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Interview mit dem Anwalt Alfredo Crespo mit dem französischen Radiosender Radio Zinzine vom Mai 2006


Radio Zinzine: ... eine Gruppe von politischen Gefangenen die, sagen wir, seit ziemlich langer Zeit in Haft sind, Don Alfredo?

Alfredo Crespo: So ist es. Sehen Sie, sie sind seit dem 12. September 1992 in Haft. Die Hauptangeklagten in diesem Megaprozess sind Dr. Abimael Guzman Reynoso und die Lehrerin Elena Iparraguirre Revoredo. Wie Sie vielleicht wissen oder falls nicht, um Sie über die Vorgeschichte zu informieren: Am 17. Mai 1980 begann in unserem Land die Kommunistische Partei Perus unter der Führung von Dr. Abimael Guzman Reynoso, dem Vorsitzenden Gonzalo, das heißt, dem Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Perus, ein Prozess des bewaffneten Kampfes gegen den peruanischen Staat und die peruanische Regierung mit dem Ziel, eine revolutionäre Veränderung der peruanischen Gesellschaft herbeizuführen.

Die Kommunistische Partei Perus ist eine Organisation, die sich auf den Marxismus-Leninismus-Maoismus und die Gonzalogedanken stützt, denn laut den Dokumenten der Partei war es der Vorsitzende Gonzalo, der den Marxismus-Leninismus-Maoismus, hauptsächlich den Maoismus auf die konkreten Bedingungen der peruanischen Gesellschaft angewandt hat. Mit dieser Ideologie, mit dieser Partei, mit einer Partisanenvolksarmee und einer Einheitsfront, die auf die Zusammenfassung von 90% der Bevölkerung abzielte, begann also ein revolutionärer Kampf zur Eroberung der politischen Macht für das Proletariat, für das Volk. Dieser Prozess entwickelte sich, bis er im Jahr 1992 mit dem strategischen Gleichgewicht seinen Höhepunkt erreichte. Nun gut, im September erfolgte die Festnahme, die Verhaftung der gesamten zentralen Führung der Partei, und es traten Probleme sowohl bei der Führung des Krieges als auch in der Führung der Partei auf, denn die Mehrheit der Parteiführung befand sich in Haft, und es trat eine überaus schwierige Situation ein.

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Von da an waren sie rund ein Jahr lang in einem Militärgefängnis der Marinebasis von Peru.

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Dr. Abimael Guzman Reynoso befindet sich weiterhin in einem Militärgefängnis, auf der Marinebasis Callao der Kriegsmarine von Peru, in einer Situation der vollkommenen Isolation, gegen die wir protestiert haben und die gegen die Grundrechte einer jeden Person verstößt. Die Lehrerin Elena Iparraguirre befindet sich in einem Gefängnis unter Polizeibewachung, einem Gefängnis unter Kontrolle der Polizei, und ist ebenfalls isoliert. Der Prozess, dem wir derzeit beiwohnen, ist der dritte, denn nach ihrer Verhaftung im September 1992 wurden sie von einem Militärgericht mit maskierten Richtern, "Richtern ohne Gesicht", anonymen Richtern abgeurteilt und zu lebenslanger Haftstrafe verurteilte. Danach gab es eine Reihe von Verfassungsbeschwerden, von Klagen gegen den Staat, damit diese Prozesse annulliert werden. Die Prozesse wurden annulliert, und es gab einen zweiten Prozess, den der Staat abbrach, das heißt, er ließ ihn platzen, und das heute ist der dritte Prozess. Wir befinden uns bereits in der Endphase des Megaprozesses, der Hauptverhandlung, und ein erster Punkt, über den ich Sie diesbezüglich informieren kann, ist, dass die Angeklagten, alle Angeklagten, dieses Verfahren ablehnen, denn sie sind nicht damit einverstanden, dass sie wegen Terrorismus vor Gericht gestellt werden, und haben gegenüber den Richtern erklärt, dass sie nie Terroristen waren, keine Terroristen sind und niemals Terroristen sein werden.

Sie haben vor dem Gericht ausgesagt, dass sie revolutionäre Kämpfer, Mitglieder der Kommunistischen Partei Perus, sind. Das haben sie gegenüber den Richtern erklärt, und sie lehnen den Prozess wegen Terrorismus ab. Das ist es, was ich Ihnen dazu sagen kann.

