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DIE "ERNEUERUNG" DER REVISIONISTEN IST REIN GAR NICHTS, SIE SIND NUR ZURÜCKGEGANGEN UND PREDIGEN NACHGIEBIGKEIT GEGENÜBER DER BOURGOISIE
Und nun fragen wir: Was haben denn jene großmäuligen "Erneuerer" der Theorie, die sich um den deutschen Sozialisten Bernstein gruppieren und gegenwärtig einen solchen Lärm schlagen, Neues zu dieser Theorie beigetragen? Rein gar nichts: sie haben die Wissenschaft, deren Weiterentwicklung uns das Vermächtnis von Marx und Engels zur Pflicht macht, nicht einen Schritt vorwärts gebracht; sie haben das Proletariat keine neuen Kampfmethoden gelehrt; sie sind lediglich zurückgegangen, haben Bruchstücke rückständiger Theorien übernommen und predigen dem Proletariat keine Theorie des Kampfes, sondern eine Theorie der Nachgiebigkeit, der Nachgiebigkeit gegenüber ärgsten Feinden des Proletariats, den Regierungen und den bürgerlichen Parteien, die nicht müde werden, neue Mittel zur Hetze gegen die Sozialisten ausfindig zu machen. Plechanow, einer der Begründer und Führer der russischen Sozialdemokratie, hatte durchaus recht, als er schonungslose Kritik an den neuesten "Kritik" Bernsteins übte, dessen Ansicht jetzt auch von den Vertretern der deutschen Arbeiter (auf dem Parteitag in Hannover) abgelehnt wurden.
Wir wissen, dass dieser Worte wegen eine Menge Anschuldigungen auf uns niederprasseln werden; man wird schreien, wir wollten die sozialistische Partei in einen Orden "Rechtgläubiger" verwandeln, der die "Ketzer" wegen Abweichung vom "Dogma", wegen jeder selbstständigen Meinung verfolge usw. Wir kennen alle diese effektvollen und modischen Phrasen. Der enthalten sie nicht ein Gran Wahrheit und nicht ein Gran Vernunft. Es kann keine starke sozialistische Partei gegeben, wenn es keine revolutionäre Theorie gibt, die alle Sozialisten vereinigt, aus der sie alle ihre Überzeugungen schöpfen und die sie auf die Methoden ihres Kampfes und ihrer Tätigkeit anwenden; wenn man eine solche Theorie, die man nach bestem Wissen für richtig hält, vor den unbegründeten Angriffen und Versuchen, sich zu verschlechtern, schützt, so heißt das noch keineswegs, ein Feind jeder Kritik zu sein. Wir betrachten die Theorie von Marx keineswegs als etwas Abgeschlossenes und Unantastbares; wir sind im Gegenteil davon überzeugt, dass sie nur das Fundament der Wissenschaft gelegt hat, die die Sozialisten nach allen Richtungen weiterentwickeln müssen, wenn sie nicht hinter dem Leben zurückbleiben wollen. Wir sind der Meinung, dass es für die russischen Sozialisten besonders notwendig ist, die Theorie von Marx selbstständig weiterzuentwickeln, denn diese Theorie liefert lediglich die allgemeinen Leitsätze, die im einzelnen auf England anders angewandt werden als auf Frankreich, auf Frankreich anders als auf Deutschland, auf Deutschland anders als auf Russland. Darum werden wir in unserer Zeitung dann Artikel über theoretische Fragen bringen und forderten alle Genossen zu einer offenen Erörterung der strittigen Punkte auf.
Aus: "Unser Programm" (2. Hälfte 1899)
Gerade weil der Marxismus kein totes Dogma, nicht irgendeine abgeschlossene, fertige, unveränderliche Lehre, sondern eine lebendigen und Anleitung zum Handeln ist, gerade deshalb musste er unbedingt den auffallend schroffen Wechsel der Bedingungen des gesellschaftlichen Lebens widerspiegeln. Als Widerspiegelung dieses Wechsels traten tiefgehender Zerfall, Zerfahrenheit, alles möglich Wanken und Schwanken mit einem Wort - eine sehr ernste innere Krise des Marxismus in Erscheinung. Die entschiedene Abwehr dieses Zerfalls, die entschlossene und hartnäckige Kampf um den die Grundlagen des Marxismus trat wieder auf die Tagesordnung.
