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Über die neue große Welle: In einem derart turbulenten und komplexen Jahrhundert mit außergewöhnlichen, oftmals überraschenden und unerwarteten Veränderungen ist es mitunter schwer, die Ursachen der Dinge zu erkennen. Erschwerend kommt hinzu, daß die Unsicherheit zunimmt, der Prozeß, der sich abzeichnet, neu ist, alles Bisherige vollkommen in Frage gestellt wird, die Ideologie, vor allem der Marxismus, geleugnet wird und die imperialistische Aggression zunimmt. All daß vernebelt den Verstand und führt zum Verlust der Perspektive. Um die Wirklichkeit klar zu erkennen, ihre Gesetze zu entdecken und ihrer Veränderung dienen zu können, ist der Optimismus unverzichtbar, und dieser stützt sich vor allem auf den festen Entschluß, den Interessen der Mehrheit, des Volkes zu dienen.
Eine Form, an das Problem heranzugehen, ist, sich die Geschichte in Erinnerung zu rufen. Die bürgerliche Revolution brauchte drei Jahrhunderte, um sich in den fortschrittlichsten Ländern durchzusetzen und die Herrschaft der Bourgeoisie zu konsolidieren: die Revolution in den Niederlanden in der zweiten Hälfte des 16. und der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts inmitten von Siegen, Niederlagen und blutigen Kriegen, darunter der 30jährige Krieg, der die Landkarte Europas für Jahrhunderte veränderte; das 17. Jahrhundert brachte neben einem außerordentlichen Fortschritt der Wissenschaft (z. B. durch Descartes und Newton) eine weiteren Zusammenbruch des Feudalsystems mit der ersten Revolution in England unter Cromwell, die schließlich durch die innere Spaltung besiegt wurde, um später in der sogenannten "glorreichen Revolution" von 1688 zu siegen; im 18. Jahrhundert erreichte die Revolution ihren Höhepunkt mit den bürgerlichen Revolutionen in den USA und Frankreich, wobei letztere zweifellos die fortschrittlichste von allen war und auf ihrem Höhepunkt von Robespierre angeführt wurde, der bereits zu Lebzeiten und bis heute diffamiert wurde; danach benötigte die französische Bourgeoisie fast 100 Jahre bis zur Niederlage der Pariser Kommune im Jahre 1871, um sich endgültig an der Macht zu konsolidieren. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die bürgerliche Revolution einen langen Prozeß der Eroberung und des Verlusts der Macht, von revolutionären Wellen umfaßt, die zu immer größeren Höhepunkten führen, um sich dann zu abzuschwächen und zu Ende zu gehen. Zurück bleiben Eroberungen und Erfahrungen, die der unaufhörliche Klassenkampf wieder aufnimmt, um eine neue, höher entwickelte Welle hervorzubringen.
Die proletarische Revolution, die die erste wirkliche Revolution in der Geschichte ist, da sie sich gegen das Privateigentum an Produktionsmitteln richtet, zeigt eine ähnliche Entwicklung: Höhepunkte, die direkt mit dem Problem des Staates verbunden sind das Kommunistische Manifest von 1848, die Gründung der Internationalen Arbeiterassoziation 1864, dann 1871 die Pariser Kommune als erster Versuch, die Macht zu übernehmen, 1905 die Generalprobe der russischen Revolution, 1917 die Oktoberrevolution, 1919 die Gründung der Kommunistischen Internationale, 1949 der Sieg der chinesischen Revolution, 1953 der Tod Stalins und die Usurpation der Macht durch Cruschtschow, 1966 der Beginn der Großen Proletarischen Kulturrevolution, 1976 der Tod des Vorsitzenden Mao und der konterrevolutionäre Staatsstreich von Teng. Um diesen Prozeß richtig verstehen zu können, muß der historische Hintergrund in Betracht gezogen werden unter besonderer Beachtung der Rückschläge und Rückzüge vor 1848 und 1870, die Herausbildung des Imperialismus als letztem Stadium des Kapitalismus in diesem Jahrhundert, der beiden Weltkriege, die Niederlagen der Revolution in Europa und Asien in den zwanziger Jahren und die Entwicklung der Arbeiterbewegung und der nationalen Befreiungsbewegungen. Die Analyse dieses Prozesses zeigt, daß die proletarische Revolution eine ähnliche Entwicklung durchmacht wie die bürgerliche Revolution. Dabei ist festzustellen, daß die erste große Welle, die 1917 begann, zu Ende gegangen ist und sich eine neue vorbereitet. Man beachte: die erste große Welle ist zu Ende, jedoch nicht das Zeitalter der proletarischen Weltrevolution, denn diese wird mehrere Wellen haben.