Radio Zinzine: Was den juristischen Teil angeht, Don Alfredo Crespo, könnte man sagen, dass die peruanische Justiz eine ganze Gesetzgebung geerbt hat, die sehr ähnlich der Gesetzgebung ist, die die Militärdiktaturen, welche es in ganz Lateinamerika gegeben hat, insbesondere die in Chile hinterlassen haben, eine Hinterlassenschaft von Antiterrorismusgesetzen, die Teil dieses Prozesses sind und Einschränkungen beinhalten ...

Alfredo Crespo: Ja, in der Tat. Sehen Sie, hier in unserem Land haben wir fast zwei Drittel seit Bestehen der Republik unter Regierungen gelebt, die aus Staatsstreichen hervorgegangen sind, das heißt Diktaturen, in vielen Fällen Militärdiktaturen.

Seit 1930 gibt es eine komplette Gesetzgebung der politischen Verfolgung, eine Gesetzgebung der politischen Verfolgung hauptsächlich der Kommunisten und der Arbeiterklasse. Seit 1930! Und die Regierung von Alberto Fujimori erließ eine Antiterrorismusgesetzgebung, die Teil dieses Prozesses ist, den es in unserem Land unter den Regierungen von Benavides, Sanchez Cerro, Samanes Ocampo seit 1930 gab. Und er führte insbesondere die Gesetzgebung weiter, die Fernando Belaunde erlassen hatte, der auch 1980 peruanischer Präsident war, als der revolutionäre Prozess in Peru begann. Und dann kam Fujimori 1990 und erließ eine verfassungswidrige Antiterrorismusgesetzgebung, die internationale Abkommen über Menschenrechte verletzt und außerdem die Genfer Konvention und ihre Zusatzprotokolle, in denen das internationale humanitäre Völkerrecht geregelt ist. All das wird verletzt, und speziell hier in unserer Region die Amerikanische Konvention für Menschenrechte, das heißt, der Pakt von San José de Costa Rica. Gegen all diese Abkommen verstößt diese Gesetzgebung von Alberto Fujimori.

Alberto Fujimori zerstörte den Rechtsstaat in Peru, verletzte alle internationalen Abkommen, die minimale Garantien für Gerichtsverfahren, die Garantien für einen ordentlichen Prozess festlegen. Und diese Gesetze werden derzeit in dem Megaprozess angewandt. Das heißt, sie wurden nicht verändert, diese Gesetze wurden nicht modifiziert und werden weiter auf diejenigen angewandt, die als Terroristen betrachtet und eingestuft werden, was sie nicht sind. Doch sie werden vom Staat als solche eingestuft, um ihren Ruf gegenüber der Öffentlichkeit zu schädigen, eine Stimmung der Ablehnung gegenüber diesen Personen zu schaffen, praktisch wie eine Dämonisierung, d. h. sie werden dargestellt wie Teufel. Eine infame Propaganda gegen diese Personen, um der Bevölkerung die Botschaft zu vermitteln, dass das Einzige, was sie zu erwarten haben, der Tod ist, im Gefängnis zu sterben, nie mehr frei zu kommen, und dass sie keinerlei Rechte, keine Menschenwürde haben. Zu diesem Zweck machen sie die Kampagne über den so genannten Terrorismus. Das ist es, was ich Ihnen über die Gesetzgebung sagen kann.

Radio Zinzine: Und bezüglich der Position ihrer Klienten, welches ist ihre Position gegenüber dieser Farce, diesem Megaprozess, um die Bezeichnung Megaprozess zu benutzen, in Wirklichkeit ist es die Farce eines Prozesses ...

Alfredo Crespo: Natürlich, sie haben ihn Megaprozess genannt, weil es ein großer Prozess ist, der Bedeutung hat, denn hier steht die Führung der Kommunistischen Partei Perus vor Gericht.