Aus: "Über einige Besonderheiten der historischen Entwicklung des Marxismus" (veröffentlicht in "Swesda", Nr. 3, 23. Dezember 1910)
SICH AUF KEINEN PRINZIPIENSCHACHER EINLASSEN, KEINE THEORETISCHEN "ZUGESTÄNDNISSE" MACHEN
Wer den tatsächlichen Zustand unserer Bewegung einigermaßen kennt, der kann nicht umhin zu sehen, daß die weite Verbreitung des Marxismus von einem gewissen Absinken des theoretischen Niveaus begleitet war. Der Bewegung schlossen sich, angezogen von ihrer praktischen Bedeutung und ihren praktischen Erfolgen, viele Leute an, die sehr wenig oder gar keine theoretischen Kenntnisse hatten. Man kann danach beurteilen, welchen Mangel an Takt das Rabotscheje Delo zeigt, wenn es mit triumphierender Miene Marx' Ausspruch ins Treffen führt: "Jeder Schritt wirklicher Bewegung ist wichtiger als ein Dutzend Programme." Diese Worte in einer Zeit der theoretischen Zerfahrenheit wiederholen ist dasselbe, als wolle man beim Anblick eines Leichenbegängnisses ausrufen: "Mögen euch immer so glückliche Tage beschieden sein!" Zudem sind die Worte von Marx seinem Brief über das Gothaer Programm entnommen, in dem er den bei der Formulierung der Prinzipien zugelassenen Eklektizismus scharf verurteilt: Wenn man sich schon vereinigen mußte, schrieb Marx an die Parteiführer, so hätte man einfach eine Übereinkunft abschließen sollen, um praktische Ziele der Bewegung zu befriedigen, sich aber auf keinen Prinzipienschacher einlassen, keine theoretischen "Zugeständnisse" machen dürfen. Das war Marx' Gedanke, bei uns aber finden sich Leute, die in seinem Namen die Bedeutung der Theorie herabzusetzen suchen!
Ohne revolutionäre Theorie kann er auch keine revolutionäre Bewegung geben. Dieser Gedanke kann nicht genügend betont werden in einer Zeit, in der die zur Mode gewordene Predigt des Opportunismus sich mit der Begeisterung für die engsten Formen der praktischen Tätigkeit paart. Für die russische Sozialdemokratie aber wird die Bedeutung der Theorie noch durch drei Umstände erhöht, die man oft vergißt, nämlich: Erstens dadurch, daß sich unsere Partei eben erst herausbildet, erst ihr eigenes Gesicht herausarbeitet und die Auseinandersetzung mit den anderen Richtungen des revolutionären Denkens, die die Bewegung vom richtigen Wege abzulenken drohen, noch lange nicht abgeschlossen hat. In Gegenteil, gerade die allerletzte Zeit war durch eine Belebung der nichtsozialdemokratischen revolutionären Richtungen gekennzeichnet (wie das Axelrod den "Ökonomisten" seit langem prophezeit hatte: Unter solchen Umständen kann ein auf den ersten Blick "belangloser" Fehler die traurigsten Folgen haben, und nur Kurzsichtige können die fraktionellen Streitigkeiten und das strenge Auseinanderhalten von Schattierungen für unzeitgemäß oder überflüssig halten. Von der Konsolidierung dieser oder jener "Schattierung" kann die Zukunft der russischen Sozialdemokratie für viele, viele Jahre abhängen.
Zweitens ist die sozialdemokratische Bewegung ihrem ureigensten Wesen nach international. Das bedeutet nicht nur, daß wir den nationalen Chauvinismus zu bekämpfen haben. Das bedeutet auch, daß die in einem jungen Lande einsetzende Bewegung nur erfolgreich sein kann, wenn sie die Erfahrungen der anderen Länder verarbeitet. Für ein solches Verarbeiten aber genügt die einfache Kenntnis diesen Erfahrungen oder das einfache Abschreiben der jüngsten Resolutionen nicht. Dazu ist notwendig, daß man es versteht, diesen Erfahrungen kritisch gegenüberzutreten und sie selbständig zu überprüfen. Wer sich vergegenwärtigt, wie gewaltig die moderne Arbeiterbewegung gewachsen ist und sich verzweigt hat, der wird begreifen, welche Fülle an theoretischen Kräften und politischen (und auch revolutionären) Erfahrungen zur Bewältigung dieser Aufgabe erforderlich ist.
