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EL DIARIO: Was hat den Vorsitzenden Gonzalo bewogen, dieses Interview zu geben? Wieso haben Sie sich nach langem Schweigen entschieden zu reden? Warum haben Sie "El Diario" gewählt, um dieses Interview zu geben?
VORSITZENDER GONZALO: Dazu läßt sich sagen, daß die Kommunistische Partei Perus, die schon seit mehr als acht Jahren den Volkskrieg führt, durch verschiedene, öffentlich bekannte Dokumente ihre Positionen zum Ausdruck gebracht hat. Wir waren schon immer der Ansicht, daß die Äußerungen der Partei selbst sehr viel wichtiger sind, damit eindeutig klar wird, daß es die PCP ist, die es gewagt hat, den Volkskrieg zu beginnen, anzuführen und voranzutreiben.
Was die Gründe angeht, die uns bewogen haben, uns bei dieser Gelegenheit persönlich in einem Interview wie diesem zu äußern, - das erste Mal und uns freut besonders, es speziell mit Ihnen zu machen -, so haben sie mit dem Parteitag zu tun. Unsere Partei hat eine historische Aufgabe erfüllt: die Durchführung des Parteitages. Jahrzehntelang kämpften wir hart darum, das zu erreichen. Aber erst der Volkskrieg schuf die Bedingungen, um ihn durchführen zu können. Daher sagen wir, der Parteitag ist das Kind zweier großer Väter: der Partei und des Volkskrieges. Dieser Parteitag ist ein Meilenstein, wie es die offiziellen Dokumente ausdrücken, ein Meilenstein des Triumphes, denn er ermöglichte der Partei, Bilanz zu ziehen über den langen Weg, den sie zurückgelegt hat. Er legte die Plattform für die Einheit der Partei fest. Diese besteht aus drei Elementen: der Ideologie, das ist der Marxismus-Leninismus-Maoismus, und die Gonzalo - Gedanken, das Programm und die politische Generallinie. Außerdem schaffte dieser Parteitag eine solide Grundlage für die zukünftige Machtergreifung. Folglich ist der Parteitag ein großer Triumph, und das ist einer der Hauptgründe, warum wir dieses Interview geben. Daneben hat es auch mit der Lage, mit der tiefen Krise zu tun, in der sich unser Land befindet, es hat mit der immer schneller anwachsenden und machtvollen Entwicklung des Klassenkampfes der Massen zu tun und mit der internationalen Lage, mit der Tatsache, daß die Revolution die Haupttendenz auf der Welt ist.
Auf die Frage, warum wir dieses Interview ausgerechnet "El Diario" geben, gibt es einen schlichten und einfachen Grund. Weil das Blatt eine Bastion des Kampfes und derzeit die einzige Stimme ist, die wirklich den Interessen des Volkes dient. Wir hätten dieses Interview sehr wohl mit anderen, auch ausländischen Zeitungen machen können, doch wir meinen, daß es angemessener ist und besser unseren Grundsätzen entspricht, wenn wir es einer Zeitung wie "El Diario" gewähren, die wirklich täglich unter schwierigen Bedingungen dafür kämpft, den Interessen des Volkes zu dienen. Das ist der Grund.
EL DIARIO: Vorsitzender Gonzalo, sind Sie sich der Tragweite dieses Interviews bewußt. Ich frage Sie, gehen Sie kein Risiko ein, wenn Sie sich hier öffentlich zu Wort melden?
VORSITZENDER GONZALO: Ein echter Kommunist hat vor nichts Angst. Außerdem hat die Partei uns gelehrt, den Tod herauszufordern und das Leben auf den Fingerspitzen zu tragen, um es einzusetzen, wenn die Revolution es verlangt. Wir meinen vielmehr, daß dieses Interview wichtig und von weitreichender Bedeutung ist: Es dient unserer Partei, es dient der Revolution, es dient unserem Volk, es dient der Arbeiterklasse, und es dient auch, warum sollte man es nicht sagen, dem internationalen Proletariat und den Völkern der Welt, der Weltrevolution. Ich wiederhole, Risiken sind für uns ohne Bedeutung, um so mehr, wenn wir dem entsprechen, was die Partei aus uns gemacht hat.
EL DIARIO: Vorsitzender, sprechen wir jetzt über eine der ideologischen Grundlagen der PCP, den Maoismus. Wieso betrachten Sie den Maoismus als die dritte Etappe des Marxismus?
