Startseite | Aktuelle Politik | Kampagnen | Dokumentation PCP | Marx - Lenin - Mao Tse-tung | Links | Kontakt | ||||||
Radio Zinzine: ... eine Gruppe von politischen Gefangenen
die, sagen wir, seit ziemlich langer Zeit in Haft sind, Don Alfredo?
Alfredo Crespo: So ist es.
Sehen Sie, sie sind seit dem 12. September 1992 in Haft. Die
Hauptangeklagten in diesem Megaprozess sind Dr. Abimael Guzman Reynoso
und die Lehrerin Elena Iparraguirre Revoredo. Wie Sie vielleicht wissen
oder falls nicht, um Sie über die Vorgeschichte zu informieren: Am 17.
Mai 1980 begann in unserem Land die Kommunistische Partei Perus unter
der Führung von Dr. Abimael Guzman Reynoso, dem Vorsitzenden Gonzalo,
das heißt, dem Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Perus, ein
Prozess des bewaffneten Kampfes gegen den peruanischen Staat und die
peruanische Regierung mit dem Ziel, eine revolutionäre Veränderung der
peruanischen Gesellschaft herbeizuführen.
Die Kommunistische Partei Perus ist eine Organisation, die sich auf den
Marxismus-Leninismus-Maoismus und die Gonzalogedanken stützt, denn laut
den Dokumenten der Partei war es der Vorsitzende Gonzalo, der den
Marxismus-Leninismus-Maoismus, hauptsächlich den Maoismus auf die
konkreten Bedingungen der peruanischen Gesellschaft angewandt hat. Mit
dieser Ideologie, mit dieser Partei, mit einer Partisanenvolksarmee und
einer Einheitsfront, die auf die Zusammenfassung von 90% der
Bevölkerung abzielte, begann also ein revolutionärer Kampf zur
Eroberung der politischen Macht für das Proletariat, für das Volk.
Dieser Prozess entwickelte sich, bis er im Jahr 1992 mit dem
strategischen Gleichgewicht seinen Höhepunkt erreichte. Nun gut, im
September erfolgte die Festnahme, die Verhaftung der gesamten zentralen
Führung der Partei, und es traten Probleme sowohl bei der Führung des
Krieges als auch in der Führung der Partei auf, denn die Mehrheit der
Parteiführung befand sich in Haft, und es trat eine überaus schwierige
Situation ein.
...
Von da an waren sie rund ein Jahr lang in einem Militärgefängnis der
Marinebasis von Peru.
...
Dr. Abimael Guzman Reynoso befindet sich weiterhin in einem
Militärgefängnis, auf der Marinebasis Callao der Kriegsmarine von Peru,
in einer Situation der vollkommenen Isolation, gegen die wir
protestiert haben und die gegen die Grundrechte einer jeden Person
verstößt. Die Lehrerin Elena Iparraguirre befindet sich in einem
Gefängnis unter Polizeibewachung, einem Gefängnis unter Kontrolle der
Polizei, und ist ebenfalls isoliert. Der Prozess, dem wir derzeit
beiwohnen, ist der dritte, denn nach ihrer Verhaftung im September 1992
wurden sie von einem Militärgericht mit maskierten Richtern, "Richtern
ohne Gesicht", anonymen Richtern abgeurteilt und zu lebenslanger
Haftstrafe verurteilte. Danach gab es eine Reihe von
Verfassungsbeschwerden, von Klagen gegen den Staat, damit diese
Prozesse annulliert werden. Die Prozesse wurden annulliert, und es gab
einen zweiten Prozess, den der Staat abbrach, das heißt, er ließ ihn
platzen, und das heute ist der dritte Prozess. Wir befinden uns bereits
in der Endphase des Megaprozesses, der Hauptverhandlung, und ein erster
Punkt, über den ich Sie diesbezüglich informieren kann, ist, dass die
Angeklagten, alle Angeklagten, dieses Verfahren ablehnen, denn sie sind
nicht damit einverstanden, dass sie wegen Terrorismus vor Gericht
gestellt werden, und haben gegenüber den Richtern erklärt, dass sie nie
Terroristen waren, keine Terroristen sind und niemals Terroristen sein
werden.