Drittens hat die russische Sozialdemokratie nationale Aufgaben, von denen noch keine sozialistische Partei der Welt gestanden hat. Wir werden weiter unten auf die politischen und organisatorischen Pflichten zu sprechen kommen, die uns durch die Aufgabe, das ganze Volk von Joch der Selbstherrschaft zu befreien, auferlegt werden. Jetzt möchten wir nur darauf hinweisen, daß die Rolle des Vorkämpfers nur eine Partei erfüllen kann, die von einer fortgeschrittenen Theorie geleitet wird. Um sich auch nur einigermaßen konkret vorzustellen, was das bedeutet, möge sich der Leser an solche Vorläufer der russischen Sozialdemokratie erinnern wie Herzen, Belinski, Tschernyschewski und die glanzvolle Plejade der Revolutionäre der siebziger Jahre; möge er an die Weltbedeutung denken, die gegenwärtig die russische Literatur gewinnt, möge er ... aber auch das genügt schon!
Aus: "Was tun?" (Herbst 1901 - Februar 1902)
Es gibt nichts Schädlicheres und Prinzipienloseres als Versuche, diese Fragen mit Phrasen abzutun. Es gibt nichts Wichtigeres als den Zusammenschluss aller Marxisten, die die Tiefe der Krise und die Notwendigkeit, sie zu bekämpfen, erkannt haben, um die theoretischen Grundlagen des Marxismus u d seine Fundamentalsätze zu verteidigen, welche von ganz entgegengesetzten Seiten her, infolge der Ausbreitung des bürgerlichen Einflusses auf die verschiedensten "Mitläufer" des Marxismus, verzerrt werden.
Aus: "Über einige Besonderheiten der historischen Entwicklung des Marxismus" (Veröffentlicht in "Swesda" Nr. 2, 23. Dezember 1910) [Werke, Bd. 17, S. 28]
DEN REVOLUTIONÄREN MARXISMUS GEGEN DEN REVISIONISMUS WEITERENTWICKELN
Krise des offiziellen Marxismus (1895 - 1915). Den Leichnam nicht wiederbeleben, sondern den revolutionären Marxismus gegen den opportunistischen 'Auch-Marxismus' entwickeln."
Aus: "Der 1. Mai und der Krieg" (Nicht vor dem 14. April 1915), [Werke Bd. 36, S. 306]
Das Banner der Klassenbewegung der Arbeiter kann nur die Theorie des revolutionären Marxismus sein, und die russische Sozialdemokratie muss für die Weiterentwicklung dieser Theorie und ihre Anwendung in der Praxis sorgen, wobei sie diese zugleich gegen jene Entstellungen und Verflachungen zu schützen hat, denen "zur Mode gewordene Theorien" (und die Erfolge der revolutionären Sozialdemokratie in Russland haben den Marxismus bereits zu einer " Mode"theorie gemacht) so oft unterliegen.
Aus: "Protest der russischen Sozialdemokraten" (Ende August - Anfang September 1899)
Ein bekannter Ausspruch lautet: Würden geometrische Axiome an menschliche Interessen rühren, so würde man sicherlich versuchen, sie zu widerlegen. Naturgeschichtliche Theorien, die an alte theologische Vorurteile rührten, wurden und werden bis zum heutigen Tage aufs schärfste bekämpft. Kein Wunder, dass die Lehre von Marx, die unmittelbar der Aufklärung und Organisierung der fortgeschrittensten Klasse der modernen Gesellschaft dient, die die Aufgaben dieser Klasse zeigt und die - infolge der ökonomischen Entwicklung -unausbleibliche Ablösung der heutigen Ordnung durch eine neue nachweist, kein Wunder, dass diese Lehre sich jeden Schritt auf ihrem Lebensweg erst erkämpfen musste.
Von der bürgerlichen Wissenschaft und Philosophie, die von staatlich ausgehaltenen Professoren in staatserhaltendem Geist gelehrt werden, um die heranwachsende Jugend der besitzenden Klassen zu verdummen und sie auf den äußeren und inneren Feind zu "dressieren", braucht man gar nicht erst zu reden. Diese Wissenschaft will vom Marxismus nichts wissen, erklärt Ihnen für widerlegt und vernichtet; junge Wissenschaftler, die durch die Widerlegung des Sozialismus Karriere machen, wie Mummelgreise, treue Hüter der verschiedensten verschimmelten "Systeme", sie alle fallen mit gleichem Eifer über Marx her. Das Wachstum des Marxismus, die Verbreitung und das Erstarken seiner Ideen in der Arbeiterklasse führen unausbleiblich zu immer häufigerer Wiederkehr und zur Verschärfung solcher bürgerlichen Ausfälle gegen den Marxismus, der aber aus jeder "Vernichtung" durch die offizielle Wissenschaft immer stärker, gestählter und lebenskräftiger hervorgeht.