VORSITZENDER GONZALO: Das ist ein sehr wichtiger Punkt von weitreichender Bedeutung. Wir verstehen den Marxismus als einen Entwicklungsprozeß, und dieser großartige Prozeß hat uns zu einer neuen, dritten und höheren Etappe geführt. Warum sagen wir, daß der Maoismus eine neue, dritte und höhere Etappe darstellt? Weil es bei der Betrachtung der drei Bestandteile des Marxismus offensichtlich ist, daß der Vorsitzende Mao Tse-tung jeden der drei weiterentwickelt hat. Um nur ein paar Beispiele aufzuzählen: Niemand kann auf dem Gebiet der marxistischen Philosophie seine großartige Weiterentwicklung der Dialektik bestreiten, wobei ein zentraler Punkt die Definition des Gesetzes des Widerspruchs als das einzige Elementargesetz ist. Auf dem Gebiet der politischen Ökonomie möchten wir nur zwei Dinge hervorheben: Erstens, und für uns von unmittelbarer und konkreter Bedeutung, die Definition des bürokratischen Kapitalismus, und zweitens, die Weiterentwicklung der politischen Ökonomie des Sozialismus, denn man kann sagen, daß es der Vorsitzende Mao Tse-tung war, der die politische Ökonomie des Sozialismus wirklich begründet und entwickelt hat. Was den wissenschaftlichen Sozialismus angeht, so würde es genügen, den Volkskrieg anzuführen, denn es war der Vorsitzende Mao Tse-tung, der damit dem internationalen Proletariat eine vollständige, ausgereifte Militärtheorie gegeben hat, die Militärtheorie der Arbeiterklasse, des Proletariats, die überall angewandt werden kann. Unserer Ansicht nach zeigt die Betrachtung der drei Bestandteile des Marxismus, daß hier eine allgemeingültige Weiterentwicklung vorliegt. So gesehen, kann man behaupten, daß es sich um eine neue Etappe handelt, und wir nennen sie die dritte, weil der Marxismus zwei vorhergehende hat, die von Marx und die von Lenin. Daher sprechen wir vom Marxismus-Leninismus. Warum nennen wir den Maoismus eine höhere Etappe? Weil die universelle Ideologie des Proletariats mit dem Maoismus ihren bis jetzt höchsten Entwicklungsgrad, ihren derzeitigen Höhepunkt erreicht hat. Wir gehen davon aus, daß der Marxismus eine dialektische Einheit ist - entschuldigen Sie, daß ich so viel Nachdruck darauf lege - die sich in großen Sprüngen entwickelt, und diese großen Entwicklungssprünge sind es, welche die Etappen hervorbringen. Deshalb gilt für uns heute weltweit der Marxismus-Leninismus-Maoismus, hauptsächlich der Maoismus. Wir sind der Meinung, wer sich heute als Kommunist, als Marxist betrachtet, muß notwendigerweise Marxist-Leninist-Maoist, hauptsächlich Maoist sein, sonst kann er kein echter Kommunist sein.
Ich will eine Sache hervorheben, der wenig Beachtung geschenkt wird, die in der heutigen Zeit jedoch gründlich studiert werden sollte. Ich beziehe mich auf die Weiterentwicklung der Lenin'schen These über den Imperialismus durch den Vorsitzenden Mao Tse-tung. Das ist heute und innerhalb der historischen Perspektive, in der wir uns bewegen, von enormer Bedeutung. Beschränken wir uns weiterhin auf eine Aufzählung, so läßt sich folgendes hervorheben: Der Vorsitzende Mao hat das Gesetz des Imperialismus aufgestellt, indem er uns sagt, daß der Imperialismus Unruhe stiftet, scheitert, erneut Unruhe stiftet, um wieder zu scheitern, bis zu seinem endgültigen Untergang. Des weiteren hat er innerhalb des Entwicklungsprozesses des Imperialismus den Zeitabschnitt der "kommenden 50 bis 100 Jahre" festgelegt, Jahre, die - wie er sagte - auf der Welt ohne Beispiel sind und in denen wir den Imperialismus und die Reaktion von der Erdoberfläche tilgen müssen. Er hat auch eine Periode definiert - etwas, was wir heute weniger denn je außer acht lassen dürfen - indem er sagte: "Eine Periode des Kampfes gegen den nordamerikanischen Imperialismus und den sowjetischen Sozialimperialismus ist eröffnet." Außerdem kennen wir alle seine strategische These, die besagt: "... der Imperialismus und alle Reaktionäre sind Papiertiger." Diese These ist von außerordentlicher Bedeutung. Wir müssen uns vor Augen halten, daß der Vorsitzende Mao genau diese These gegenüber dem nordamerikanischen Imperialismus und dem sowjetischen Sozialimperialismus angewandt und gezeigt hat, daß man beide nicht fürchten muß. Wir verweisen aber auch mit Nachdruck darauf, wie er die Entwicklung des Krieges sieht, indem er sich auf das stützt, was Lenin über den Beginn einer Ära der Kriege gesagt hat. Der Vorsitzende Mao hat darauf hingewiesen, daß ein Land, eine Nation, ein Volk, so klein sie auch sein mögen, den mächtigsten Ausbeuter und Herrscher der Welt besiegen können, wenn sie den Mut haben, zu den Waffen zu greifen. Außerdem lehrt er uns, den Prozeß des Krieges zu verstehen und daß man sich niemals einer atomaren Erpressung ergeben darf. Ich denke, das sind einige Dinge, die wir in Betracht ziehen müssen, um zu verstehen, wie der Vorsitzende Mao Tse-tung die große These Lenins über den Imperialismus weiterentwickelt hat. Und warum lege ich so viel Nachdruck darauf? Weil wir meinen, daß so wie Lenin sich auf das großartige Werk von Marx stützt, sich die Weiterentwicklung durch den Vorsitzenden Mao Tse-tung auf das großartige Werk von Marx und Lenin, auf den Marxismus-Leninismus stützt. Ohne den Marxismus-Leninismus könnten wir niemals den Maoismus verstehen.
