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politische Gefangene
Kampagne: Durchbrecht den Belagerungsring!
Besucht die politischen Gefangenen in den peruanischen Gefängnissen!


Brief eines politischen Gefangenen aus Peru


Genossen in Peru

Genossen in anderen Ländern:


Heute wenden wir uns ein weiteres Mal an euch. Dieses Mal für unsere Sache, für die Sache der politischen Gefangenen in Peru, und wir benutzen dafür ein Mittel, das sie uns nicht haben nehmen können und das sie niemals schaffen werden, uns zu nehmen, das der Sprache.

Wir befinden uns in Peru. Und von hier aus schicken wir diesen Aufruf, damit er an dem Ort, der "Cyberspace" genannt wird, ankommt und dort verbreitet wird. Wir nehmen uns die Freiheit, offen zu euch zu sprechen. Denn das haben wir immer getan.

Ja, ich schreibe aus diesem Land in Südamerika, um euch zu sagen, dass es hier politische Gefangene gibt.

Ich werde euch einige Einzelheiten erzählen. Es gab hier einmal einen internen Krieg, der 1980 begann. Er endete 1992, und damals wollten einige ihn fortsetzen, doch das dauerte nicht lange. Jetzt ist er endgültig aus. In den achtziger und neunziger Jahren gab es mehrere bewaffnete aufständische Gruppen. Nur zwei wurden bekannt: die Kommunistische Partei Perus (Sendero Luminoso) und die Revolutionäre Bewegung Tupac Amaru (MRTA). Natürlich gab es noch andere, sehr viel kleinere Gruppen. DOCH JETZT IST DER BEWAFFNETE KAMPF ZU ENDE.

1990 gab es einen Tyrannen namens Fujimori, der bis zum Jahr 2000 Präsident war. Dann stellte sich heraus, dass er kein Peruaner war; sondern Japaner. Dieser Verbrecher besaß die Unverfrorenheit, 2728 Personen ins Gefängnis zu stecken. Er klagte uns des "Landesverrats" und des "Terrorismus" an. Ein Japaner beschuldigt Peruaner des Landesverrats!!! Sie schufen Gesetze und verurteilten uns zu lebenslänglicher Haft. Keiner sagte etwas. Wir warteten ab, bis die Zeit uns Recht geben würde. Und jetzt gibt sie uns Recht.

Nun haben wir einen Präsidenten, der behauptet, er sei Peruaner (und wir haben unsere Zweifel, denn den peruanischen Politikern glaubt niemand mehr). Er heißt Alejandro Toledo, er behauptet, er sei "Cholo von ganzem Herzen". Doch in Wirklichkeit hat er die Seele eines Yankees. Er spricht besser Englisch als Spanisch. Er denkt in Englisch und spricht nur Spanisch, um das Volk zu betrügen und es aufzufordern, bei den Wahlen für ihn und seine Freunde zu stimmen. Er ist ständig auf Reisen. Mit Geld, das ihm nicht gehört. Er sagt, es seien "Dienstreisen". Dieser Toledo versteht sich gut (natürlich auf Englisch) mit einem gewissen Bush, diesem brutalen Rowdy, der nicht müde wurde, Kinder in Afghanistan zu ermorden und nun das gleiche im Irak vorhat.

Doch das ist nicht alles. Toledo bekämpfte in keinem Moment die Diktatur. Und heute besitzt er die Dreistigkeit, uns "Terroristen" zu nennen und uns zu sagen, dass wir niemals freikommen werden. Die Diktatur steckte Toledo nicht ins Gefängnis. Im Gegenteil, sie zeichnete ihn aus. Er war ständig im Ausland unterwegs, denn das hat ihm schon immer gefallen. Er arbeitete für die Weltbank. Er war Banker. Seine Frau, von der gesagt wird, sie sei eine "sehr intelligente" Frau, arbeitete in einer Bank, die mit der Diktatur in Beziehung stand. Sie wusch das Geld des korrupten Regimes. Sie war Bankerin. Als Banker lernten sie sich kennen und heirateten. Heute fühlen sie sich als Besitzer dieses "Ländchens".