Doch selbst unter den Lehrern, die mit dem Kampf der Arbeiterklasse zusammenhängen und vornehmlich unter dem Proletariat verbreitet sind, hat sich der Marxismus bei weitem nicht mit einem Schlage durchgesetzt. In den ersten fünfzig Jahren seines Bestehens (von den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts an) kämpfte der Marxismus gegen Theorien, die ihm von Grund aus feindlich waren. In der ersten Hälfte der 40er Jahre rechneten Marx und Engels mit den radikalen Junghegelianern ab, die auf dem Standpunkt des philosophischen Idealisten muss gestanden. Ende der vierziger Jahre trat der Kampf auf dem Gebiet der ökonomischen Lehren in den Vordergrund - der Kampf gegen den Proudhonismus. Die fünfziger Jahre bildeten den Abschluss dieses Kampfes: Kritik an den Parteien und Lehren, die den stürmischen Jahr 1848 in Erscheinung getreten waren. In den sechziger Jahren verschob sich der Kampf vom Gebiet der allgemeinen Theorie auf ein der unmittelbaren Arbeiterbewegung näherliegendes Gebiet: Vertreibung des Bakunismus aus der Internationale. Anfang der siebziger Jahre trat in Deutschland kurze Zeit der Proudhonist Mülberger in den Vordergrund, Ende der siebziger Jahre der Positivist Dühring. Doch der Einfluss des einen wie des anderen auf das Proletariat war schon verschwindend geringen und. Der Marxismus trug bereits unbestreitbar über alle anderen Ideologien in der Arbeiterbewegung den Sieg davon.
An der Schwelle der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts war dieser Sieg in den Hauptzügen vollendet. Selbst in den romanischen Ländern, wo die proudhonistischen Traditionen sich am längsten behaupteten, hatten die Arbeiterpartei ihre Programme und ihre Taktik faktisch auf marxistischer Grundlage aufgebaut. Die neuerstandene internationale Organisation der Arbeiterbewegung - in Gestalt periodischer internationaler Kongresse - stellte sich in allen wesentlichen Punkten von Anfang an und fast kampflos auf den Boden des Marxismus. Doch als der Marxismus alle einigermaßen in sich geschlossenen, ihm feindlichen Lehren verdrängt hatte, begannen die Tendenzen, die in diesen Lehren zum Ausdruck kamen, nach anderen Wegen zu suchen. Formen und Anlässe des Kampfes änderten sich, doch der Kampf selbst ging weiter. Und das zweite Halbjahrhundert der Existenz des Marxismus dann (in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts) mit dem Kampf einer dem in den Marxismus feindlichen Strömung innerhalb des Marxismus.
Der ehemals orthodoxe Marxist Bernstein, der sich am lautesten gebärdete und die Korrekturen an Marx, der Überprüfung Marx', den ausgeprägtesten Ausdruck verlieh, gab dieser Richtung, dem Revisionismus, den Namen. Selbst in Russland, wo sich der nichtmarxistische Sozialismus naturgemäß - infolge der ökonomischen Rückständigkeit des Landes, infolge des Überwiegens der von den Überresten der Leibeigenschaft niedergedrückten bäuerlichen Bevölkerung - am längsten behauptete, selbst in Russland wächst er vor unseren Augen offenkundig in den Revisionismus hinüber. In der Agrarfrage (Programm der Munizipalisierung des gesamten Grund und Bodens) wie in allgemeinen programmatischen und taktischen Fragen ersetzen unsere Sozialvolkstümler die absterbenden, verfallenden Überreste des alten, in seiner Art geschlossenen und dem Marxismus von Grund aus feindlichen Systems immer mehr durch "Korrekturen" an Marx.
Der vormarxistische Sozialismus ist geschlagen. Er kämpft weiter, doch nicht mehr auf eigenständigem Boden, sondern auf dem allgemeinen Boden des Marxismus, als Revisionismus.
Aus: "Marxismus und Revisionismus" (geschrieben vor dem 3. April 1908)