Den Verlauf der kommenden großen Welle werden wir erst dann kennenlernen, wenn sie sich entwickelt und in dem Maße, wie wir uns an ihr beteiligen, und dann werden wir wissen, was zu tun ist. Doch Vieles ist bereits abzusehen, insbesondere Folgendes:
Der Imperialismus entwickelt seine Globalisierung, die seine Herrschaft ausweitet und hauptsächlich den USA zugute kommt. Als Folge verschärfen sich die Widersprüche zwischen den imperialistischen Mächten und insbesondere mit den USA. Wesentlich ist dabei, daß die Globalisierung in ihrer Essenz eine größere Vergesellschaftung der Produktion mit sich bringt und die Notwendigkeit der gesellschaftlichen Veränderung verstärkt. Ferner hat die Globalisierung ihre erste große Weltwirtschaftskrise, die 1997 begann und andauert und deren Auswirkungen insbesondere Südostasien, Rußland und Lateinamerika zu spüren bekommen haben. Diese Krise ist ein Beispiel für andere, schlimmere, welche die Zukunft bringen wird.
Weltweit zeigt sich eine wachsende Arbeitslosigkeit, die ein Ausmaß erreicht wie nie zuvor in der Geschichte und ein offensichtliches Produkt der Globalisierung und des Neoliberalismus ist. In den G-7 Ländern stieg die Arbeitslosigkeit von 1979 bis 1994 von 13 auf 26 Millionen, 1995 erreichte die Arbeitslosenzahl weltweit 120 Millionen, davon 35 Millionen in den großen Industrieländern und 18 Millionen in Europa. Allerdings sollte nicht übersehen werden, daß 71% der Arbeitslosigkeit auf die unterdrückten Nationen entfällt. Andererseits läßt sich feststellen, daß die Arbeitslosigkeit und die negativen Auswirkungen der Globalisierung auf das Volk Reaktionen hervorruft: der Kampf vom Dezember 1995 in Paris ist laut "Le Monde" der größte der letzten 30 Jahre und 1998 gab es in Frankreich große Kämpfe gegen Arbeitslosigkeit, für Lohnerhöhungen, kürzere Arbeitszeiten, soziale Rechte, Versorgung bei Krankheiten, sowie Kämpfe der Studenten für Ausbildung und wahrhafte Schlachten von Jugendlichen gegen die Repression der Polizei nach der Ermordung eines Kampfgefährten, die Ende 1997, Anfang 1998 in Straßburg ihren Höhepunkt hatten. Auch in Deutschland fanden 1998 große Arbeitskämpfe statt. Es wäre angebracht zu untersuchen, ob es sich dabei um ökonomische oder politische Kämpfe handelt. Vieles weist darauf hin, daß es sich um das letztere handelt, denn es wurden allgemeine Forderungen gestellt, die über die Gruppeninteressen hinausgehen. Ähnliche Kämpfe dürften anderswo stattfinden - wie z. B. der Kampf der Bergarbeiter und der Eisenbahnarbeiter in Rußland und aufs neue der Bergarbeiter in Rumänien - und wir sollten sie mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgen. Der Streik ist auch weiterhin die Schule der Arbeiterklasse. Ebenso wichtig ist der Meinungsumschwung. 1980 stimmten bei einer Umfrage in Deutschland 58% der Feststellung zu, daß der Klassenkampf der Vergangenheit angehört, während 25% mit der Ansicht übereinstimmten, daß es gerechtfertigt sei, von Klassenkampf zu sprechen, da die Interessen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern unvereinbar seien. 1997 dagegen antworteten 41% zustimmend auf die erste Feststellung und 44% auf die zweite, und in der EX-DDR waren sogar 58% für den Klassenkampf und 20% dagegen. Diese Veränderungen der öffentlichen Meinung sollten uns zu denken geben.