Wir sind der Meinung, daß diese Dinge heute von großer Bedeutung sind. Und für uns war es von entscheidender Bedeutung, den Maoismus in der Theorie und in der Praxis als dritte, neue und höhere Etappe zu begreifen.
EL DIARIO: Vorsitzender Gonzalo, meinen Sie, daß José Carlos Mariátegui, wäre er noch am Leben, den Beitrag und die Thesen des Vorsitzenden Mao unterstützen würde?
VORSITZENDER GONZALO: Kurz gesagt, Mariátegui war Marxist-Leninist, und mehr noch, bei ihm, bei Mariátegui, dem Gründer der Partei, finden wir ähnliche Thesen, wie sie der Vorsitzende Mao auf universeller Ebene aufgestellt hat. Für mich heißt das konkret, daß Mariátegui folglich heute Marxist-Leninist-Maoist wäre. Und das ist keine Spekulation, sondern schlicht und einfach das Ergebnis unserer Beschäftigung mit dem Leben und Werk von José Carlos Mariátegui,
EL DIARIO Gut, gehen wir jetzt zu einer anderen Frage über. Was ist die Ideologie des Proletariats und welche Rolle spielt sie bei den sozialen Entwicklungen der heutigen Welt? Welche Bedeutung besitzen die Klassiker Marx, Lenin und Mao für die PCP?
VORSITZENDER GONZALO: Heute, morgen und in dieser stürmischen Zeit, in der wir leben, sehen wir die außerordentliche Bedeutung und Tragweite der Ideologie des Proletariats. Erstens - auch wenn wir Altbekanntes wiederholen - ist die Ideologie des Proletariats die Theorie und Praxis der letzten Klasse der Geschichte. Sie ist das Produkt des Kampfes des internationalen Proletariats. Das beinhaltet auch das Studium und das Verständnis des gesamten historischen Prozesses des Klassenkampfes vor der Entstehung des Proletariat, insbesondere des Kampfes der Bauern, - was besonders wichtig ist wegen der großen Schlachten, die sie geschlagen haben, sowie außerdem das Verständnis und das Studium der höchsten Entwicklungen, welche die Wissenschaft hervorgebracht hat. Zusammengefaßt kann man sagen, daß die Ideologie des Proletariats, diese große Schöpfung von Marx die höchstentwickelte Weltanschauung ist, die es gegeben hat und die es je geben wird; sie ist die Weltanschauung, die wissenschaftlich begründete Ideologie, die den Menschen, vor allem der Arbeiterklasse und dem Volk zum ersten Mal ein theoretisches und praktisches Instrument gegeben hat, um die Welt zu verändern.
Und wir haben gesehen, wie alles, was der Marxismus vorhersah, sich nach und nach erfüllt hat. Der Marxismus hat sich weiterentwickelt. Er wurde zum Marxismus-Leninismus und heute zum Marxismus-Leninismus-Maoismus, und wir sehen, daß er die einzige Ideologie ist, die fähig ist, die Welt zu verändern, die Revolution zu machen und uns zu unserem unabänderlichen Ziel, dem Kommunismus, zu führen. Er ist von außerordentlicher Bedeutung.