Mit Ausnahme von einem der Angeklagten, der zu einem Renegaten geworden ist, der ins Lager der Reaktion des peruanischen Staates übergelaufen ist - ich beziehe mich auf Ramirez Durand, den früheren Genossen Feliciano - der sich gegen die Partei, die Revolution gewandt hat und einen Handel mit der Regierung, mit dem Staat gemacht hat und der also der Einzige ist, der sich auf die Knie zwingen liesß und um seine Freiheit weint, ist die Position meiner Klienten und der Angeklagten, der übrigen elf Angeklagten, wie bereits erwähnt, dass sie sich zu revolutionären Kämpfern, Mitgliedern der kommunistischen Partei Perus erklärt haben und den Prozess ablehnen. Sie akzeptieren es nicht, irgendeine Aussage vor den Richtern zu machen, sie bewahren Stillschweigen in dieser Verhandlung, sie sagen nicht aus, sie haben noch nicht mal ihre Personalien angegeben.

An der Verteidigung beteiligen sich die Anwälte, die wir mehrere Rechtsbeschwerden gegen die Gesetze eingelegt und begründet haben. Und wir haben auch das Gericht selbst in Frage gestellt, das ein Sondergerichtshof für Terrorismus ist, das heißt, eine Strafkammer, die auf Fälle von Terrorismus spezialisiert ist, was gegen die Gleichheit vor dem Gesetz verstößt. Das ist die Position der Verteidigung. Die Verteidigung hat diverse Erklärungen abgeben. Es gibt eine ganze Reihe von Angriffen auf die Anwälte, doch auch so, unter diesen Bedingungen, üben wir die Verteidigung aus, denn es ist ein Recht, das von der peruanischen Verfassung und internationalen Abkommen garantiert wird.

Radio Zinzine: Sehr fragwürdig sind die Tatsachen, dass Sie, der Sie die Verteidigung ausüben, als Terrorist eingestuft und Dr. Fajardo bedroht worden ist.

Alfredo Crespo: Diesbezüglich sage ich Ihnen, dass ich die Verteidigung von Dr. Abimael Guzman übernahm, als er am 12. September 1992 verhaftet wurde. Als im Januar 1993 der Prozess beendet war, wurde ich nur deshalb festgenommen und inhaftiert, weil ich die Verteidigung übernommen hatte. Ich war rund 13 Jahre im Gefängnis, in Hochsicherheitsgefängnissen, im Gefängnis Yanamayo, das 4000 Meter über dem Meeresspiegel liegt, das heißt, ich wurde isoliert, ich wurde in Haft gehalten, weil ich die Verteidigung von Dr. Abimael Guzman Reynoso übernommen hatte.

Ich habe all diese Anschuldigungen zurückgewiesen. Ich habe öffentlich angeklagt, dass es sich um eine politische Verfolgung und einen Verstoß gegen das Recht auf Verteidigung handelte und, nun gut, ich bin vor einem Jahr freigelassen worden, und im Dezember habe ich die Verteidigung von Dr. Abimael Guzman Reynoso und der Lehrerin Elena Iparraguirre wieder aufgenommen, und ich mache die Verteidigung zusammen mit Dr. Manuel Fajardo. Wir beide üben die Verteidigung gemeinsam und gleichberechtigt aus.

Radio Zinzine: Angesichts des Umstandes, dass die Terrorismusgesetze von Fujimori verfassungswidrig sind, und in dem Wissen, wer Fujimori ist, obwohl er all das weiß, wendet Toledo diese verfassungswidrig Gesetzgebung weiterhin an.

Alfredo Crespo: In der Tat ist es inakzeptabel, unannehmbar, nicht wahr, oder, milde ausgedrückt, unangemessen, dass eine Regierung, die sich demokratisch nennt und auf eine Diktatur folgte, dieselben Gesetze anwendet wie die Diktatur, denn diese Gesetze, die gegen die Verfassung verstoßen, die die Grundrechte der Personen verletzen, wurden von Fujimori erlassen. Danach kam die Regierung Toledo, und wir dachten natürlich, dass eine Regierung, die den Anspruch erhebt, demokratisch zu sein, diese Gesetze nicht weiter anwenden wird. Doch tatsächlich, sie wendet sie weiterhin an. Diese Gesetzgebung ist weiter gültig und wird insbesondere gegen die Revolutionäre, gegen die Mitglieder der Kommunistischen Partei Perus, die sie Terroristen nennen, angewendet.

Radio Zinzine: Das beinhaltet eine regelrechte Stigmatisierung der Personen, die in den achtziger Jahren in Peru den Weg des bewaffneten Kampfes einschlugen.