Sie haben vor dem Gericht ausgesagt, dass sie revolutionäre Kämpfer,
Mitglieder der Kommunistischen Partei Perus, sind. Das haben sie
gegenüber den Richtern erklärt, und sie lehnen den Prozess wegen
Terrorismus ab. Das ist es, was ich Ihnen dazu sagen kann.
Radio Zinzine: Was den juristischen Teil angeht, Don
Alfredo Crespo, könnte man sagen, dass die peruanische Justiz eine
ganze Gesetzgebung geerbt hat, die sehr ähnlich der Gesetzgebung ist,
die die Militärdiktaturen, welche es in ganz Lateinamerika gegeben hat,
insbesondere die in Chile hinterlassen haben, eine Hinterlassenschaft
von Antiterrorismusgesetzen, die Teil dieses Prozesses sind und
Einschränkungen beinhalten ...
Alfredo Crespo: Ja, in der Tat.
Sehen Sie, hier in unserem Land haben wir fast zwei Drittel seit
Bestehen der Republik unter Regierungen gelebt, die aus Staatsstreichen
hervorgegangen sind, das heißt Diktaturen, in vielen Fällen
Militärdiktaturen.
Seit 1930 gibt es eine komplette Gesetzgebung der politischen
Verfolgung, eine Gesetzgebung der politischen Verfolgung hauptsächlich
der Kommunisten und der Arbeiterklasse. Seit 1930! Und die Regierung
von Alberto Fujimori erließ eine Antiterrorismusgesetzgebung, die Teil
dieses Prozesses ist, den es in unserem Land unter den Regierungen von
Benavides, Sanchez Cerro, Samanes Ocampo seit 1930 gab. Und er führte
insbesondere die Gesetzgebung weiter, die Fernando Belaunde erlassen
hatte, der auch 1980 peruanischer Präsident war, als der revolutionäre
Prozess in Peru begann. Und dann kam Fujimori 1990 und erließ eine
verfassungswidrige Antiterrorismusgesetzgebung, die internationale
Abkommen über Menschenrechte verletzt und außerdem die Genfer
Konvention und ihre Zusatzprotokolle, in denen das internationale
humanitäre Völkerrecht geregelt ist. All das wird verletzt, und
speziell hier in unserer Region die Amerikanische Konvention für
Menschenrechte, das heißt, der Pakt von San José de Costa Rica. Gegen
all diese Abkommen verstößt diese Gesetzgebung von Alberto Fujimori.
Alberto Fujimori zerstörte den Rechtsstaat in Peru, verletzte alle
internationalen Abkommen, die minimale Garantien für Gerichtsverfahren,
die Garantien für einen ordentlichen Prozess festlegen. Und diese
Gesetze werden derzeit in dem Megaprozess angewandt. Das heißt, sie
wurden nicht verändert, diese Gesetze wurden nicht modifiziert und
werden weiter auf diejenigen angewandt, die als Terroristen betrachtet
und eingestuft werden, was sie nicht sind. Doch sie werden vom Staat
als solche eingestuft, um ihren Ruf gegenüber der Öffentlichkeit zu
schädigen, eine Stimmung der Ablehnung gegenüber diesen Personen zu
schaffen, praktisch wie eine Dämonisierung, d. h. sie werden
dargestellt wie Teufel. Eine infame Propaganda gegen diese Personen, um
der Bevölkerung die Botschaft zu vermitteln, dass das Einzige, was sie
zu erwarten haben, der Tod ist, im Gefängnis zu sterben, nie mehr frei
zu kommen, und dass sie keinerlei Rechte, keine Menschenwürde haben. Zu
diesem Zweck machen sie die Kampagne über den so genannten Terrorismus.