Nebenbei möchte ich erwähnen, daß er eine Ideologie, aber gleichzeitig wissenschaftlich ist. Gleichwohl sollte uns ganz klar sein, daß wir den bürgerlichen Auffassungen, welche die Ideologie des Proletariats auf eine simple Methode reduzieren wollen, keinerlei Zugeständnisse machen dürfen, denn auf diese Weise wird sie mißbraucht, geleugnet. Für uns ist die Ideologie des Proletariats - und entschuldigen Sie meine Beharrlichkeit, aber der Vorsitzende Mao hat gesagt: "Es reicht nicht, etwas einmal zu sagen, sondern man muß es hundertmal sagen; es genügt nicht, etwas Wenigen zu sagen, man muß es Vielen sagen"; daran lehne ich mich an und sage - die Ideologie des Proletariats, der Marxismus-Leninismus-Maoismus und heute vor allem der Maoismus, ist die einzige allmächtige Ideologie, weil sie wahr ist, und die historischen Ereignisse beweisen das. Außer dem bereits Erwähnten, ist sie das Produkt der herausragenden Leistung von historischen Persönlichkeiten wie Marx, Engels, Lenin, Stalin und dem Vorsitzenden Mao Tse-tung, um nur einige bedeutende Namen zu nennen. Aber aus diesen ragen drei hervor - Marx, Lenin und der Vorsitzende Mao Tse-tung - die drei Standarten, deren Werk zum Marxismus-Leninismus-Maoismus, hauptsächlich Maoismus wurde. Und welches ist heute unsere Aufgabe? Diese Standarten zu erheben, zu verteidigen, anzuwenden und hart dafür zu kämpfen, daß sie zur Leitlinie und zur Führung der Weltrevolution werden. Ohne die Ideologie des Proletariats gibt es keine Revolution, keine Zukunftsperspektive für die Arbeiterklasse und das Volk, keinen Kommunismus.
EL DIARIO: Wenn wir von Ideologie sprechen - warum die Gonzalo-Gedanken?
VORSITZENDER GONZALO: Der Marxismus lehrt uns, daß das Problem in der Anwendung der universellen Gesetze liegt. In diesem Punkt war der Vorsitzende Mao Tse-tung besonders hartnäckig: Wenn man den Marxismus-Leninismus-Maoismus nicht auf eine konkrete Situation anwendet, kann man weder die Revolution anführen, noch die alte Gesellschaftsordnung verändern, sie umstürzen oder eine neue Gesellschaft schaffen. Die Gonzalo-Gedanken sind als Anwendung des Marxismus-Leninismus-Maoismus auf die peruanische Revolution entstanden, inmitten des Klassenkampfes, vor allem des Proletariats, und der unaufhörlichen Kämpfe der Bauern unseres Landes und des großen wechselhaften Panoramas der Weltrevolution, inmitten all dieser Wirren haben sich durch die genauest mögliche Anwendung der universellen Wahrheit auf die konkreten Bedingungen in unserem Lande die Gonzalo-Gedanken entwickelt. Früher wurden sie als Leitgedanken bezeichnet, und wenn die Partei jetzt auf dem Parteitag die Bezeichnung Gonzalo-Gedanken beschlossen hat, dann deshalb, weil sich in den Leitgedanken durch die Entwicklung des Volkskrieges einen Entwicklungssprung vollzogen hat. Im wesentlichen sind die Gonzalo-Gedanken nichts anderes als die Anwendung des Marxismus-Leninismus-Maoismus auf unsere konkrete Wirklichkeit. Das führt dazu. daß sie für die spezifische Situation unserer Partei, des Volkskrieges und der Revolution in unserem Land von zentraler Bedeutung, ich betone, von zentraler Bedeutung sind. Doch - um es noch einmal zu unterstreichen -, was die Ideologie auf universeller Ebene angeht, ist der Maoismus die Hauptsache.
EL DIARIO: Wie agiert der Revisionismus und wie wird er bekämpft?
VORSITZENDER GONZALO: Zunächst möchte ich daran erinnern, daß der Marxismus seit seiner Entstehung keinen Schritt nach vorn ohne Kampf getan hat, und in diesem Entwicklungsprozeß des Marxismus trat der ursprüngliche Revisionismus auf, der während des ersten Weltkrieges unterging. Doch dann sahen sich die Kommunisten mit einem neuen Revisionismus konfrontiert, dem zeitgenössischen Revisionismus, der mit Chruschtschow und seinen Anhängern begann und derzeit in der Sowjetunion und China als seinen Hauptzentren eine neue Offensive startet.