Alfredo Crespo: In der Tat ist es eine Stigmatisierung, doch sie ist einzuordnen innerhalb der Kampagne des Krieges gegen den Terrorismus, den die Regierung des Herrn Bush, des Präsidenten der USA, durchführt. Sie bewegt sich innerhalb dieses Rahmens.

Das heißt, diese Regierung hat Fesseln der Abhängigkeit, der Unterwerfung unter die nordamerikanische Regierung, und sie bewegt sich ebenso innerhalb der Politik des Kampfes gegen den Terrorismus und wendet sie an, was bedeutet, dass sie die Bezeichnung Terrorismus benutzt, um die Revolutionäre und jede Person, die die bestehende soziale und politische Ordnung in Frage stellt, zu stigmatisieren, diffamieren, herabzuwürdigen, in den Schmutz zu ziehen, sie als Terroristen zu bezeichnen, mit dem Ziel, eine öffentliche Meinung, eine Stimmung der Ablehnung zu schaffen, das heißt, diese Personen als Feinde hinzustellen, die nicht weiterleben sollten, die im Gefängnis sterben sollten.

Derzeit besteht die Tendenz, das Strafrecht des Feindes anzuwenden. Das heißt, ein unterschiedliches Strafrecht für Personen, die die soziale Ordnung, die Ungerechtigkeiten in Frage stellen. Auf diese Personen wenden sie das Strafrecht des Feindes an, nicht wahr, ohne jede Garantie. Das ist es, was das Strafrecht des Feindes ausmacht, es gibt keinerlei Garantien. Das ist es, was ich Ihnen dazu sagen kann.

Radio Zinzine: Und das auf der Doktrin der nationalen Sicherheit der USA beruht...

Alfredo Crespo: Klar, in diesem Rahmen bewegt sie sich. Hier in unserem Land wurde diese Doktrin der nationalen Sicherheit aufgegriffen. Die Sicherheit wird über die Grundrechte der Personen gestellt. Heute wird in der Welt viel darüber diskutiert, was die Hauptsache ist, die Sicherheit des Staates oder die Grundrechte der Menschen. Sowohl Herr Bush als auch England haben sich dafür entschieden, dass die Hauptsache die Sicherheit der Staaten ist, doch so weit ich weiß, sollten in der Mehrheit der europäischen Länder der Europäischen Gemeinschaft, der Europäischen Union und auch hier in unserem Land die Grundrechte der Personen den Vorrang haben. Sehen Sie, diese Doktrin der nationalen Sicherheit betrachtet jede Person als Feind, die die soziale Ordnung in Frage stellt oder für ihre Rechte, für ihre Forderungen eintritt.

Radio Zinzine: Angesichts dieser Situation, der Abweichung von den Regeln eines ordentlichen Prozesses, haben Sie an verschiedene internationale Instanzen appelliert. Welches war die Reaktion des Amerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte?

Alfredo Crespo: Wissen Sie, im Prozess selbst protestieren wir gegen verschiedene Aspekte der Gesetzgebung und gegen die Art, wie die Verhandlung durchgeführt wird. Wir haben vor allem die Strafkammer für Terrorismus in Frage gestellt und gegen sie protestiert.

Auf nationaler Ebene haben wir Klagen beim Verfassungsgericht eingereicht, und ein erster Erfolg war, dass die Annullierung aller Prozesse, die unter der Diktatur von Fujimori vor Militärgerichten und Zivilgerichten durchgeführt wurden, angeordnet wurde, und alle Prozesse wurden annulliert, und es wurden neue Verfahren eingeleitet. Doch das ist nicht genug. Das peruanische Verfassungsgericht hat das Problem nicht gelöst. Darum haben wir uns an internationale Instanzen gewandt. Bis jetzt gibt es international noch keinen Beschluss über unsere Beschwerden bezüglich der Gesetze, die in Peru angewandt werden.

