuwiderlaufen. Seine Rede wird von den Imperialisten und der Tito Clique
begrüßt werden, und sie ist in der Tat schon von ihnen begrüßt
worden. Sobald sich die Gelegenheit dazu ergibt, werden wir bereit sein,
mit der KPdSU und anderen Bruderparteien ernsthafte Diskussionen über
unsere Differenzen mit Genossen Chruschtschow zu führen. Was das "Informationsschreiben
der KPdSU an die KP Chinas" betrifft, das Genosse Chruschtschow in Bukarest
verteilt hat, so wird das ZK der KP Chinas nach einer sorgfältigen Prüfung
im einzelnen darauf antworten. Die Antwort wird die prinzipiellen Differenzen
zwischen den beiden Parteien erklären und den wahren Sachverhalt herausstellen
, das ZK der KP Chinas wird ernsthafte und kameradschaftliche Diskussionen
mit Bruderparteien abhalten. Wir sind davon überzeugt, daß letzten
Endes die Wahrheit des Marxismus Leninismus triumphieren wird. Die Wahrheit
hat keine Angst vor der Beweisführung. Es ist schließlich unmöglich,
die Wahrheit als Irrtum oder den Irrtum als Wahrheit auszugeben. Das Schicksal
der internationalen kommunistischen Bewegung wird durch die Forderungen und
Kämpfe der Völker und dadurch bestimmt, daß sie sich vom
Marxismus Leninismus leiten läßt; es wird nie und niemals vom
Befehlsstab gleich welchen Mannes entschieden werden.
(3) Wir, die Kommunistische Partei Chinas, haben immer danach gestrebt, die
Einheit aller kommunistischen Parteien und die Einheit aller sozialistischen
Länder zu sichern. Im Interesse der wahren Einheit in den internationalen
kommunistischen Reihen und des gemeinsamen Kampfes gegen den Imperialismus
und gegen die Reaktionäre halten wir es für notwendig, normale,
Diskussionen über 'die Differenzen zu beginnen und schwerwiegende prinzipielle
Fragen nicht in Eile durch, ungewöhnliche Methoden oder einfach durch
Abstirnmen zu entscheiden. Ebenso sollte niemand seine unbegründeten
Ansichten, die in der Praxis noch nicht erprobt sind oder die sich bei solcher
Erprobung bereits als falsch erwiesen haben, anderen aufzwingen. Das Vorgehen
von Genossen Chruschtschow auf dieser Beratung ist der Einheit des internationalen
Kommunismus völlig abträglich. Doch wie Genosse Chruschtschow auch
immer handeln möge, wird die Einheit zwischen der chinesischen und der
sowjetischen Partei, die Einheit aller kommunistischen und Arbeiterparteien
letzten Endes gestärkt und entwickelt werden. Wir sind fest davon überzeugt,
daß die Einheit unserer Reihen mit der Entwicklung der internationalen
kommunistischen Bewegung und des Marxismus Leninismus ständig gefestigt
und ausgebaut werden wird.
(4) Wenn wir die Beziehungen zwischen unseren beiden Parteien als Ganzes
betrachten, sind die oben erwähnten Differenzen zwischen Genossen Chruschtschow
und uns nur teilweiser Natur. Wir sind der Ansicht, daß Einheit und
Kampf für die gemeinsame Sache nach wie vor die Hauptsache in den Beziehungen
zwischen unseren beiden Parteien ist, und zwar deshalb, weil unsere beiden
Länder sozialistische Länder sind und unsere beiden Parteien auf
den Prinzipien des Marxismus-Leninismus aufgebaut sind und dafür kämpfen,
die Sache des ganzen sozialistischen Lagers zu fördern, der imperialistischen
Aggression entgegenzutreten und den Weltfrieden zu erringen. Wir glauben
daß Genosse Chruschtschow und das ZK der KPdSU und wir selbst imstande
sein werden, Gelegenheit für ruhige und kameradschaftliche Diskussionen
zu finden und unsere Differenzen beizulegen, so daß die Beziehungen
der chinesischen und der sowjetischen Partei immer enger und fester werden
mögen. Das wird für das sozialistische Lager und den Kampf der
Völker der Welt gegen die imperialistische Aggression und für den
Weltfrieden höchst segensreich sein.