Der Imperialismus, vor allem des US-Imperialismus entlädt seine Aggressionen hemmungslos über die unterdrückten Nationen. Zwar findet der Wettstreit um die Vorherrschaft weiterhin hauptsächlich auf wirtschaftlichem Gebiet statt, indem unter Mitwirkung des IWF, der Weltbank und der WTO die Globalisierung und der Neoliberalismus rücksichtslos durchgesetzt werden, doch insbesondere, wenn Krisen ausbrechen, wie die Schuldenkrise von 1982, die Mexikokrise 1994 und die derzeitige Südostasienkrise, die 1997 begann, bekommt das Volk die verheerenden Folgen zu spüren, wofür Lateinamerika ein offenkundiger Beweis ist. Desgleichen erstickt der Imperialismus das Nationalgefühl, er benutzt den Nationalismus, um bewaffnete Konflikte zu provozieren und zielt dabei offenkundig immer darauf ab, die nationale Befreiung zu verhindern, wie die komplexe Situation des Kaukasus, in Südafrika und auf dem Balkan beweisen. Ein zentraler Punkt ist jedoch, daß der Imperialismus mit den USA an der Spitze seine Aggressionspolitik anwendet oder den Wettstreit der Mächte provoziert, um unterdrückte Nationen zu überfallen und Völkermorde zu durchführen, während er gleichzeitig predigt, daß die nationale Souveränität, die territoriale Integrität und das Selbstbestimmungsrecht und vor allem das Recht der Völker zur revolutionären Veränderung überholt seien. Beispiele aus den neunziger Jahren sind der Golfkrieg, mit dem vergeblich versucht wurde, den Irak zu unterwerfen, die Auflösung Jugoslawien, bei der es nicht gelang Serbien niederzuwerfen und die jugoslawische Konföderation vollkommen zu eliminieren, der Völkermord in Ruanda und Burundi im Rahmen des Wettstreits zwischen Frankreich und den USA um die Vorherrschaft in Afrika, dessen Fortsetzung der Kampf in Zaire ist, und derzeit die brutale und mörderische Aggression gegen Jugoslawien, insbesondere gegen Serbien. Dabei ist hervorzuheben, daß er ein Mißerfolg auf der ganzen Linie war, denn es gelang nicht, wie geplant, Serbien innerhalb weniger Tage in die Knie zu zwingen, die Steigerung der imperialistischen Aggression zielt auf die Ausweitung des Krieges auf den gesamten Balkan ab und beinhaltet das Risiko eines langen Regionalkrieges in Europa, noch dazu in einer traditionellen Konfliktzone; die Widersprüche innerhalb der NATO, insbesondere die Divergenzen Frankreichs nehmen zu und verhärten die Positionen Chinas und Rußlands, die ein Ende der Aggression verlangen, Rußland wird stärker in den Krieg hineingezogen, falls ein Bodenangriff erfolgt und mehr noch, falls er sich auf andere Balkanländer ausweitet, unter denen übrigens Serbien ein entschiedener Gegner des Neoliberalismus ist. Durch die Fortsetzung des Krieges wird die politische Situation Jugoslawien, einschließlich der von Milosevic gestärkt. Der erfolgreiche Widerstand bildet die Grundlage, doch entscheidend ist die Unterstützung, die er erhält und die mit einem Bodenkrieg zunehmen würde. Es ist bezeichnend, daß erneut Banderolen mit der Aufschrift "Yankee go home!" zu sehen sind. Die imperialistische Aggression ruft Widerstand hervor und die wiederholten Aggressionen der letzten Zeit sind eine Fortsetzung der schmutzigen Geschichte des Imperialismus, die bald wieder ins öffentliche Bewußtsein kommen und einmal mehr zu der Überzeugung führen wird: Der US-Imperialismus ist der Hauptfeind der Völker der Welt.
Diese drei Aspekte rufen in mir Überlegungen hervor und zeigen: Der alte Maulwurf gräbt weiter.
Vorsitzender Gonzalo
Übersetzung aus dem Spanischen: MPP-A (1. Korrektur)