Das ist es, was ich Ihnen über die Gesetzgebung sagen kann.
Radio Zinzine: Und bezüglich der Position ihrer Klienten,
welches ist ihre Position gegenüber dieser Farce, diesem Megaprozess,
um die Bezeichnung Megaprozess zu benutzen, in Wirklichkeit ist es die
Farce eines Prozesses ...
Alfredo Crespo: Natürlich, sie
haben ihn Megaprozess genannt, weil es ein großer Prozess ist, der
Bedeutung hat, denn hier steht die Führung der Kommunistischen Partei
Perus vor Gericht.
Mit Ausnahme von einem der Angeklagten, der zu einem Renegaten geworden
ist, der ins Lager der Reaktion des peruanischen Staates übergelaufen
ist - ich beziehe mich auf Ramirez Durand, den früheren Genossen
Feliciano - der sich gegen die Partei, die Revolution gewandt hat und
einen Handel mit der Regierung, mit dem Staat gemacht hat und der also
der Einzige ist, der sich auf die Knie zwingen liesß und um seine
Freiheit weint, ist die Position meiner Klienten und der Angeklagten,
der übrigen elf Angeklagten, wie bereits erwähnt, dass sie sich zu
revolutionären Kämpfern, Mitgliedern der kommunistischen Partei Perus
erklärt haben und den Prozess ablehnen. Sie akzeptieren es nicht,
irgendeine Aussage vor den Richtern zu machen, sie bewahren
Stillschweigen in dieser Verhandlung, sie sagen nicht aus, sie haben
noch nicht mal ihre Personalien angegeben.
An der Verteidigung beteiligen sich die Anwälte, die wir mehrere
Rechtsbeschwerden gegen die Gesetze eingelegt und begründet haben. Und
wir haben auch das Gericht selbst in Frage gestellt, das ein
Sondergerichtshof für Terrorismus ist, das heißt, eine Strafkammer, die
auf Fälle von Terrorismus spezialisiert ist, was gegen die Gleichheit
vor dem Gesetz verstößt. Das ist die Position der Verteidigung. Die
Verteidigung hat diverse Erklärungen abgeben. Es gibt eine ganze Reihe
von Angriffen auf die Anwälte, doch auch so, unter diesen Bedingungen,
üben wir die Verteidigung aus, denn es ist ein Recht, das von der
peruanischen Verfassung und internationalen Abkommen garantiert wird.
Radio Zinzine: Sehr fragwürdig sind die Tatsachen, dass
Sie, der Sie die Verteidigung ausüben, als Terrorist eingestuft und Dr.
Fajardo bedroht worden ist.
Alfredo Crespo: Diesbezüglich
sage ich Ihnen, dass ich die Verteidigung von Dr. Abimael Guzman
übernahm, als er am 12. September 1992 verhaftet wurde. Als im Januar
1993 der Prozess beendet war, wurde ich nur deshalb festgenommen und
inhaftiert, weil ich die Verteidigung übernommen hatte. Ich war rund 13
Jahre im Gefängnis, in Hochsicherheitsgefängnissen, im Gefängnis
Yanamayo, das 4000 Meter über dem Meeresspiegel liegt, das heißt, ich
wurde isoliert, ich wurde in Haft gehalten, weil ich die Verteidigung
von Dr. Abimael Guzman Reynoso übernommen hatte.
Ich habe all diese Anschuldigungen zurückgewiesen. Ich habe öffentlich
angeklagt, dass es sich um eine politische Verfolgung und einen Verstoß
gegen das Recht auf Verteidigung handelte und, nun gut, ich bin vor
einem Jahr freigelassen worden, und im Dezember habe ich die
Verteidigung von Dr. Abimael Guzman Reynoso und der Lehrerin Elena
Iparraguirre wieder aufgenommen, und ich mache die Verteidigung
zusammen mit Dr. Manuel Fajardo. Wir beide üben die Verteidigung
gemeinsam und gleichberechtigt aus.
