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GEDICHTE DER GENOSSIN MIRIAM


      GEDICHT NR. 7

      Ich fühle
      deine übermächtige Gegenwart
      voller Wut
      wie eine wilde Raubkatze
      die gehindert wird,
      den entscheidenden Schlag zu führen
      eingekerkert
      inmitten
      des richtigen und strahlenden
      Weges.

      Ich fühle
      deine übermächtige Gegenwart
      schmerzhaft
      wie das Schluchzen eines Vaters
      der gezwungen wird,
      sein lebendiges Herz zu verschließen
      denn er wurde
      seinen Kindern entrissen
      während ihre Sinne
      noch erwachten.

      Ich fühle
      deine übermächtige Gegenwart
      glühend
      wie Zeus, und doch ein Mensch
      die Mauer des Verstandes
      zerstört
      und voller Empfindsamkeit
      denn er ist
      berauscht
      von der Liebe zu der Frau
      die sie seinen Armen entrissen.

      Ich fühle
      deine übermächtige Gegenwart
      voller Klarheit, fühle
      wie dialektische Materie
      ansetzt
      zum genialen qualitativen Sprung
      denn es kommt ihm zu
      heute
      verfolgt
      die Entwicklung weiterzuführen.

      Und ich fühle
      deine übermächtige Gegenwart
      Kommunist
      Kampf eines Titanen
      überströmend, optimistisch
      voll konstruktiver Kraft
      denn er ist
      vorbestimmt
      jene neue Welt
      zu bauen
      die uns versprochen ist.

      Sei es mit Gefühl,
      Empfinden
      Leidenschaft oder Verstand
      immer ist es da
      in deiner übermächtigen Gegenwart
      das Gefühl von etwas Göttlichem
      und ich sehe dich jetzt
      gegenwärtig, wirklich,
      endgültig.

      Juni 1993



      GEDICHT Nr 9

      Zwei Frauen
      wie ich:
      eine jung
      die andere alt,
      gegerbte Züge
      roter Kupfer.
      Kein Poncho mehr,
      doch noch den Hut
      die Zöpfe sorglos
      ungekämmt
      und die Röcke
      ausgebreitet.

      Zwei Frauen
      wie ich:
      eine gesund,
      die andere krank.
      Rissige Hände
      schneiden Alhelí.
      Kein Maultier mehr,
      doch eine Ziege.
      Unkraut wuchert
      unbeachtet
      und die Pfade
      menschenleer.

      Zwei Frauen
      wie ich:
      eine ruhig,
      die andere lebhaft.
      Fremde Augen,
      funkelnder Glanz.
      Keine Kerze mehr,
      doch den Mechero.
      Viele Kugeln
      in der Luft
      und die Schleudern
      sind verborgen.

      Zwei Frauen
      wie ich:
      eine weint,
      die andere fleht.
      Der Schrei der Opfer
      spricht für sich.
      Nun gibt es nichts mehr,
      nur den Weg.
      Rote Gräber
      in den Anden
      und die Massen
      in Bewegung.

      Zwei Frauen
      wie ich:
      eine singt,
      die andere freut sich.
      Mutige Truppen
      kämpften hier.
      Nun gibt es keinen Krieg mehr,
      doch den Krieger.
      Ungezähmte Wogen
      der Zukunft
      und neue Heldentaten
      beginnen wir.


      Juli 1993



      GEDICHT NR. 15

      Unachtsam
      öffneten wir die die Fenster der Nacht
      und ein jäher Blitz
      des Winters durchdrang
      den Kopf der Bewegung.
      Zurück blieb der Körper, untröstlich
      kopflos
      in Dunkelheit getaucht
      in Tränen erstickt
      im Chaos versunken.
      Das frühlingshafte Surren
      der Insekten ertönte,
      und er wurde von seinen Anhängern verleugnet
      und zu den Verdammten gezählt
      und unter den Lebenden begraben.
      Plötzlich erhob sich seine Stimme,
      warm im Herbst,
      die Stimme der kämpfenden Klasse,
      der Partei, der Führung,
      des Oberhauptes, die Lösung:
      "Hier abbrechen,
      Rückzug unserer bewaffneten Rebellion
      für beträchtliche Zeit!
      Eine neue Etappe beginnen,
      nicht aufhören zu kämpfen!
      Für immer das Ziel beibehalten!"
      Erfüllt und durchdrungen
      vom Licht des Kommunismus
      ewiger Stern
      Energie
      Ideologie.
      Vollendetes Denken
      in seiner dialektischen Begründung
      einfache Sprache
      voller Mut
      mit kaltem Kopf
      und glühendem Gefühl.
      Entwaffnet
      gebrauchte er die Waffen des Kommunisten
      und warf sich
      in eine neue Schlacht.
      Er ergriff die Fahne
      mitten in Fall,
      sie unbesiegt zu retten
      treibt ihn voran.
      Ich sah seine proletarische
      Standhaftigkeit
      in seiner kommunistischen Beharrlichkeit.
      Welch tiefe Überzeugung
      in die neue
      Entscheidung, Definition.
      Doch der Lehm
      der schwarze, faulige
      Schlamm
      fiel herab
      und bedeckte
      seinen schönen Körper,
      und ich fühlte den Schmerz
      denn er gehört nicht ihm,
      sondern mir,
      der Klasse,
      der Partei.
      Und der Regen wusch den Morast
      und seine Gestalt
      blieb rein
      durchdrungen vom Wasser
      wie roter nasser Marmor
      und der Sommer
      der Partei,
      in neu aufblitzendem
      Glanz
      wie mein Lied.
      Wieder ertönt seine Stimme
      die Stimme der kämpfenden Klasse,
      der Partei, der Führung,
      des Kopfes an der Spitze.
      Und wie gestern
      wird es morgen sein,
      heute und für immer,
      mit ihm, mit Gonzalo
      dem Vorsitzenden
      bis zum Kommunismus!

      Dezember 1993