Es sind mehrere Beschwerden, Klagen, die wir bei der Amerikanischen Kommission und dem Amerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte vorgelegt haben. In anderen Fällen, in denen es um das sogenannte Delikt des Terrorismus ging, hat der Amerikanische Gerichtshof für Menschenrechte von San José de Costa Rica im November letzten Jahres ein Urteil gefällt, in dem er zu dem Schluss kommt, dass das Dekret 25.475, das von Fujimori erlassen wurde, nicht das Prinzip der Legalität verletzt, nicht im Konflikt mit der Amerikanischen Konvention für Menschenrechte steht. Das hat bei uns Befremdung ausgelöst, denn das bedeutet einen Meinungswechsel, einen Wechsel der Kriterien. Zuvor, in den Jahren 1993/94, erklärte der Amerikanische Gerichtshof im Fall Castillo Petrucci über einige Mitglieder der MRTA, einer anderen Organisation hier in Peru, dass die Gesetzgebung von Fujimori das Prinzip der Legalität verletzt, weil sie erlaubt, jede beliebige Personen zu inhaftieren. Das befand er in den Jahren 1993/94, und jetzt ändert er seine Meinung und verkündet, dass sie keine Verletzung der Konvention darstellt.

Wir sind der Auffassung, dass all das eine Auswirkung dieses ganzen so genannten Krieges gegen den Terrorismus von Herrn Bush ist und jetzt die internationalen Gerichtshöfe, insbesondere der Amerikanische Gerichtshof eingeknickt sind, ihre Position verändert haben. Doch wir verfolgen unsere Klagen weiter und hoffen, dass die Situation sich verändert und sich Positionen durchsetzen, die die Garantien im Strafrecht beibehalten, das heißt, die die Rechtsgarantien und die Garantie eines ordentlichen Prozesses respektieren. Und daher erneuern wir unsere Anzeigen, doch bisher ist darüber nicht entschieden worden.

Radio Zinzine: Und wenn wir annehmen, dass der Fall eintritt - auf internationaler Ebene, hier in Frankreich, wird von der Stichwahl in Peru am kommenden 4. Juni gesprochen, bei der sich Alan Garcia, ein Expräsident, über den vieles zu sagen wäre und der international keinen guten Ruf hat, und auf der anderen Seite Humala, Ollanta Humala gegenüberstehen - glauben Sie, dass einer dieser beiden als Präsident diese Situation der Verfassungswidrigkeit und Illegalität fortführen wird? Dass sie diesen Typ von Gesetzen weiter anwenden werden, oder werden sie damit brechen? Haben sie irgendeine Art von Aussagen gemacht, dass es notwendig ist, diese Gesetze, die gegen die Verfassung verstoßen, zu verändern?

Alfredo Crespo: Nun gut, sehen Sie, um zunächst etwas klarzustellen. Was wir dem Amerikanischen Gerichtshof vorgelegt haben, sind einige Fälle, in denen diese Gesetzgebung angewandt wurde und über die es bisher noch keinen Beschluss gibt. Doch bisher haben wir nicht den Fall des Megaprozesses präsentiert, denn dieser ist noch nicht zu Ende. Wenn er beendet ist, werden wir ihn sicherlich den internationalen Instanzen vorlegen.

Was nun die Wahlen hier in Peru angeht, so soll in der Tat an diesem Sonntag, dem 4. Juni, einer von ihnen gewählt werden. Und welches ist die Position der Kandidaten über die Antiterrorismusgesetzgebung? In Wirklichkeit wurde in der Hitze der Wahldebatte das Problem des so genannten Terrorismus benutzt, um zu demonstrieren, welcher von ihnen die härtere Position vertritt, wissen Sie. Zum Beispiel hat Alan Garcia gesagt, dass er die Richter ohne Gesicht, die maskierten Richter, die anonymen Richter, wieder einführen wird. Das hat er öffentlich verkündet, und er hat darüber hinaus gesagt, dass er die Todesstrafe für die Terroristen fordern wird.

Also gibt es einen Wettstreit, wer sich als der Härtere, der Energischere im Kampf gegen den sogenannten Terrorismus darstellt. Das heißt, dass sie den Prozess gegen die revolutionären Kämpfer benutzt haben. Wozu? Um in einen Wettbewerb zu treten, wer von ihnen härter durchgreift, wer mehr Repression ausübt.

Das ist es auf der einen Seite. Auf der anderen Seite hat Humala gesagt, dass er den Kampf gegen den Terrorismus fortsetzen wird. Doch er hat auch gesagt, dass es eine neue verfassungsgebende Versammlung geben soll, um die verfassungswidrigen Gesetze zu untersuchen. Gut, das sind die Positionen der zwei Kandidaten. Doch ich persönlich sage Ihnen, ich habe keine großen Hoffnungen, dass eine Verbesserung eintreten wird, das heißt, dass die Gesetzgebung modifiziert wird. Wenn dies geschieht, wird es in jedem Fall ein Ergebnis des Kampfes des peruanischen Volkes, der Klagen bei internationalen Instanzen, der Stellungnahmen auf internationaler Ebene sein, die bewirken, dass die beiden, ganz gleich, wer von ihnen die Regierung übernimmt, von ihrer Politik der Verschärfung der Gesetze und der Verweigerung der Rechte und Rechtsgarantien abweichen.