Radio Zinzine: Angesichts des Umstandes, dass die
Terrorismusgesetze von Fujimori verfassungswidrig sind, und in dem
Wissen, wer Fujimori ist, obwohl er all das weiß, wendet Toledo diese
verfassungswidrig Gesetzgebung weiterhin an.
Alfredo Crespo: In der Tat ist
es inakzeptabel, unannehmbar, nicht wahr, oder, milde ausgedrückt,
unangemessen, dass eine Regierung, die sich demokratisch nennt und auf
eine Diktatur folgte, dieselben Gesetze anwendet wie die Diktatur, denn
diese Gesetze, die gegen die Verfassung verstoßen, die die Grundrechte
der Personen verletzen, wurden von Fujimori erlassen. Danach kam die
Regierung Toledo, und wir dachten natürlich, dass eine Regierung, die
den Anspruch erhebt, demokratisch zu sein, diese Gesetze nicht weiter
anwenden wird. Doch tatsächlich, sie wendet sie weiterhin an. Diese
Gesetzgebung ist weiter gültig und wird insbesondere gegen die
Revolutionäre, gegen die Mitglieder der Kommunistischen Partei Perus,
die sie Terroristen nennen, angewendet.
Radio Zinzine: Das beinhaltet eine regelrechte
Stigmatisierung der Personen, die in den achtziger Jahren in Peru den
Weg des bewaffneten Kampfes einschlugen.
Alfredo Crespo: In der Tat ist
es eine Stigmatisierung, doch sie ist einzuordnen innerhalb der
Kampagne des Krieges gegen den Terrorismus, den die Regierung des Herrn
Bush, des Präsidenten der USA, durchführt. Sie bewegt sich innerhalb
dieses Rahmens.
Das heißt, diese Regierung hat Fesseln der Abhängigkeit, der
Unterwerfung unter die nordamerikanische Regierung, und sie bewegt sich
ebenso innerhalb der Politik des Kampfes gegen den Terrorismus und
wendet sie an, was bedeutet, dass sie die Bezeichnung Terrorismus
benutzt, um die Revolutionäre und jede Person, die die bestehende
soziale und politische Ordnung in Frage stellt, zu stigmatisieren,
diffamieren, herabzuwürdigen, in den Schmutz zu ziehen, sie als
Terroristen zu bezeichnen, mit dem Ziel, eine öffentliche Meinung, eine
Stimmung der Ablehnung zu schaffen, das heißt, diese Personen als
Feinde hinzustellen, die nicht weiterleben sollten, die im Gefängnis
sterben sollten.
Derzeit besteht die Tendenz, das Strafrecht des Feindes anzuwenden. Das
heißt, ein unterschiedliches Strafrecht für Personen, die die soziale
Ordnung, die Ungerechtigkeiten in Frage stellen. Auf diese Personen
wenden sie das Strafrecht des Feindes an, nicht wahr, ohne jede
Garantie. Das ist es, was das Strafrecht des Feindes ausmacht, es gibt
keinerlei Garantien. Das ist es, was ich Ihnen dazu sagen kann.
Radio Zinzine: Und das auf der Doktrin der nationalen
Sicherheit der USA beruht...
Alfredo Crespo: Klar, in diesem
Rahmen bewegt sie sich. Hier in unserem Land wurde diese Doktrin der
nationalen Sicherheit aufgegriffen. Die Sicherheit wird über die
Grundrechte der Personen gestellt. Heute wird in der Welt viel darüber
diskutiert, was die Hauptsache ist, die Sicherheit des Staates oder die
Grundrechte der Menschen. Sowohl Herr Bush als auch England haben sich
dafür entschieden, dass die Hauptsache die Sicherheit der Staaten ist,
doch so weit ich weiß, sollten in der Mehrheit der europäischen Länder
der Europäischen Gemeinschaft, der Europäischen Union und auch hier in
unserem Land die Grundrechte der Personen den Vorrang haben. Sehen Sie,
diese Doktrin der nationalen Sicherheit betrachtet jede Person als
Feind, die die soziale Ordnung in Frage stellt oder für ihre Rechte,
für ihre Forderungen eintritt.