Der Revisionismus entstand als Versuch, den Marxismus in seiner Gesamtheit zu leugnen. Der zeitgenössische Revisionismus macht dasselbe, indem er wie seit jeher auf die marxistische Philosophie abzielt, um sie durch eine bürgerliche zu ersetzen, sich gegen die politische Ökonomie wendet, um insbesondere die zunehmende Pauperisation und die Unvermeidbarkeit des Sieges über den Imperialismus zu bestreiten, und sich bemüht, den wissenschaftlichen Sozialismus zu verfälschen und zu verdrehen, um sich dem Klassenkampf und der Revolution entgegenzustellen und den parlamentarischen Kretinismus und den Pazifismus zu predigen. Daraus besteht das Wirken der Revisionisten, und ihr Ziel war und ist, den Kapitalismus zu restaurieren, die Weltrevolution zu verhindern und zu untergraben und die bis heute unbesiegte Weltanschauung der Arbeiterklasse zu leugnen. Doch an dieser Stelle ist es wichtig, einige Punkte zu präzisieren, um klarzustellen, daß der Revisionismus genauso agiert wie jeder Imperialismus. Nehmen wir z. B. die Sowjetunion; der sowjetische Sozialimperialismus predigt und praktiziert den parlamentarischen Kretinismus, er plant und steuert bewaffnete Auseinandersetzungen, um die Weltherrschaft zu erobern, er provoziert Agressionen, wiegelt Völker gegen Völker auf, hetzt Massen gegen Massen, er spaltet die Arbeiterklasse und das Volk. Der sowjetische Revisionismus bekämpft auf tausendundeine Weise alles, was wirklich marxistisch ist und der Revolution dient. Dafür sind wir ein Beispiel. Auf diese Weise wendet der Sozialimperialismus weltweit einen schäbigen Plan an, um zur hegemonistischen Supermacht zu werden. Dazu benutzt er alle ihm Verfügung stehenden Mittel, unter denen besonders der Unterhalt von falschen, nur dem Etikett nach kommunistischen Parteien hervorzuheben ist, von "bürgerlichen Arbeiterparteien", wie Engels sie nennt. Und dasselbe machen der chinesische Revisionismus und alle Revisionisten, je nach ihren Bedingungen und ihrem Gebieter, dem sie folgen.
Deshalb besteht für uns die Aufgabe darin, den Revisionismus zu bekämpfen, und zwar unerbittlich zu bekämpfen. Erinnern wir uns, was man uns gelehrt hat: Man kann den Imperialismus nicht bekämpfen, ohne den Revisionismus zu bekämpfen. Und unser Parteitag hat verabschiedet, daß der Kampf gegen den Imperialismus, den Revisionismus und die weltweite Reaktion untrennbar verbunden ist und sie unerbittlich bekämpft werden müssen.
Wie müssen wir ihn bekämpfen? Auf allen Ebenen, ausgehend von den drei klassischen Ebenen, der ideologischen, der ökonomischen und der politischen, auf allen drei Ebenen müssen wir ihn bekämpfen. Würden wir den Revisionismus nicht bekämpfen, wären wir keine Kommunisten. Ein Kommunist hat die Pflicht, den Revisionismus unermüdlich und unerbittlich zu bekämpfen.
Wir haben ihn bekämpft. Ja, wir haben ihn bekämpft, und das von Anfang an. Wir hatten das Glück, zu diesem Kampf beitragen zu können, indem wir ihn hier in unserem Lande 1964 aus der Partei ausschlossen, eine Tatsache, die man immer zu vertuschen versucht. Es muß einmal klargestellt werden, daß sich die große Mehrheit der kommunistischen Partei zusammenschloß und die Fahne des Kampfes gegen den Revisionismus ergriff, die der Vorsitzende Mao Tse-tung erhoben hatte, um sich gegen den Revisionismus in der damaligen kommunistischen Partei zu wenden und ihm Schläge zu versetzen bis zum Parteiausschluß von Del Prado und seiner Bande. Seitdem haben wir den Kampf gegen den Revisionismus fortgesetzt, und nicht nur hier, sondern auch im Ausland. Wir haben ihn international bekämpft, wir haben den Sozialimperialismus Gorbatschows, den chinesischen Revisionismus des anmaßenden Teng Hsiaoping, den albanischen Revisionismus von Ramiz Alía, dem Nachfolger des Revisionisten Hoxha bekämpft, so wie wir alle Revisionisten bekämpfen, die dem Zepter des Sozialimperialismus, des chinesischen oder albanischen Revisionismus oder wem auch immer folgen.
EL DIARIO: Vorsitzender, welches ist im Falle von Peru der höchste Ausdruck des Revisionismus? Ich beziehe mich dabei auf seine Exponenten.