(5) Es freut uns zu sehen, daß in dem dieser Beratung vorgelegten
"Kommuniqué Entwurf" die Richtigkeit der Moskauer Deklaration bestätigt
wird. Aber die Darlegung der marxistisch leninistischen Thesen der Moskauer
Deklaration in diesem Entwurf ist ungenau und einseitig, und es ist ein Fehler,
daß der Entwurf hinsichtlich der Hauptprobleme der jetzigen internationalen
Situation keinen klaren Standpunkt einnimmt und den modernen Revisionismus,
die Hauptgefahr in der internationalen Arbeiterbewegung, überhaupt nicht
erwähnt. Aus diesem Grunde ist dieser Entwurf für uns unannehmbar.
Um der Einheit willen im gemeinsamen Kampf gegen den Feind haben wir am Entwurf
Abänderungen vorgenommen und schlagen vor, über den abgeänderten
Entwurf zu diskutieren. Wenn es nicht möglich ist, diesmal eine Übereinstimmung
zu erreichen, so schlagen wir vor, einen besonderen Redaktionsausschuß
einzusetzen, der nach eingehenden Diskussionen ein für alle annehmbares
Dokument ausarbeitet.
ANHANG III
(10. September 1960)
Im Bestreben, die Differenzen gütlich beizulegen und Einigkeit
zu erzielen, machen wir in aller Aufrichtigkeit die folgenden Vorschläge:
(1) Die Grundprinzipien des Marxismus Leninismus und die Prinzipien der Deklaration
und des Manifests der Moskauer Beratung von 1957 bilden die ideologische
Grundlage für die Einheit zwischen unseren beiden Parteien und unter
allen Bruderparteien. Alle unsere Äußerungen und Handlungen müssen
den Grundprinzipien des Marxismus Leninismus und den Prinzipien der Moskauer
Deklaration, die wir als Kriterien für die Beurteilung von Recht und
Unrecht benutzen sollten, absolut entsprechen.
(2) Die Beziehungen zwischen den sozialistischen Ländern und zwischen
den Bruderparteien müssen den in der Moskauer Deklaration festgelegten
Prinzipien der Gleichberechtigung, der Kameradschaftlichkeit und des Internationalismus
genau entsprechen.
(3) Alle Streitigkeiten zwischen den sozialistischen Ländern und den
Bruderparteien müssen in Übereinstimmung* mit den Forderungen der
Moskauer Deklaration durch kameradschaftliche und ruhige Diskussion beigelegt
werden. Sowohl die Sowjetunion und China als auch die sowjetische und die
chinesische Partei tragen der internationalen Situation und der internationalen
kommunistischen Bewegung gegenüber eine große Verantwortung. Sie
sollten gründliche Beratungen und ruhige Diskussionen über alle
wichtigen Fragen von gemeinsamem Interesse führen, um eine Aktionseinheit
zu erzielen. Wenn die Streitigkeiten zwischen der chinesischen und der sowjetischen
Partei zurzeit nicht durch Beratungen zwischen den beiden Parteien beigelegt
werden können, so sollten die ruhigen Diskussionen fortgesetzt werden.
Falls nötig, sollten die Ansichten beider Seiten völlig objektiv
den kommunistischen und Arbeiterparteien aller Länder vorgetragen werden,
so dass diese Parteien nach ernsthafter Überlegung und in Übereinstimmung
mit dem Marxismus Leninismus und den Prinzipien der Moskauer Deklaration
richtige Entscheidungen treffen können.