Radio Zinzine: Angesichts dieser Situation, der
Abweichung von den Regeln eines ordentlichen Prozesses, haben Sie an
verschiedene internationale Instanzen appelliert. Welches war die
Reaktion des Amerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte?
Alfredo Crespo: Wissen Sie, im
Prozess selbst protestieren wir gegen verschiedene Aspekte der
Gesetzgebung und gegen die Art, wie die Verhandlung durchgeführt wird.
Wir haben vor allem die Strafkammer für Terrorismus in Frage gestellt
und gegen sie protestiert.
Auf nationaler Ebene haben wir Klagen beim Verfassungsgericht
eingereicht, und ein erster Erfolg war, dass die Annullierung aller
Prozesse, die unter der Diktatur von Fujimori vor Militärgerichten und
Zivilgerichten durchgeführt wurden, angeordnet wurde, und alle Prozesse
wurden annulliert, und es wurden neue Verfahren eingeleitet. Doch das
ist nicht genug. Das peruanische Verfassungsgericht hat das Problem
nicht gelöst. Darum haben wir uns an internationale Instanzen gewandt.
Bis jetzt gibt es international noch keinen Beschluss über unsere
Beschwerden bezüglich der Gesetze, die in Peru angewandt werden.
Es sind mehrere Beschwerden, Klagen, die wir bei der Amerikanischen
Kommission und dem Amerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte
vorgelegt haben. In anderen Fällen, in denen es um das sogenannte
Delikt des Terrorismus ging, hat der Amerikanische Gerichtshof für
Menschenrechte von San José de Costa Rica im November letzten Jahres
ein Urteil gefällt, in dem er zu dem Schluss kommt, dass das Dekret
25.475, das von Fujimori erlassen wurde, nicht das Prinzip der
Legalität verletzt, nicht im Konflikt mit der Amerikanischen Konvention
für Menschenrechte steht. Das hat bei uns Befremdung ausgelöst, denn
das bedeutet einen Meinungswechsel, einen Wechsel der Kriterien. Zuvor,
in den Jahren 1993/94, erklärte der Amerikanische Gerichtshof im Fall
Castillo Petrucci über einige Mitglieder der MRTA, einer anderen
Organisation hier in Peru, dass die Gesetzgebung von Fujimori das
Prinzip der Legalität verletzt, weil sie erlaubt, jede beliebige
Personen zu inhaftieren. Das befand er in den Jahren 1993/94, und jetzt
ändert er seine Meinung und verkündet, dass sie keine Verletzung der
Konvention darstellt.
Wir sind der Auffassung, dass all das eine Auswirkung dieses ganzen so
genannten Krieges gegen den Terrorismus von Herrn Bush ist und jetzt
die internationalen Gerichtshöfe, insbesondere der Amerikanische
Gerichtshof eingeknickt sind, ihre Position verändert haben. Doch wir
verfolgen unsere Klagen weiter und hoffen, dass die Situation sich
verändert und sich Positionen durchsetzen, die die Garantien im
Strafrecht beibehalten, das heißt, die die Rechtsgarantien und die
Garantie eines ordentlichen Prozesses respektieren. Und daher erneuern
wir unsere Anzeigen, doch bisher ist darüber nicht entschieden worden.