Für mich persönlich repräsentiert keiner der zwei Kandidaten die Interessen des peruanischen Volkes. Keiner der Kandidaten, die sich heute gegenüberstehen, wird die Erwartungen, die Bedürfnisse des peruanischen Volkes, das sich in einer Situation der Not, der wirtschaftlichen Krise, der Arbeitslosigkeit befindet, erfüllen können.

In unserem Land sterben täglich 50 Kinder, die Leute sterben in den Krankenhäusern, weil sie keine zwei Dollar, 10 Dollar haben, um Medikamente zu kaufen. Darum sterben die Leute in den Krankenhäusern. Für alles wird Geld verlangt. Der Staat fordert Steuern, doch er bietet der Bevölkerung keine Dienstleistungen. Das heißt, wir befinden uns einer Situation, die noch schwierigere Bedingungen für das peruanische Volk schafft. Die beiden konkurrierenden Kandidaten stützen sich einzig und allein auf Demagogie und werden definitiv die Probleme des Volkes in Peru nicht lösen. Ich glaube, dass der Kampf für die Veränderung der Gesetzgebung über die Kämpfe, den Protest des Volkes, die internationale Solidarität, Erklärungen von anderen Organisationen läuft, darüber läuft er. Das ist es, was ich Ihnen sagen kann.

Radio Zinzine: Don Alfredo, ich bedanke mich. Doch Don Alfredo Crespo, ich möchte Ihnen noch eine Frage stellen. Im Zusammenhang mit dem Megaprozess sprachen sie von dem Kampf gegen den Terrorismus. Es ist offensichtlich, dass es unter Fujimori und auch unter den anderen Regierungen eine Praxis des Staatsterrorismus gab. Ist es so, dass diese Art von Gesetzgebung auch auf diejenigen angewendet wird, die verantwortlich für die Umsetzung des Staatsterrorismus waren?

Alfredo Crespo: Sehen Sie, diese Gesetze des Kampfes gegen den Terrorismus oder diese Antiterrorismusgesetzgebung wird nur auf die Kommunistische Partei Perus, auf die revolutionäre Organisation angewandt. Desgleichen wird sie auf eine andere bewaffnete Organisation angewandt, die sich in unserem Land bildete, die MRTA, bzw. Movimiento Revoluconario Túpac Amaru (Revolutionäre Bewegung Túpac Amaru), eine Organisation ähnlich der FARC in Kolumbien hat, die eine andere ideologisch-politische Konzeption als die Kommunistische Partei Perus hat. Auf sie, auf diese beiden Organisationen, auf die Personen, die beschuldigt werden, diesen Organisationen anzugehören, wird die Antiterrorismusgesetzgebung angewandt.

Die Verantwortlichen für Menschenrechtsverletzungen der Streitkräfte werden nach dem normalen Strafrecht, nach gewöhnlichen Gesetzen angeklagt, und ihnen werden unter anderem Vergünstigungen gewährt, wenn sie ihre Verbrechen gestehen. Sie erhalten Strafen unter der Mindeststrafe. Wenn zum Beispiel für einen dieser Mörder eine Haftstrafe von 25 Jahren beantragt wurde und er gesteht, dass er getötet hat, dann wird die Strafe gesenkt. Er erhält sechs Jahre und kommt frei. All diese Vergünstigungen werden ihnen gewährt, wissen Sie. Diese Gesetz soll dazu dienen, die Verfahren zu beschleunigen. Doch wenn für jemanden, der des Terrorismus angeklagt ist, z. B. eine Haftstrafe von 30 Jahren beantragt wird und er sich an dieses Gesetz hält und seine Taten gesteht, wird er zu 28 Jahren verurteilt, das heißt, der Unterschied ist nicht sehr groß. Doch natürlich lehnen die Revolutionäre, die in dem Megaprozess angeklagt sind, jede Art von Eingeständnis der Straftaten ab, denn die Angeklagten, die ich verteidige, und die übrigen gehen davon aus, dass das, was es in Peru gab, ein revolutionärer Krieg war, dass sie nicht als Kriminelle, als Mörder eingestuft werden können. Was es gab, war eine Revolution. In jeder Revolution, in jedem Krieg gibt es Tote. Es fand eine bewaffnete Auseinandersetzungen mit den Streitkräften und der Polizei des peruanischen Staates statt. Das war es, was in unserem Land geschehen ist, nicht wahr.