VORSITZENDER GONZALO: Die sogenannte, dem Etikett nach Kommunistische Partei Perus, diejenige, die "Unidad" herausgab bzw. herausgibt, diese Fünfte Kolonne des sowjetischen Revisionismus, die der unverbesserliche Revisionist Jorge del Prado anführt, den einige für einen "erprobten Revolutionär" halten. Und zweitens 'Patria Roja', diese Agentur des chinesischen Revisionismus, mit ihren Bonzen, die Teng bewundern.
El DIARIO: Meinen Sie, daß der Einfluß des Revisionismus auf die Volksmassen des Landes Situationen schafft die der Revolution abträglich sind?
VORSITZENDER GONZALO: Wenn wir davon ausgehen, was uns Lenin gelehrt und der Vorsitzende Mao aufgegriffen und weiterentwickelt hat, dann ist der Revisionismus eine Vorhut der Bourgeoisie in den Reihen des Proletariats. Und daher kommt es, daß er die kommunistische Bewegung und die kommunistischen Parteien, die Gewerkschaftsbewegung und die Volksbewegung spaltet und teilt.
Der Revisionismus ist ganz eindeutig ein Krebsgeschwür, daß unversöhnlich entfernt werden muß, sonst kann die Revolution keine Fortschritte machen. Rufen wir uns ins Gedächtnis, was Lenin auf den Punkt gebracht hat mit der Aussage: Wir müssen die Massen in zwei Fragen schulen, der Frage der revolutionären Gewalt und im unerbittlichen Kampf gegen den Opportunismus, gegen den Revisionismus.
Ich glaube, daß wir in unserem Land nicht nur diese Gesichtspunkte berücksichtigen müssen, wenn wir die Situation der Massen betrachten. Wir müssen auch das Problem sehen, von dem Engels als einem "riesigen Müllhaufen" sprach; er meinte damit, daß eine Bewegung, die einige Jahrzehnte alt ist, wie die Arbeiterbewegung und mehr noch die Volksbewegung in unserem Land, Unrat ansammelt, der nach und nach beseitigt werden muß. Das müssen wir auch sehen, wir glauben, daß das notwendig ist.
Wie sehr kann der Revisionismus die Massen beeinflussen? Was die Revisionisten unter den Massen anrichten, ist, daß sie der Kapitulation vor der nationalen Reaktion dienen, konkret vor der Großbourgeoisie und den Großgrundbesitzern, vor der feudal - bürokratischen Diktatur, welche der heutige peruanische Staat darstellt. Auf internationaler Ebene kapitulieren sie vor dem Imperialismus und dienen der Hegemonie des Sozialimperialismus oder den Machtgelüsten, die das heutige China entwickelt. Wir glauben, in dem Maße, wie sich die Revolution mit dem Volkskrieg entwickelt, in dem Maße, wie sich der Klassenkampf zuspitzt, lernen das Volk, das Proletariat immer mehr hinzu. Und in dem Maße, wie sie auf der anderen Seite die Opportunisten und Revisionisten aller Färbungen agieren sehen und beobachten, wie sie tagtäglich die Revolution verraten, was in Zukunft noch weitaus deutlicher zutage treten wird, werden das Proletariat und das Volk ihre Aufgabe erfüllen müssen, sie bis aus den hintersten Winkeln so weit wie möglich hinwegzufegen. Denn leider kann man sich ihrer nicht auf einen Streich entledigen, da sie, so Engels, Teil des "riesigen Müllhaufens" sind.
EL DIARIO: Meinen Sie, daß der Revisionismus im Lande derzeit endgültig besiegt wird?
VORSITZENDER GONZALO: Ich möchte noch einmal unterstreichen, was uns die Begründer des Marxismus lehren: In dem Maße wie die Revisionisten sich am reaktionären Staat beteiligen, werden die Massen ihr schädliches Werk erkennen; in dem Maße, wie sie sie agieren sehen, in dem Maße wie das ganze Volk, und die Arbeiterklasse sie bei ihrem Tun beobachten, werden sie ihre negative Rolle immer besser erkennen, ihre Funktion als Parasiten, als Arbeiterverkäufer, als Opportunisten und Verräter. Der Revisionismus ist schon seit geraumer Zeit dabei, die Partie zu verlieren, nicht erst seit dem Beginn des Volkskrieges. Der Revisionismus fing schon an zu verlieren, als er aus der Partei ausgeschlossen wurde, denn damals begann sich eine Gruppe konsequenter Kommunisten zu formieren, die sich danach zu der PCP entwickelten, welche heute den Volkskrieg anführt. Und wir glauben, daß die Massen mit ihrem Klasseninstinkt, von dem Mariátegui spricht, immer schneller lernen werden und daß sie schon dabei sind zu lernen.