(4) Es ist für jeden Kommunisten von größter Wichtigkeit,
eine klare Trennungslinie zwischen dem Feind und uns selbst, zwischen Recht
und Unrecht zu ziehen. Unsere beiden Parteien sollten unsere Freundschaft
hochschätzen und sich vereint dem Feind entgegenstellen und sollten
nicht Äußerungen machen oder Handlungen unternehmen, die dazu
geeignet sind, die Einheit zwischen beiden Parteien und beiden Ländern
zu unterminieren, und dadurch dem Feind Gelegenheit geben, einen Keil zwischen
uns zu treiben.
(5) Auf dieser Grundlage sollten unsere beiden Parteien gemeinsam mit den
anderen kommunistischen und Arbeiterparteien durch gründliche Vorbereitung
und Beratung danach, streben, die im November dieses Jahres in Moskau stattfindende
Beratung von Vertretern der kommunistischen und Arbeiterparteien aller Länder
erfolgreich zu gestalten, und sie sollten auf dieser Beratung in Übereinstimmung
mit den Grundprinzipien des Marxismus Leninismus und den Prinzipien der Moskauer
Deklaration von 1957 ein Dokument ausarbeiten, als ein Programm, dem wir
alle zustimmen, ein Programm für unseren gemeinsamen Kampf gegen den
Feind.
Anmerkungen:
[1] Leitartikel der "Renmin Ribao" vom 27. Februar 1963
[2] Lenin, "Polemische Notizen", Werke, Bd. 17
[3] Rundfunkrede von T. C. Streibert, Direkter der USIA, 11. Juni 1956
[4] "Die kommunistische Krise", Leitartikel der "New York Times" vom 23.
Juni 1956
[5] J. F. Dulles, Erklärung auf der Pressekonferenz am 3. April 1956
[6] J. Broz Tito, Rede in Dula, 11. November 1956
[7] Chruschtschows Rede auf einer Massenkundgebung In Moskau, 28. September
1959
[8] N. S. Chruschtschow, auf einer Pressekonferenz in Washington, 27. September
1959
[9] A. A. Gromyko, Rede in der Sitzung des Obersten Sowjets der UdSSR an!
31. Oktober 1959
[10] Neujahrstelegramm von N. S. Chruschtschow und K. J. Woroschilow an D.
D. Eisenhower, 1. Januar 1969
[11] N. S. Chruschtschow, Antworten auf Fragen des Direktors der argentinischen
Zeitung "El Clarin", R. Noble, 30. Dezember 1959
[12] Chruschtschows Rede in der UNO Vollversammlung am 18. September 1959
[13] Chruschtschows Rechenschaftsbericht auf dem XXI. Parteitag, Januar 1959
[14] N. S. Chruschtschow, Gespräch mit dem amerikanischen Senator H.
H. Humphrey, 1. Dezember 1958
[15] Chruschtschow vor dem Obersten Sowjet, Oktober 1959
[16] Glückwunschtelegramm von N. S. Chruschtschow und L. L Breshnew
an J. F. Kennedy anläßlich des 185. Jahrestages der Unabhängigkeit
der USA, 4. Juli 1961
[17] J. Andropow, "Der XXIL Parteitag der KPdSU und die Entwicklung des sozialistischen
Weltsystems", "Prawda" vom 2. Dezember 1981
[18] N. S. Chruschtschow, Rede auf der Konferenz der landwirtschattliehen'
Funktionäre Usbekistans und anderer Unionsrepubliken, 16. November 1961
[19] "Die Einheit und Geschlossenheit vervielfacht die Kraft des Kommunismus",
Leitartikel der "Prawda" vom 25. August 1961
[20] Memorandum das dem chinesischen Außenministerium von der Sowjetbotschaft
in China am 9. August 1962 überreicht wurde
[21] Memorandum, das dem chinesischen Außenministerium von der Sowjetbotschaft
in China am 29. April 1962 überreicht wurde