Zum Schluss möchte ich darauf hinweisen, dass die Kommunistische Partei Perus mit ihrem Parteichef, Dr. Abimael Guzmán Reynoso, nunmehr seit dem Jahr 1993 gegenüber der Regierung und dem peruanischen Staat vertritt, dass es notwendig ist, eine politische Lösung für all diese Probleme zu finden, die der interne Krieg in unserem Land hinterlassen hat. Das heißt, es sollte ein Prozess der nationalen Versöhnung eingeleitet werden. Das beinhaltet eine Generalamnestie, das beinhaltet eine Lösung für die Situation der politischen Gefangenen, der Kriegsgefangenen, die Untersuchung der Situation der Verschwundenen, der Gefolterten. All das beinhaltet eine politische Lösung der Probleme, die der Krieg hinterlassen hat. Das ist der Vorschlag, der auf dem Tisch liegt. Er wurde der Regierung Fujimori unterbreitet. Die Regierung Fujimori griff zu Manipulationen, und er wurde nicht umgesetzt. Er wurde auch der Regierung Paniagua unterbreitet, einer Übergangsregierung, die wir fast ein Jahr lang hatten, und danach der Regierung Toledo, doch keiner von ihnen akzeptierte, zu einer politischen Lösung überzugehen. Doch dieser Vorschlag besteht weiter. Derzeit bemühen wir uns, einige Aktivitäten auf internationaler Ebene durchzuführen, damit eine Veränderung der Antiterrorismusgesetzgebung erfolgt, die die Rechte und Rechtsgarantien der Beschuldigten verletzt. So ist es.

Radio Zinzine: Don Alfredo Crespo, vielen Dank im Namen aller Hörer unseres Radios, und ich hoffe, dass wir weiterhin in Kontakt bleiben und Sie uns auf dem Laufenden halten, was mit diesem Prozess passiert, der derart willkürlich ist ...

Alfredo Crespo: Gut, sagen Sie mir, um welchen Radiosender handelt es sich genau?

Radio Zinzine: Wir sind Radio Zinzine, wir senden im Süden von Frankreich.

Alfredo Crespo: Gut, vielen Dank, dass Sie mir die Gelegenheit gegeben haben, mich an Ihre Hörer zuwenden. Ein Gruß an alle ihre Landsleute, die wir sehr schätzen, das französische Volk, das so kämpferisch ist, und auch diese Kampftraditionen, die es hat. Einen Gruß an alle meine Landsleute, die dort in Frankreich sind, und wir hoffen, dass sie bald in unser Land zurückkehren können. Wir wissen, dass es viele Exilanten gibt, die nicht zurückkommen können, weil sie vom peruanischen Staat verfolgt werden. Doch wir kämpfen hier, damit diese Gesetze, diese politische Verfolgung aufhört, nicht wahr, diese ganze Politik des Hasses, des Revanchismus, des Grolls. Auf das alle meine Landsleute, die es wünschen, bald in ihr Vaterland, in ihre Heimat zurückkehren können. Ich danke Ihnen für das Interview und stehe Ihnen jederzeit wieder gern zur Verfügung.

Radio Zinzine: Meine besten Wünsche, dass Sie bald die Rechtsgarantien wiederherstellen können und einen fairen Prozess haben können und dass Peru den Weg der Versöhnung einschlägt und nicht, wie sie berichtet haben, den des Revanchismus, wie ihn der peruanische Staat verfolgt. Vielen Dank, Don Alfredo Crespo.

Alfredo Crespo: Ich danke Ihnen. Bis bald.

Quelle: www.afadevig.org
Übersetzung aus dem Spanischen. Einige Textstellen, in denen die Abschrift des Interviews im Spanischen offensichtlich fehlerhaft ist, wurden ausgelassen und mit Auslassungspunkten gekennzeichnet.



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