Startseite Aktuelle Politik Kampagnen Dokumentation PCP Marx - Lenin - Mao Tse-tung Links Kontakt  




ÜBER KUNST UND LITERATUR

In der Kunst gibt es Inhalt und Form (das wurde schon vor dem Marxismus festgestellt). Der Vorsitzende Mao vertrat, daß die Politik bei allem das Kommando übernehmen sollte, doch es gibt einige Leute, die das benutzen, um ihm Worte in den Mund zu legen, die er nie gesagt hat, wie z. B.: "Inhaltlich die Politik, in der Form das Fachwissen." Darum ist es besser zu sagen: "Die Politik sollte in der Kunst das Kommando übernehmen." Nehmen wir z. B. die Musik: Wenn jemand ein Lied zu einem Geburtstag schreiben will, muß es fröhlich sein. Es wäre nicht angemessen, "Herzlichen Glückwunsch" in einem Klageton zu sagen. Oder wenn man etwa Tschiang Tsching würdigen will, so kann der Ton nicht traurig oder disharmonisch sein, denn sonst würde man sie herabsetzen anstatt sie zu ehren.

In der Lyrik muß man sich um die richtige Benutzung der Wörter bemühen. Etwas anderes ist es, wenn ihnen eine neue Bedeutung gegeben wird. (?) Es geht nicht darum, eine besonders gewählte Ausdrucksweise zu finden, sondern angemessene Ausdrücke mit einem tieferen Sinn, sowie den Rhythmus, welcher der politischen Aussage angemessen ist. Die treffende Wortwahl ist außerordentlich wichtig.

Wir müssen in der Kunst einen ausgeprägten Geschichtssinn entwickeln, sonst verfallen wir in "l'art pour l'art". (Wir besingen nicht die Vergangenheit, das macht die Reaktion.)

Der Widerspruch in der Kunst ist: Die Kunst um der Kunst willen und die Kunst als Instrument des Klassenkampfes. Der Marxismus hat sich seit Marx und Engels mit der Frage der Kunst befaßt, (Engels kritisierte ein Werk, das den Kampf des 16. Jahrhunderts darstellte, weil die zentrale Figur nicht den Geschichtssinn jener Zeit repräsentierte) ebenso Lenin (er schrieb ein Buch über Kunst) und der Vorsitzende Mao. In den dreißiger Jahren gab es in der UdSSR einen Streit über "Realismus". Damals trat der Genosse Zdanov (George) Lucacs (ein Ungar) hervor, doch er war kein Marxist, d. h. er war Marxist, doch mit ernsthaften Problemen, die sich in seiner Arbeit niederschlugen. (Er behauptete, der Hauptwiderspruch in der Philosophie sei der von Rationalismus und Irrationalismus anstatt der von Materialismus und Idealismus.) Wenn man nicht den ganzen Prozeß durchblickt, kann man ein Problem nicht verstehen.

Im Gedicht gibt es Ausdrücke, die wie Eckpfeiler sind, die es stützen, Worte, welche die Grundidee, die zentrale Aussage wiedergeben. Sagt man z. B. "ich aß Brot", so vermittelt das keine besondere Idee. Doch wenn man sagt "ich aß köstliches Brot", so weckt das Aufmerksamkeit, man achtet darauf, was der Dichter sagen will, wie auch bei dem Satz "ich aß Brot mit dem Weinen und dem Schmerz des Abwesenden". Im "Gedicht Nr. 16" erfüllt der Satz "Für den abwesenden Führer" die Funktion eines Eckpfeilers und ist daher als Vers hervorgehoben. Es handelt sich um Worte, die der Alltagssprache entstammen, doch die Art, wie sie gebraucht werden, läßt einen aufhorchen und die Grundidee ohne Schwierigkeiten erfassen.