Radio Zinzine: Und wenn wir annehmen, dass der Fall
eintritt - auf internationaler Ebene, hier in Frankreich, wird von der
Stichwahl in Peru am kommenden 4. Juni gesprochen, bei der sich Alan
Garcia, ein Expräsident, über den vieles zu sagen wäre und der
international keinen guten Ruf hat, und auf der anderen Seite Humala,
Ollanta Humala gegenüberstehen - glauben Sie, dass einer dieser beiden
als Präsident diese Situation der Verfassungswidrigkeit und Illegalität
fortführen wird? Dass sie diesen Typ von Gesetzen weiter anwenden
werden, oder werden sie damit brechen? Haben sie irgendeine Art von
Aussagen gemacht, dass es notwendig ist, diese Gesetze, die gegen die
Verfassung verstoßen, zu verändern?
Alfredo Crespo: Nun gut, sehen
Sie, um zunächst etwas klarzustellen. Was wir dem Amerikanischen
Gerichtshof vorgelegt haben, sind einige Fälle, in denen diese
Gesetzgebung angewandt wurde und über die es bisher noch keinen
Beschluss gibt. Doch bisher haben wir nicht den Fall des Megaprozesses
präsentiert, denn dieser ist noch nicht zu Ende. Wenn er beendet ist,
werden wir ihn sicherlich den internationalen Instanzen vorlegen.
Was nun die Wahlen hier in Peru angeht, so soll in der Tat an diesem
Sonntag, dem 4. Juni, einer von ihnen gewählt werden. Und welches ist
die Position der Kandidaten über die Antiterrorismusgesetzgebung? In
Wirklichkeit wurde in der Hitze der Wahldebatte das Problem des so
genannten Terrorismus benutzt, um zu demonstrieren, welcher von ihnen
die härtere Position vertritt, wissen Sie. Zum Beispiel hat Alan Garcia
gesagt, dass er die Richter ohne Gesicht, die maskierten Richter, die
anonymen Richter, wieder einführen wird. Das hat er öffentlich
verkündet, und er hat darüber hinaus gesagt, dass er die Todesstrafe
für die Terroristen fordern wird.
Also gibt es einen Wettstreit, wer sich als der Härtere, der
Energischere im Kampf gegen den sogenannten Terrorismus darstellt. Das
heißt, dass sie den Prozess gegen die revolutionären Kämpfer benutzt
haben. Wozu? Um in einen Wettbewerb zu treten, wer von ihnen härter
durchgreift, wer mehr Repression ausübt.
Das ist es auf der einen Seite. Auf der anderen Seite hat Humala
gesagt, dass er den Kampf gegen den Terrorismus fortsetzen wird. Doch
er hat auch gesagt, dass es eine neue verfassungsgebende Versammlung
geben soll, um die verfassungswidrigen Gesetze zu untersuchen. Gut, das
sind die Positionen der zwei Kandidaten. Doch ich persönlich sage
Ihnen, ich habe keine großen Hoffnungen, dass eine Verbesserung
eintreten wird, das heißt, dass die Gesetzgebung modifiziert wird. Wenn
dies geschieht, wird es in jedem Fall ein Ergebnis des Kampfes des
peruanischen Volkes, der Klagen bei internationalen Instanzen, der
Stellungnahmen auf internationaler Ebene sein, die bewirken, dass die
beiden, ganz gleich, wer von ihnen die Regierung übernimmt, von ihrer
Politik der Verschärfung der Gesetze und der Verweigerung der Rechte
und Rechtsgarantien abweichen.
Für mich persönlich repräsentiert keiner der zwei Kandidaten die
Interessen des peruanischen Volkes. Keiner der Kandidaten, die sich
heute gegenüberstehen, wird die Erwartungen, die Bedürfnisse des
peruanischen Volkes, das sich in einer Situation der Not, der
wirtschaftlichen Krise, der Arbeitslosigkeit befindet, erfüllen können.
In unserem Land sterben täglich 50 Kinder, die Leute sterben in den
Krankenhäusern, weil sie keine zwei Dollar, 10 Dollar haben, um
Medikamente zu kaufen. Darum sterben die Leute in den Krankenhäusern.