Sie behaupten auch, dass diese neue Regierung die Korruption bekämpft. Doch fast alle korrupten Funktionäre sind wieder frei. Die korrupten Funktionäre und Mafiosi waren noch nicht einmal ein Jahr im Gefängnis, und schon laufen sie wieder frei herum. Als ob nichts gewesen wäre. Und sie bereiten sich auf die nächsten Wahlen vor. Sie leben im Ausland. Ihnen gefällt das gute Leben in Miami. Vor allem, wenn es vom Geld des Volkes bezahlt wird.

Tja, so stehen die Dinge hier.

Heute gibt es keinen wirklichen Krieg mehr. Doch es gibt Hass, Groll und Rachegelüste gegen uns.

Denn sich aufzulehnen, damit es keine Armut mehr gibt, ist ein Verbrechen, das die Millionäre und Mächtigen dieses Landes nicht verzeihen. Bei euch ist es sicherlich genauso. Sie lassen nie zu, dass wir von GLEICHHEIT, DEMOKRATIE, SOZIALER GERECHTIGKEIT, FREIHEIT .... usw. reden. Zumindest nicht auf die Art, wie sie die Armen verstehen.

Ja, wir haben uns aufgelehnt, und das werden wir niemals bereuen. Wir wollten nur die Welt. Eine bessere Welt. Eine Welt, in die viele Welten hineinpassen. Viele von uns wurden ermordet. Es gibt Tausende Verschwundene. Vielleicht haben einige von uns Exzesse begangen. Das bestreiten wir nicht. Doch das waren immer individuelle Exzesse. Als Gruppe verfolgten wir keine Politik des Genozids. Das unterscheidet uns vom Staat, der sehr wohl eine Politik des Genozids gegen uns anwandte. Wer kann in einem Bürgerkrieg Pardon verlangen und wer kann ihn gewähren?

Wir alle hier in diesem Gefängnis sind täglich allen möglichen Formen von Folter ausgesetzt. Körperlicher und psychischer Folter. Gegen uns und unsere Angehörigen. Darüber könnte ich viel erzählen. Alle Folterer befinden sich in Freiheit. Es ist eine Lüge, wenn behauptet wird, es gäbe heute eine "uneingeschränkte Demokratie"

Letzten Endes beklagen wir uns nicht. Wir wussten, worauf wir uns einließen. Und wir sind konsequent in dem, was wir machen, und in dem, was wir sagen. Was auch immer geschieht. Das ist unsere Stärke. Die Energie, die uns am Leben erhält.

Es gäbe vieles mehr zu sagen. Wir würden nie zu einem Ende kommen. Doch wir möchten es nicht auf diesem Wege sagen. Wir wollen euch sehen. Wir wollen euch die Hand reichen. Wir wollen euch umarmen, euch unsere Version der Geschichte erzählen, direkt, ohne die Vermittlung Dritter. Das ist der Anlass für diesen Brief.

Genossen: BESUCHT UNS!!! Kommt nach Peru, besucht dieses Land. Lernt das kämpferische Peru kennen. Wir wissen, dass es viele Peruaner in allen Teilen der Welt gibt. Sie treibt die Armut weg. Andere gehen ohne festes Ziel. Wir werden auf euch warten ... wir werden uns nicht von hier wegrühren.

Aus einem Gefängnis irgendwo in Peru. Dezember 2002


UM DIE GEFÄNGNISSE IN PERU ZU BESUCHEN, BRAUCHT MAN NUR DEN REISEPASS (AUSLÄNDER) ODER DEN PERSONALAUSWEIS (PERUANER). ES ENTSTEHEN KEINERLEI KOSTEN. AUSLÄNDISCHEN GENOSSEN WIRD UNTERKUNFT UND VERPFLEGUNG GESTELLT.

KARAWANE ZUM "DURCHBRECHEN DES BELAGERUNGSRINGS". DIESE KARAWANE WIRD DAS GANZE JAHR HINDURCH ZU DEN GEFÄNGNISSEN IN PERU STATTFINDEN. SCHLIESST EUCH AN.

Weitere Informationen: amanecer95@yahoo.com

Januar 2003