Der Revisionismus hat schon angefangen, die Partie zu verlieren, den Rest besorgt die Zeit. Das Problem ist bereits erkannt, und es wurde damit begonnen, den Unrat zu wegzufegen und zu verbrennen. Ich wiederhole, das Problem ist Zeit. Die Revisionisten begannen bereits vor vielen Jahren, die Partie zu verlieren. Und wenn wir noch weiter ausholen, zurück zu den Anfangen gehen, dann begannen sie die Partie bereits zu dem Zeitpunkt zu verlieren, als sie zu Revisionisten wurden, denn die Partie beginnt man von dem Zeitpunkt an zu verlieren, zu dem man die Prinzipien aufgibt, von da an. Alles übrige hängt davon ab, wie sich der Klassenkampf entwickelt, wie eine Partei wie die unsere in der Lage ist, ihre Rolle zu erfüllen, wie die Massen sie tragen, sie unterstützen und weiter entwickeln, wie sie allmählich begreifen, daß es ihre Partei ist, die für ihre Interessen eintritt. Und die Massen werden denjenigen, die sie über Jahrzehnte betrogen haben und weiter betrügen, die Rechnung präsentieren und sie ihrer gerechten Strafe zuführen. Und ebenso werden sie jene verurteilen und bestrafen, die dasselbe vorhaben oder im Begriff sind, es zu tun.
EL DIARIO: Welche Einschätzung verdient Ihrer Meinung nach die vom Papst begründete neue Evangelisation'?
VORSITZENDER GONZALO: Marx lehrt uns, "die Religion ist das Opium des Volkes". Das ist eine marxistische These, die nach wie vor und auch in Zukunft vollkommene Gültigkeit hat. Die Religion ist ein soziales Phänomen, ein Produkt der Ausbeutung, und sie wird in dem Maße aussterben, wie die Ausbeutung beseitigt wird und eine neue Gesellschaft entsteht. Das sind Prinzipien, die wir nicht außer lassen können und die uns immer gegenwärtig sein sollten. In dem Zusammenhang muß man aber auch sehen, daß das Volk religiös ist, was es jedoch niemals daran gehindert hat und niemals daran hindern wird, für seine grundlegenden Klasseninteressen zu kämpfen und der Revolution und konkret dem Volkskrieg zu dienen. Doch wir möchten vollkommen klarstellen, daß wir diese Religiosität als eine Frage der Glaubensfreiheit respektieren, wie es das vom Parteitag verabschiedete Programm bestätigt.
So hat die hier aufgeworfene Frage unserer Ansicht nach mit der kirchlichen Hierarchie, mit dem Papsttum, mit dieser alten Theokratie zu tun. Diese alte Theokratie hat es schon in der Römerzeit verstanden, sich zu organisieren und zu einem Machtinstrument zu werden. Später paßte sie sich den Bedingungen des Feudalismus angepaßt und wurde noch weitaus mächtiger. Immer jedoch hat sie ideologisch wie ein reaktionärer Schild den Kampf des Volkes gebremst, um sich danach, wenn sich die Bedingungen verändert hatten, der neuen Situation anzupassen.
Das wird deutlich, wenn wir die Beziehung zwischen der Kirche und der bürgerlichen Revolution betrachten; ich beziehe mich auf die alte bürgerliche Revolution, ich denke da z. B. an die französische. Die Kirche verteidigte hartnäckig den Feudalismus. Dann, nach langen Auseinandersetzungen - und nachdem die Feudalherrschaft, ich betone, nach langen Auseinandersetzungen gestürzt war- paßte sie sich der bürgerlichen Ordnung an und wurde erneut zu einem Instrument im Dienst der neuen Ausbeuter und Unterdrücker. Was sehen wir in der gegenwärtigen Situation? Es besteht ein unvermeidliche, historische Perspektive, die proletarische Weltrevolution, die neue Ära, die 1917 eingeleitet wurde und dadurch gekennzeichnet ist, daß das Proletariat Revolutionen anführt, um die überholte soziale Ordnung zu beseitigen, und eine neue, endgültige Gesellschaft zu schaffen, den Kommunismus. Wie verhält sich also die Kirche dem gegenüber? Sie folgt ihrer alten Erfahrung, sie versucht, zu überleben. Daher die Durchführung des II Vatikanischen Konzils, bei dem die Kirche nach Bedingungen sucht, die es ihr ermöglichen, zunächst die alte Ordnung zu verteidigen, wie sie es immer getan hat, und sich danach anzupassen und einzurichten, um den neuen Herren zu dienen und weiterhin zu überleben. Das ist es, was sie sucht. Darum geht es im wesentlichen im II Vatikanischen Konzil.