Die Metapher wird seit langem in der Dichtung gebraucht und hat eine Entwicklung durchgemacht. Das poetische Sinnbild ist umfassender, vollständiger und tiefgründiger als die Metapher. Ein Sinnbild kann eine ganze Strophe oder ein ganzes Gedicht umfassen (wenn es nicht allzu lang ist). So ist in dem "Gedicht Nr. 14" die Strophe "Warum läßt du/ meine einsame Quelle/ in der Wüste, mich plötzlich/ ohne Wasser?" ein Bild, das den Grundsatz ausdrückt, daß die Massen ohne die Führung der Partei (des Parteichefs) nicht siegen können. Dieser fest gefügte Grundsatz ist in diesem poetischen Bild in einfache Worte gefaßt, denn es muß in Betracht gezogen werden, daß sich das Gedicht an die Volksmassen richtet und sie die Idee verstehen sollen oder sie zumindest leicht nachvollziehen können, wenn man sie ihnen erklärt. (Das ist nicht immer so, und dann können andere Worte verwendet werden.) Außerdem hat diese Strophe einen angemessenen Rhythmus. Es ist die beste Strophe in dem ganzen Gedicht.

Die Dichtung ist ein gutes Instrument, sie ist nützlich. Doch sie erfordert wie alles Anstrengung, Arbeit. Goethe brauchte 50 Jahre, um den "Faust" zu schreiben. So ist es. Das Werk wird geschrieben, eine Zeit lang liegen gelassen und neu überarbeitet.

Um ein Gedicht zu schreiben, benötigt man (wie bei jeder Kunstgattung) eine klare, tiefgründige und neue Idee. Will man politische Gedichte schreiben, muß man vom sozialen Aspekt ausgehen, und den Klassenkampf, das Proletariat, das Volk, die Arbeiterklasse und den Kommunismus betrachten. Man braucht eine neue Idee, weil man nicht die Vergangenheit besingen wird, außer man ist ein Reaktionär. Von daher die Notwendigkeit, "einen ausgeprägten Geschichtssinn zu haben". Die Poesie benutzt die Sprache, und mit der Sprache werden Ideen vermittelt. Wenn die Idee nicht klar ist, ruft man Verwirrung hervor und richtet ein Durcheinander an. Hat man eine klare, tiefgründige und neue Idee, so überlegt man, in welche künstlerische Form man sie bringt: Gedicht, Tragödie, Drama, Roman ... Will man dem Schmerz Ausdruck verleihen, muß man ihn unterscheiden von Freude, Traurigkeit etc. Man muß eine klare Vorstellung davon haben, was Schmerz ist, und ihn künstlerisch ausdrücken, ihm eine künstlerische Form geben. Es wird gesagt, die Poesie drückt ein Gefühl aus, doch das beschreibt nur, wie die Idee ausgedrückt wird.

Die Dichtung sollte man an den großen Dichtern studieren (nicht am Poeten an der Ecke, so wie man die Physik an den großen Physikern studieren sollte), z. B. an Dante, Shakespeare. ... Dante hatte ein tiefgehendes und klares Verständnis der feudalen Verhältnisse seiner Zeit (13. Jahrhundert), ihrer Weltanschauung, der Religion (darum schickt er die einen in die Hölle, ins Fegefeuer, die anderen in den Himmel, und er ist es, der über sie urteilt). Es war eine Zeit heftiger Kämpfe zwischen dem Papsttum und der Monarchie. Er stand auf der Seite der Monarchie, und das bringt er zum Ausdruck.

Die Lyrik hat schon seit langem Metrik, Reim und Rhythmus. Das hat sich weiter entwickelt. Bei der heutigen Dichtung ist es nicht so, daß sie keine Metrik und keinen Reim mehr hätte, sondern daß diese sich verändert haben. Beispielsweise gibt es Reime, die Wörter mit gleichen Endungen in der Mitte des Verses haben und Formen dieser Art, die von jeder Norm abweichen und ... auflösen (?)

Der Vorsitzende Mao lehrte uns, daß man den Entwicklungsprozeß einer Sache durchleuchten muß, wenn man sie verstehen will. Andernfalls wird man kein klares Verständnis darüber erlangen. Und worüber will man dann schreiben?

So wie die Stimme eines jeden Menschen eine andere typische Klangfarbe hat, so hat er seine eigene Art zu sprechen, zu schreiben, sich auszudrücken, und das hat mit seiner Bildung, seinen Erfahrungen zu tun. ...

Jedes Kunstwerk ist eine filigrane Arbeit. Sie enthält viel handwerkliches Können. Ein Gedicht ist ein vollständiges Kunstwerk (man kann weder etwas streichen, noch etwas hinzufügen, noch etwas ändern). Es stimmt, was Tolstoi darüber sagte (auch wenn er übertreibt): "Ein Blatt ist niemals wie ein anderes, nein, jedes ist ein Kunstwerk."