Für alles wird Geld verlangt. Der Staat fordert Steuern, doch er bietet
der Bevölkerung keine Dienstleistungen. Das heißt, wir befinden uns
einer Situation, die noch schwierigere Bedingungen für das peruanische
Volk schafft. Die beiden konkurrierenden Kandidaten stützen sich einzig
und allein auf Demagogie und werden definitiv die Probleme des Volkes
in Peru nicht lösen. Ich glaube, dass der Kampf für die Veränderung der
Gesetzgebung über die Kämpfe, den Protest des Volkes, die
internationale Solidarität, Erklärungen von anderen Organisationen
läuft, darüber läuft er. Das ist es, was ich Ihnen sagen kann.
Radio Zinzine: Don Alfredo, ich bedanke mich. Doch Don
Alfredo Crespo, ich möchte Ihnen noch eine Frage stellen. Im
Zusammenhang mit dem Megaprozess sprachen sie von dem Kampf gegen den
Terrorismus. Es ist offensichtlich, dass es unter Fujimori und auch
unter den anderen Regierungen eine Praxis des Staatsterrorismus gab.
Ist es so, dass diese Art von Gesetzgebung auch auf diejenigen
angewendet wird, die verantwortlich für die Umsetzung des
Staatsterrorismus waren?
Alfredo Crespo: Sehen Sie,
diese Gesetze des Kampfes gegen den Terrorismus oder diese
Antiterrorismusgesetzgebung wird nur auf die Kommunistische Partei
Perus, auf die revolutionäre Organisation angewandt. Desgleichen wird
sie auf eine andere bewaffnete Organisation angewandt, die sich in
unserem Land bildete, die MRTA, bzw. Movimiento Revoluconario Túpac
Amaru (Revolutionäre Bewegung Túpac Amaru), eine Organisation ähnlich
der FARC in Kolumbien hat, die eine andere ideologisch-politische
Konzeption als die Kommunistische Partei Perus hat. Auf sie, auf diese
beiden Organisationen, auf die Personen, die beschuldigt werden, diesen
Organisationen anzugehören, wird die Antiterrorismusgesetzgebung
angewandt.
Die Verantwortlichen für Menschenrechtsverletzungen der Streitkräfte
werden nach dem normalen Strafrecht, nach gewöhnlichen Gesetzen
angeklagt, und ihnen werden unter anderem Vergünstigungen gewährt, wenn
sie ihre Verbrechen gestehen. Sie erhalten Strafen unter der
Mindeststrafe. Wenn zum Beispiel für einen dieser Mörder eine
Haftstrafe von 25 Jahren beantragt wurde und er gesteht, dass er
getötet hat, dann wird die Strafe gesenkt. Er erhält sechs Jahre und
kommt frei. All diese Vergünstigungen werden ihnen gewährt, wissen Sie.
Diese Gesetz soll dazu dienen, die Verfahren zu beschleunigen. Doch
wenn für jemanden, der des Terrorismus angeklagt ist, z. B. eine
Haftstrafe von 30 Jahren beantragt wird und er sich an dieses Gesetz
hält und seine Taten gesteht, wird er zu 28 Jahren verurteilt, das
heißt, der Unterschied ist nicht sehr groß. Doch natürlich lehnen die
Revolutionäre, die in dem Megaprozess angeklagt sind, jede Art von
Eingeständnis der Straftaten ab, denn die Angeklagten, die ich
verteidige, und die übrigen gehen davon aus, dass das, was es in Peru
gab, ein revolutionärer Krieg war, dass sie nicht als Kriminelle, als
Mörder eingestuft werden können. Was es gab, war eine Revolution. In
jeder Revolution, in jedem Krieg gibt es Tote. Es fand eine bewaffnete
Auseinandersetzungen mit den Streitkräften und der Polizei des
peruanischen Staates statt. Das war es, was in unserem Land geschehen
ist, nicht wahr.