Die Frage der ‚neuen Evangelisation' bezieht sich ganz ausdrücklich darauf, wie die kirchliche Hierarchie, konkret das Papsttum, die Rolle Lateinamerikas einschätzt. Wie die Kirche es selbst sagt, lebt die Hälfte aller Katholiken in Lateinamerika - das hat der heutige Papst bereits 1984 festgestellt. Folglich versucht sie nun die Fünfhundert - Jahr - Feier der Entdeckung Amerikas auszunutzen, um eine Bewegung der sogenannten ‚neuen Evangelisation' voranzutreiben. Im großen und ganzen stellen sie sich das folgendermaßen vor: Nach der Entdeckung Amerikas wurde die Evangelisation offiziell im Jahre 1494 eingeleitet. Und jetzt mit dem Jubiläum wollen sie eine 'neue Evangelisation' durchführen, um ihre Bastion, die Hälfte ihrer Gemeinde, die Hälfte der Bastion, auf die sich ihre Macht stützt, zu verteidigen. Das ist es, was sie anstreben. Auf diese Art und Weise versucht die Hierarchie, das Papsttum, seine Positionen in Lateinamerika zu verteidigen und den Interessen des nordamerikanischen Imperialismus, der Lateinamerika hauptsächlich beherrscht, zu dienen.
Doch diesen Plan müssen wir als Teil einer weltweiten Kampagne und eines weltweiten Planes sehen, im Zusammenhang mit den Beziehungen zur Sowjetunion anläßlich der Jahrtausendfeier ihrer Christianisierung oder mit den Verbindungen zum chinesischen Revisionismus, dem Vorgehen der Kirche in Polen, in der Ukraine etc. Die 'neue Evangelisation' ist Bestandteil eines weltweiten Planes. Die Kirche versucht wie immer, die bestehende Gesellschaftsordnung zu verteidigen, ihr als ideologischer Schild zu dienen, da die Ideologie der Reaktion, des Imperialismus historisch überholt ist, um sich danach anzupassen und weiter zu überleben. Doch dieses Mal ist ihre Perspektive eine andere, nicht so wie früher. Das Gesetz, das Marx entdeckte, wird sich erfüllen: Die Religion wird in dem Maße aussterben, in dem Ausbeutung und Unterdrückung verschwinden, und da sie den Ausbeuterklassen dient un die zukünftige herrschende Klasse keine Ausbeuterklasse ist, kann das Papsttum nicht überleben, und die Religiosiät wird abnehmen. Bis dahin müssen wir die Religionsfreiheit anerkennen bis die Menschen, wenn sie sich unter neuen objektiven Bedingungen entwickeln, ein klares, wissenschaftliches und weltveränderndes Bewußtsein erlangt haben. Demnach ist die 'neue Evangelisation' unserer Ansicht nach innerhalb dieses Überlebensplans der Kirche unter den neuen veränderten Bedingungen, von denen sie weiß, daß sie kommen werden .
EL DIARIO: Vorsitzender, könnte man aus Ihrer Definition schließen - oder könnten Sie das weiter ausführen -, daß die kontinuierlichen Papstbesuche hier im Land im Zusammenhang mit dem Volkskrieg und mit der Unterstützung stehen, die der Papst dem Regime von García Pérez zuteil werden läßt?
VORSITZENDER GONZALO: Ich denke, das ist richtig, so ist es tatsächlich. Allgemein betrachtet haben seine Besuche mit der Bedeutung Lateinamerikas zu tun, und seine Besuche in Peru im besonderen damit, daß er uns veranlassen möchte, die Waffen niederzulegen, während er die Waffen der Militärs, des Völkermörder, segnet, wie er es bei seinen Besuche im unserem Land widerholt getan hat.
EL DIARIO: Nun, Vorsitzender, welches wäre die Haltung der PCP gegenüber der religiösen Theokratie, wenn diese Partei die Macht im Lande übernimmt?
VORSITZENDER GONZALO: Der Marxismus lehrt uns, die Kirche vom Staat zu trennen. Das ist das erste, was wir machen werden. Zweitens - ich wiederhole - respektieren wir die Religionsfreiheit der Menschen, indem wir folgendes Prinzip anwenden: Wir respektieren die Freiheit zu glauben aber auch die Freiheit, nicht zu glauben, also Atheist zu sein. So werden wir vorgehen.