Vallejo. Was bei seinem Werk heraussticht: 1. Aus seinem Werk spricht die Seele des Indios und des Mestizen (aus Peru, Ecuador, Bolivien, Kolumbien, nicht aus Brasilien, Argentinien oder Zentralamerika). 2. Sein Gefühl des Schmerzes rührt von der Unterdrückung her. Er leidet zutiefst mit denen von unten. Er ergreift Partei für die Arbeiterklasse, für das Volk. Es ist nicht Traurigkeit, was er ausdrückt. 3. Er ist für eine neue, proletarische Kunst und bemüht sich darum, doch sie zu erschaffen, ist schwierig. Sehr wichtig ist die künstlerische Kritik, die er z. B. an Mayakowkski übte. Er sagte, dieser sei wie ein leerer Tunnel, er sei unecht, ein großer Blender (Mayakowkski bezog Position für die Revolution, allerdings nicht aus Klassengefühl, sondern aufgrund der Großartigkeit der Revolution). Dieselbe Kritik übte er an den Lateinamerikanern, die nach Europa gingen und von den selbst ernannten Vallejanern verehrt werden. In summa: Vallejo ist unser größter Dichter. Er war Kommunist, doch er zeigte Probleme, denn er hatte nur kurze Zeit, sich zu entwickeln. Er besaß einen ausgeprägten Sinn für Selbstkritik und Kritik. "Menschliche Gedichte" ist ... (?). Mit "Tungsteno" schrieb er den einzigen proletarischen Roman unseres Landes. Seine Erzählung "Paco Yunque" ist eine große sozialkritische Geschichte.

Arguedas hatte größere Probleme, doch er ist unser bedeutendster Romancier. Sein Gefühl ist Dankbarkeit gegenüber den Bauern. Er schätzt das Proletariat gering. In seinem Werk "Todas las sangres" nimmt Don Bruno, der gute Großgrundbesitzer, der schlechte Bruder, eine versöhnliche Haltung gegenüber der Feudalität ein. Der andere Aspekt ist, daß er die Kraft zeigt, die in den Bauern steckt ... In "El zorro de arriba, el zorro de abajo" ("Der Fuchs von oben, der Fuchs von unten") beschreibt er die Massen in der Stadt, in den Armenvierteln (von Chimbote), die Stärke, die Energie, die sie haben. Ein anderer Aspekt: Er macht Konzessionen gegenüber dem Imperialismus, und auch der Teil seines Lebens, als er krank war (darum erschoß er sich). Es gibt sicherlich Autoren, die die Technik des modernen Romans besser beherrschen, doch sie sind keine großen Schriftsteller, die das tiefe Gefühl des Volkes ausdrücken.

Demnach sind die größten Schriftsteller, die wir haben, Vallejo und Arguedas. Unter denen von der Küste ist der beste Valdelomar. Er ist hervorragend, doch ihm wird nicht die Aufmerksamkeit zuteil, die er verdient. Und da ist nicht nur "Der Herr Carmelo ..." "El Tunante" ("Der Gauner") von Abelardo Gamarra ist auch gut. In "Cien aņos del Perú perdulario" ("Hundert Jahre des unverbesserlichen Peru") kritisiert er den Staat, die Regierungen, die Reden der Abgeordneten. Chocano, der von Sánchez hoch gelobt wird, ist nur eine Trompete, die lärmend schmettert, ein Egomane, wenn wir ihn mit den Modernisten vergleichen. Rubén Darío ist weitaus besser, er ist wirklich gut. Gonzáles war stets nur ein Großbourgeois, der die Fesseln der Feudalität erkannte. Er war in Europa und erlebte den Kapitalismus, doch in keinem Moment näherte er sich dem Marxismus an. (Seine Frau war Französin. Das ist ein weiterer Aspekt, wenn auch nicht der wichtigste, der Aufschluß darüber gibt, wer er war.)