Zum Schluss möchte ich darauf hinweisen, dass die Kommunistische Partei
Perus mit ihrem Parteichef, Dr. Abimael Guzmán Reynoso, nunmehr seit
dem Jahr 1993 gegenüber der Regierung und dem peruanischen Staat
vertritt, dass es notwendig ist, eine politische Lösung für all diese
Probleme zu finden, die der interne Krieg in unserem Land hinterlassen
hat. Das heißt, es sollte ein Prozess der nationalen Versöhnung
eingeleitet werden. Das beinhaltet eine Generalamnestie, das beinhaltet
eine Lösung für die Situation der politischen Gefangenen, der
Kriegsgefangenen, die Untersuchung der Situation der Verschwundenen,
der Gefolterten. All das beinhaltet eine politische Lösung der
Probleme, die der Krieg hinterlassen hat. Das ist der Vorschlag, der
auf dem Tisch liegt. Er wurde der Regierung Fujimori unterbreitet. Die
Regierung Fujimori griff zu Manipulationen, und er wurde nicht
umgesetzt. Er wurde auch der Regierung Paniagua unterbreitet, einer
Übergangsregierung, die wir fast ein Jahr lang hatten, und danach der
Regierung Toledo, doch keiner von ihnen akzeptierte, zu einer
politischen Lösung überzugehen. Doch dieser Vorschlag besteht weiter.
Derzeit bemühen wir uns, einige Aktivitäten auf internationaler Ebene
durchzuführen, damit eine Veränderung der Antiterrorismusgesetzgebung
erfolgt, die die Rechte und Rechtsgarantien der Beschuldigten verletzt.
So ist es.
Radio Zinzine: Don Alfredo Crespo, vielen Dank im Namen
aller Hörer unseres Radios, und ich hoffe, dass wir weiterhin in
Kontakt bleiben und Sie uns auf dem Laufenden halten, was mit diesem
Prozess passiert, der derart willkürlich ist ...
Alfredo Crespo: Gut, sagen Sie
mir, um welchen Radiosender handelt es sich genau?
Radio Zinzine: Wir sind Radio Zinzine, wir senden im
Süden von Frankreich.
Alfredo Crespo: Gut, vielen
Dank, dass Sie mir die Gelegenheit gegeben haben, mich an Ihre Hörer
zuwenden. Ein Gruß an alle ihre Landsleute, die wir sehr schätzen, das
französische Volk, das so kämpferisch ist, und auch diese
Kampftraditionen, die es hat. Einen Gruß an alle meine Landsleute, die
dort in Frankreich sind, und wir hoffen, dass sie bald in unser Land
zurückkehren können. Wir wissen, dass es viele Exilanten gibt, die
nicht zurückkommen können, weil sie vom peruanischen Staat verfolgt
werden. Doch wir kämpfen hier, damit diese Gesetze, diese politische
Verfolgung aufhört, nicht wahr, diese ganze Politik des Hasses, des
Revanchismus, des Grolls. Auf das alle meine Landsleute, die es
wünschen, bald in ihr Vaterland, in ihre Heimat zurückkehren können.
Ich danke Ihnen für das Interview und stehe Ihnen jederzeit wieder gern
zur Verfügung.
Radio Zinzine: Meine besten Wünsche, dass Sie bald die
Rechtsgarantien wiederherstellen können und einen fairen Prozess haben
können und dass Peru den Weg der Versöhnung einschlägt und nicht, wie
sie berichtet haben, den des Revanchismus, wie ihn der peruanische
Staat verfolgt. Vielen Dank, Don Alfredo Crespo.
Alfredo Crespo: Ich danke
Ihnen. Bis bald.
Quelle: www.afadevig.org
Übersetzung aus dem Spanischen. Einige Textstellen, in denen die
Abschrift des Interviews im Spanischen offensichtlich fehlerhaft ist,
wurden ausgelassen und mit Auslassungspunkten gekennzeichnet.