Wenn man einen Roman aus der Sicht eines Literaten studiert, ist das gut. Doch wenn man kein Literat ist, muß man ihn politisch betrachten. So kann man z. B. in einem Roman die sozialen Bedingungen des Untergangs von Weltreichen erkennen (wenn man Interesse daran hat, sie zu studieren und zu sehen, daß dem Untergang der Imperien ein Todeskampf vorausgeht, der zwar langwierig ist, jedoch unweigerlich mit ihrem Zusammenbruch endet). Wenn man sich mit Geschichte beschäftigt, kann man ebenfalls Lehren ziehen. Wir sollten nicht zur reinen Unterhaltung lesen. Wir sind politische Menschen, und das sollte sich in allem ausdrücken. Und das Studium sollte systematisch sein und einem Plan folgen.

Vallejo ist der größte spanischsprachige Dichter unseres Jahrhunderts, in unserem Land ist er der größte aller Zeiten. Die spanische Dichtung erreichte im 17. Jahrhundert ihre Blütezeit. Im 18. Jahrhundert war nichts, im 19. Jahrhundert gab es mit dem Romantizismus eine leichte Aufwärtsentwicklung. Von da an übernahm Amerika die Vorhut, zuerst mit Rubén Darío, der die Poesie weiter entwickelte (Modernismus). Dann kam Vallejo, dessen Werk eine gewaltige Weiterentwicklung darstellt, es ist ein gewaltiger Entwicklungssprung. Dasselbe gilt für Neruda, doch Vallejo übertrifft ihn.

Die Verlagerung der Vorhut nach Amerika fand auch beim Roman statt: Alejo Carpentier (Kuba), Asturias (Guatemala), Cortázar, Vargas Llosa, Octavio Paz. Und aus Spanien? Da haben wir Miguel Hernández, doch er reicht bei weitem nicht an Vallejo heran. (García Márquez)

In der romantischen Dichtung Spaniens gab es eine Aufwärtsentwicklung. Hier haben wir Bécquer. Doch besser als seine Gedichte sind seine Erzählungen. "Maese Pérez, der Organist" ist eine der besten Erzählungen, die je geschrieben wurde.

Im vergangenen Jahrhundert haben wir in Amerika Juan Mantalvo ("Die Kapitel, die Cervantes vergaß". Er verfügt über eine glänzende Beherrschung der Sprache. ... Er ist Ecuadorianer.

Vallejo war ein Kommunist in Entwicklung. Er hatte starke kleinbürgerliche Einflüsse, doch er bemühte sich, eine neue Dichtung zu schaffen, die dem Proletariat, der Revolution diente.

Alle bedeutenden Dichter (und alle großen Künstler allgemein) schlagen neue Richtungen, neue Wege ein. Sie wiederholen nicht das bereits Geschaffene. Vallejo hielt Rubén Darío für einen großartigen Dichter, doch er kopierte ihn nicht, sondern entwickelte sich weiter und eröffnete einen neuen Weg der Poesie.

Über proletarische Kultur

Lenin machte sich über diejenigen lustig, die behaupteten, daß mit den Kommunisten die Kultur beginnt. Woher kam dann der Marxismus? Es ist festzustellen, daß die Werke der Menschen ihre Klassenposition zum Ausdruck bringen, und dabei sollte man untersuchen, ob diese innerhalb ihrer Zeit fortschrittlich sind oder nicht. Wenn das Proletariat die Macht übernimmt, wird es Jahrhunderte vor sich haben, um sich dem Problem zu widmen und Lösungen zu finden. Heute betreibt der Imperialismus in großem Umfang Forschungen, z. B. im atomaren Bereich. Das wird aufhören, doch es wird der Moment kommen, in dem sie wieder aufgegriffen werden, um die Spreu auszusondern und den Weizen zu behalten und weiter zu verwerten. Daß man etwas nicht weiter verfolgt, bedeutet nicht, daß man das Bestehende vernichtet (z. B. Gemälde), sondern es geht als Zeugnis der Vergangenheit in die Museen. So wie der Marxismus sich ständig erneuert, geschieht es auch in der Wissenschaft, in der Kultur, in der Kunst ...

Marx sagte, daß die Menschheit ein Phänomen ist, das eine materielle Basis hat, und diese ist eine Schöpfung aller Klassen und gehört allen.


Notizen eines Vortrages des Vorsitzenden Gonzalo (ca. 1994/ 95)



Übersetzung aus dem Spanischen MPP-A. 1. Korrektur. Die Auslassungspunkte (...) entsprechen dem Original. Die Fragezeichen (?) beziehen sich auf Textstellen, deren Bedeutung unklar ist.





[nach oben]